Er ist seit Jahren der Kapitän, das "Gesicht" des WAC: Michael Liendl! Der Regisseur des Tabellenzweiten der Admiral Bundesliga fehlte zuletzt in Salzburg wegen "covid-positiv". Feiert der Lavanttaler Leader vor der "englischen Woche" - mit dem ÖFB-Cup-Halbfinal-Highlight gegen RB Salzburg - Sonntag beim Gastspiel bei seinem Ex-Klub Austria Wien ein Comeback? Wie sehen die Zukunftspläne des 36-jährigen Grazers aus, dessen Vertrag im Sommer ausläuft? Wie schätzt der Leit-Wolf die Meistergruppen- und Cup-Aussichten des WAC ein? Liendl hat viel vor: mehr im Ligaportal-Exklusiv-Interview "Give-me-Five-" (= fünf Antworten). 

 

Michael Liendl absolvierte bisher 288 Bundesliga-Spiele! Für drei Klubs: Wolfsberger AC, Austria Wien und Kapfenberg. 67 Tore und 96 Assists stehen beim Linksbeiner und "Vorlagen-König" zu Buche. Hier im Duell mit Mohamed Camara vom amtierenden Double-Titelträger RB Salzburg, mit dem sich der WAC nächsten Mittwoch im Cup-Halbfinale misst.

Ligaportal: Hallo Michael, Quarantäne überstanden, wie ist Dein aktueller Gesundheitszustand und dürfen die Fußball-Fans nach einem Spiel Pause von Dir in Salzburg am kommenden Sonntag mit Deinem Comeback rechnen? 

Im Training "bisschen schwarz vor den Augen"

Michael Liendl: Ja, ich war in Quarantäne, doch hatte so gut wie keine Symptome, außer etwas Schnupfen. Ich durfte dann Sonntag die Quarantäne wieder verlassen und Montag wieder zum Training, weil ich da nochmal einen Test gemacht habe, der zum Glück negativ war. Das erste Training war überraschenderweise etwas schwierig, weil ich dachte, das geht locker los. Aber dann war mir während des Trainings doch etwas schwindelig und schwarz vor den Augen, bisschen Kopfschwerzen.

Das war überraschend, weil ich so gut wie keine Symtome hatte und trotzdem so Probleme bekommen habe während dem Training. Dann wurde nochmal alles untersucht und ab heute bin ich wieder voll im Training. Mittlerweile sind die Schwindelgefühle auch weg, somit geht es mir jetzt richtig gut. Ich hoffe natürlich, sofern es keinen Rückschlag gibt, wovon ich mal ausgehe, dass ich Sonntag wieder am Start sein werde. Freue mich natürlich, dass ich wieder zurück bin auf dem Platz und wieder spielen darf.

Ligaportal: Du hast es hinter Dir, RB Salzburg erfährt derzeit einen Covid-Cluster...der TSV Hartberg, WSG Tirol, Sturm Graz und auch der WAC haben es schon durch. Wie ist das in solchen Tagen, hat man dann nach der Rückkehr ins Spiel schon einen physischen bzw. Wettbewerbs-Nnachtteil und wie siehst Du das bei Salzburg derzeit...auch im Hinblick auf das Cup-Spiel nächsten Mittwoch in Wolfsberg?

Michael Liendl: In erster Linie hoffe ich mal, dass es allen Akteure gut geht. Das ist die oberste Priorität. Da rückt der Sport in den Hintergrund. Entscheidend ist, dass die Spieler gesund sind oder werden. Hoffentlich auch ohne große Symptome. Da ist das Spiel dann nicht so entscheidend. Klar ist es so, wenn du so einen großen Cluster hast, dass es logischerweise nicht förderlich ist. Sportlich gesehen ist es sehr, sehr bitter. Wenn es so viele betrifft, wie jetzt bei Salzburg, kann man vielleicht davon sprechen, dass wenn das Spiel stattfindet, wir dementsprechend einen Vorteil haben.

Aber mir ist am liebsten, wenn man gegen die gesunden Spieler von Salzburg spielt. Die alle fit sind. Man will sich immer mit den Besten messen. Von daher ist es dann immer schade, wenn der ein oder andere nicht dabei sein kann. Wie das Spiel dann wird, ob es stattfinden wird...wenn du 14 Spieler plus zwei Torhüter hast, dann muss das Spiel stattfinden. Wir haben davor noch eine schwere Aufgabe gegen Austria Wien. Ist nie angenehm, wenn das Cluster so hoch ist. Auch wenn es nur ein Fall ist, ist es nicht angenehm, weil die Gesundheit im Vordergrund steht. Da hoffe ich, dass alle Beteiligten es gut überstehen und es allen gut geht.

