Damir Canadi, seit Juni Trainer beim kroatischen SuperSport HNL-Ligisten HNK Šibenik (nach 6 Spieltagen Tabellen-4. mit einem Sieg, 4 Remis - darunter drei Mal 0:0 - und einer Niederlage) - äußerte sich einmal mehr kritisch über die Entwicklungen bei seinen Ex-Klubs SCR Altach und SK Rapid Wien. Bei den Rheindorfern wurde der 52-jährige Wiener im vergangenen Dezember entlassen, als die Vorarlberger Schlusslicht der ADMIRAL Bundesliga waren. In der Sky Sport Austria-Sendung "Talk & Tore" redete der UEFA-Pro-Lizenz-Trainer jede Menge Klartext und sparte nicht mit Kritik an seinen ehemaligen Vereinen.

"Man dreht bei Rapid nicht an den richtigen Stellschrauben"

Trainer Damir Canadi über...

…seinen neuen kroatischen Klub HNK Sibenik: „Es ist ein kleiner Verein, der versucht sich in der Liga zu etablieren. Die letzten zwei Jahre haben sie gegen den Abstieg gespielt und jetzt wollen wir den Klub stabilisieren. Im März kam ein neuer Investor, der den Klub stabilisieren will. Als Sportdirektor wurde Dario Dabac (Anm.. früher Spieler bei der SV Ried) geholt und ich wurde als Trainer verpflichtet. Es ist sehr spannend.“

…seinen Ex-Klub SK Rapid Wien: „Man dreht nicht an den richtigen Stellschrauben. Es sind noch die selben, die den Verein weiterhin führen. Das kritisiere ich auch. Es liegt nicht immer an der sportlichen Führung, am Sportdirektor, an den Spielern. Ich weiß, wie es bei Rapid ist. Das muss man ganz klar ansprechen. Es sind die selben Leute dort und ich denke, dass dort immer Energie drinnen ist, was für die Spieler echt nicht leicht ist.

Die müssen extremen Druck aushalten. Man hat das Gefühl, man muss immer für die Rapid-Fans spielen. Das soll auch so sein, aber es ist wichtig, dass man sich auf Fußball konzentriert. Man darf sich nicht zufriedengeben, wenn man einmal Zweiter wird. Man versucht das immer irgendwie auszureden. Man geht nicht dorthin, wo man wirklich was tun muss. Es ist nicht immer leicht beim SK Rapid Wien.“

…das Vorarlberger-Derby SCR Altach vs. Austria Lustenau: „Das Ergebnis war sehr überraschend für mich. Lustenau performt überragend bis jetzt. Sie haben diese Euphorie aus der 2. Liga mitgenommen. Von den Fans her war es auch überragend. Respekt an den Trainer. Mader macht einen tollen Job. Aber ich hatte mir schon gedacht, dass bei Altach mehr Stabilität jetzt reinkommt.“

"Zwischenbrugger wird nie eine Mannschaft führen"

…die Qualität vom SCR Altach unter ihm: „Wenn ein Jan Zwischenbrugger heute eine Mannschaft führen sollte, ohne ihn persönlich anzugreifen, sondern einfach von seiner Art her, wie er ist, dann ist er für mich kein Führungsspieler, sondern ein erfahrener Spieler, der 32 Jahre alt ist. Er wird aber nie eine Mannschaft führen. Das habe ich klar angesprochen.

Wir haben dann auch mit Casali einen Umbruch gestartet. Das war eine ganz schwere Entscheidung, speziell für mich als Trainer. Es war aber auch die richtige Entscheidung. Nuhiu war unter mir nicht ganz fit und jetzt ist er wieder fit und kann der Mannschaft auch helfen. Damals habe ich es ganz klar angesprochen. Ich denke dann reicht es auch nicht aus mit diesen Verpflichtungen.

Die Mannschaft hat dann auch gewisse Dinge entschieden, die ich nicht hingenommen habe und auch nicht hinnehmen kann. Der Verein hat sich dann gegen mich entschieden. Das ist auch Ordnung. Es passiert aber wieder dasselbe. Es geht seit Jahren im gleichen Trott weiter. Ich wünsche dem SCR Altach nur das Beste, der hat mir eine Trainerkarriere ermöglicht.“

"Ärgere mich, dass ich Marin Ljubicic nicht bekommen habe"

…den LASK und Marin Ljubicic: „Ein Spieler, den ich auch zu Sibenik holen wollte. Ich war im Kampf mit dem LASK. Leider konnte ich ihn nicht motivieren, dass er zu Sibenik geht. Er wollte unbedingt den Schritt ins Ausland machen. Er macht einen richtig guten Job bis jetzt. Ich ärgere mich natürlich, dass ich ihn nicht bekommen habe.“

…den Stress des Trainerberufes: „Es kommt relativ schnell die Kritik. Es gibt auch kaum mehr Geduld. Es geht dann schon ins Eingemachte, wenn man liest, es ist immer dieselbe Person dran schuld. Man nimmt es dann mit. Speziell bei Rapid kann keiner so hart sein und sagen, er steckt es alles weg. Man braucht Zeit. Wenn mal Stabilität gegeben ist, dann kommt auch Erfolg. Leider werden aber viele andere Menschen sehr nervös. Sie wollen alle Erfolg haben und in den nächsten zwei Monaten gleich mal Meister werden. So funktioniert es nicht.

"Red Bull hat es vorgemacht"

Red Bull hat es uns vorgemacht, wie Erfolg richtig geplant werden kann. Und daran sollten wir uns mal halten und vom eigenen Ego mal runtertreten. Das ist für jeden Verein in Österreich mal wichtig. Was aber in der Vergangenheit passiert ist, interessiert auch keinen mehr. Wer wen gebracht hat oder wer wen verkauft hat. Es geht immer nur ums persönliche Ego. Es geht immer um den Ist-Zustand der sportlichen Entwicklung. Wo steht die Mannschaft heute? Ist Rapid so gut? Wenn ich auf den linken Außenverteidiger schau, ohne irgendwen anzugreifen, da fehlen einfach ein paar Positionen in dieser Mannschaft, damit sie um die Meisterschaft mitspielen können. Da darf man sich nicht selbst irgendwo starkreden.“

"Im Ausland gibt es keine Vorurteile"

…die Wertschätzung im Ausland: „Im Ausland gibt es keine Vorurteile. So lernst du auch die Menschen kennen auf jeder Ebene. Da fängt man bei null an und man muss sich diese Dinge auch erarbeiten. Im eigenen Land ist es dann vielleicht ein bisschen anders. Da hat man viele Kenntnisse und weiß, mit wem man es zu tun hat. Es ist wahrscheinlich am schwierigsten in der eigenen Stadt oder im eigenen Dorf zu arbeiten.

So war es ja bei mir damals bei Rapid. Wenn du genau weißt, wie jeder zu seinem Job gekommen ist, und das habe ich gewusst, weil ich 10 Jahre lang im Amateurbereich gearbeitet habe, dann ist es nicht immer gut. Dann geht man vielleicht auch zu direkt damit um. Vor allem wenn dann vom jemanden was kommt, der dir was erklären will, aber selber nie in dieser Verantwortung gestanden ist. Es ist immer leicht von der Seite zu reden, aber in dieser Verantwortung zu stehen ist das Entscheidende.“

Fotocredit: Josef Parak + GEPA-ADMIRAL