"...sicher nicht unglücklich, wenn LASK nicht in Meistergruppe kommt"

Ligaportal: Der WAC hat seit Anfang Oktober bis auf den "Aussetzer" bei der WSG Tirol im November und jüngst der unglücklichen Niederlage in Salzburg eine eindrucksvolle Siegesserie. Worauf führst Du die Erfolge zurück und wie siehst Du die Rolle des WAC in der Liga als "Zünglein an der Waage" bei der Playoff-Entscheidung in den verbleibenden beiden Grunddurchgang-Partien bei Deinem Ex-Klub Austria Wien und dann gegen den LASK, die noch nicht für die Top 6 qualifiziert sind? Wie weit geht ihr die Partien seriös an, obwohl ja dazwischen das Highlight im Cup-Halbfinale gegen Salzburg ist?

Michael Liendl: Wir haben nach anfänglichen Schwierigkeiten richtig gut in die Saison rein gefunden. War viel Neues dabei, speziell am Trainersektor. Dass sich das Trainerteam verändert hat und wir bisschen länger gebraucht haben, bis wir alles intus haben, was der Trainer von uns verlangt. Das hat dann bisschen Zeit gebraucht und dann sind wir schon mit dem ersten Sieg richtig gut in Schwung gekommen. Wir haben auch eine gewisse Qualität auf dem Platz, sind im Kader in der Breite wahrscheinlich auch besser aufgestellt als vielleicht die Jahre zuvor.

Deswegen sind wir momentan sehr, sehr stabil. Speziell ist ein entscheidender Faktor, dass wir alle nach Vorne verteidigen. Und im Umschaltspiel von defensiv auf offensiv, aber auch von offensiv auf defensiv richtig gut mitarbeiten. Das ist sicher ein Erfolgsrezept, das wir mittlerweile verinnerlicht haben. Wenn alle elf richtig gut mitarbeiten, gepaart mit der individuellen Qualität, die wir auf den Platz bringen, führt das dann dazu...und deswegen stehen wir auch zurecht auf dem 2. Platz. Bezüglich Playoff sehe ich persönlich mich nicht als ´Zünglein an der Waage´. Entscheidend ist, dass wir die Spiele gewinnen. Wir brauchen genauso jeden Punkt, weil dann in der Meistergruppe halbiert wird. Da ist es besser, wenn man den ein und anderen Sieg noch einfährt bevor die Teilung kommt. Das tut gut.

Deswegen schauen wir auf uns. Da ist es egal, ob es beim Gegner um irgendwas geht oder nicht. Entscheidend ist, dass wir für die Meistergruppe weiter punkten. Deshalb wird da nochmal alles raus gehauen in den letzten zwei Spielen vor der Teilung. Wer dann wirklich in die Meistergruppe kommt, ist für uns nicht wirklich entscheidend. Klar ist es, dass der LASK eine richtig gute Truppe ist und wir sicher nicht unglücklich sind, wenn sie nicht in die Meistergruppe kommen. Aber dann haben wir einen anderen schweren Brocken vor uns, das wird auch nicht einfacher. Wir wollen beide Spiele noch gewinnen, damit wir eine noch bessere Ausgangsposition für die Meistergruppe haben. Das ist das absolute Ziel, dem auch alles untergeordnet wird.

Natürlich haben wir dazwischen das Cup-Halbfinale, das für uns ein totales Highlight ist, wo wir eine richtig, richtig große Chance haben in das Finale einzuziehen. Das wollen wir auch schaffen, auch wenn es richtig schwer wird, aber im Fußball ist alles möglich. Es wird eine spannende Woche für uns alle und dementsprechend werden wir uns auch vorbereiten."

Michael Liendl will noch ein Jahr weiter über Tore und Siege jubeln, respektive ein weiteres Jahr dranhängen.

Fronten früher abstecken 

Ligaportal: Dein Freund Zlatko Junuzovic (RB Salzburg) wird Ende September 34, Andreas Ulmer und Du Ende Oktober 37 Jahre jung...der Salzburger Kapitän hat seinen Vertrag bereits um ein weiteres Jahr verlängert bei den Roten Bullen. Wie schaut es mit Deinem im Mai auslaufenden Kontrakt aus und wie sind Deine Karriere-Pläne, auch die Zeit danach?

Michael Liendl: Ja genau, mein Vertrag läuft aus im Sommer. Wir haben schon ein Gespräch geführt und sind im Austausch, wie es weiter gehen soll in Zukunft. Fakt ist, dass ich für mich selber beschlossen habe, noch ein Jahr weiterzuspielen. Das ich allgemein ein gutes Verhältnis zum Verein, zum Trainer und zum Präsidenten habe, ist jetzt kein großes Geheimnis. Wir verstehen uns alle richtig gut. In meinem Alter muss man sowieso von Jahr zu Jahr schauen. Da schaut man nicht mehr auf zwei, drei, vier Jahre. Doch das ist kein Problem für mich.

Ich habe für mich persönlich entschieden, nochmal weiter zu spielen... mindestens noch ein Jahr und dann werden wir sehen wie es weitergeht. Ich habe in den Gesprächen meinen Standpunkt dargelegt, der Verein seinen. Fakt ist, dass ich sicher nicht bis Mai warten werde, um eine Entscheidung hervorzurufen. Das habe ich auch gesagt, dass ich das nicht möchte...damit allgemein die Fronten früher abgesteckt werden. Das wird dann auch so passieren. Ich möchte erst mal das eine Jahr noch Fußball spielen und nach meiner Karriere auf alle Fälle im Fußballbereich bleiben. Weil das meine Leidenschaft ist und ich wahrscheinlich das auch am besten kann (lacht). Deswegen möchte ich unbedingt im Fußball-Geschäft bleiben.

In was für einer Funktion oder Tätigkeit, weiß ich noch nicht. Wo, wie und was...kann ich jetzt noch nicht sagen. Was ich sagen kann ist, dass ich versuchen möchte, im Fußball zu bleiben. Das Trainerwesen interessiert mich. Dementsprechend habe ich schon die ein und andere Ausbildung gemacht. Ob es dann Trainer oder eine andere Funktion wird, wird die Zukunft zeigen.

Als Zweiter ganz oben anklopfen

Ligaportal: Der WAC ist seit Einführung der Playoffs in jedem Jahr im oberen Playoff, wurde zwei Mal Dritter, im Vorjahr 5. - aktuell im Grunddurchgang Zweiter - mit 34 Zählern (Vorjahr nach 20 Rd. = 30) mit fast gleichem Torverhältnis wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres (32:31, jetzt 33:31). Wie siehst Du die WAC-Ambitionen heuer in der Meistergruppe? Und auch im Cup, wo die Wölfe wie im Vorjahr wieder im Halbfinale sind und das Finale ja wieder in Kärnten ist?

Michael Liendl: Ist schon überragend, dass der WAC seit Einführung der Meistergruppe jedesmal dabei ist. Das ist was Besonderes, nicht alltäglich, nicht normal. Wenn man bedenkt, wer da jedes Jahr auch unten dabei war. Da war immer mindestens eine Überraschung dabei. Wir sind mit harter Arbeit da hin gekommen - das haben wir die letzten Jahre sehr gut praktiziert und können stolz sein. Doch nur weil du in der Meistergruppe bist, hast du noch nichts in der Hand, nix erreicht. Du kannst zwar nicht mehr absteigen, das ist positiv.

Wenn du in der Meistergruppe Sechster wirst, hast du nicht mehr wie einen warmen Händedruck verdient. Das war´s dann. Ganz klar ist die Ambition ein internationaler Startplatz. Jetzt vor allem noch mehr durch unsere Ausgangskonstellation als Tabellenzweiter, wo man ganz oben anklopfen kann. Unser Ziel ist, am Ende einen internationalen Startplatz einzunehmen. Das wird total schwer, weil in zehn Spielen alles passieren kann.

Wir brauchen eine gute Ausgangsposition und können in den zwei Spielen gegen die Austria und den LASK noch Big-Points machen. Wir müssen uns nicht kleiner machen und kleiner reden. Wenn es möglich ist, wollen wir den 2. Platz verteidigen. Wenn wir das nicht schaffen, gilt der Fokus allgemein auf einen internationalen Startplatz. Das werden wir in Angriff nehmen. 

Bei "Monster-Aufgabe" alles "ausreissen", um in´s Finale zu kommen

Das Cup-Spiel ist sicher ein vorweg genommenes Finale wie der Stand der Dinge ist. Salzburg musst du im Cup irgendwann mal schlagen, wenn du Cupsieger werden willst. Entweder du triffst im Finale auf sie oder wie wir jetzt im Halbfinale. Du musst sie halt mindestens einmal schlagen, wenn du den Cup-Titel einhamstern willst. Deswegen weiß ich nicht, ob es ein Vor- oder Nachteil ist im Halbfinale. Fakt ist, dass Salzburg wahrscheinlich auch gegen uns nicht gerne spielt und vielleicht auch jemand anders lieber gehabt hätte. Zumal hier in Wolfsberg nochmal. Da treffen zwei richtig gute Mannschaften aufeinander.

Wir haben da zu 100 Prozent, davon bin ich überzeugt, eine Chance in´s Finale einzuziehen. Mit der Zusatzmotivation, dass das Finale in Klagenfurt ist. Spricht viel dafür, dass man sich alles ausreißt, um ins Finale zu kommen. Dass es eine Monster-Aufgabe wird gegen Salzburg zu gewinnen, haben wir am Wochenende gesehen. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Auf Strecke wirst du Salzburg mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schlagen können, aber in einem Match, in dem einen Sprint, kannst du es vielleicht holen und vielleicht schnappen, damit du in´s Finale einziehst.

Wir müssen mit sehr viel Überzeugung an die Sache ran gehen. Das werden wir machen, wir sind Tabellenzweiter und eine richtig gute Truppe. Deshalb können wir Salzburg Zuhause in dem einen Spiel auf alle Fälle schlagen. Somit bin ich nachwievor optimistisch, dass wir das Finale in unserer Heimat austragen dürfen.

Das Interview führte Herbert Pumann

Fotos: GEPA/ADMIRAL