Er ist gebürtiger Rieder und bekennender Akteur des ADMIRAL Bundesligisten SV Guntamatic Ried: Samuel Sahin-Radlinger. Mit 5 Jahren begann alles bei seinem "Herzensverein". Im exklusiven Ligaportal-"Give-me-Five"-Interview (5 Fragen = 5 Antworten) hatte der 29-Jährige so viel Interessantes aus seinem bisher bewegten Fußballer-Leben zu erzählen, dass wir es auf Teil 1 + 2 aufgeteilt haben. Heute in Teil 1 äußert sich der 1,98 Meter große Goalie, der bis zum 14. Lebenjahr Feldspieler war, über die prekäre sportliche Situation der Innviertler vor dem Sonntagspiel um Big-Points gegen Schlusslicht SCR Altach - ab 14:30 Uhr im Ligaportal-LIVETICKER - sowie seine Legionärs-Zeit in Deutschland, Norwegen und England...Spiele vs. Atletico + Sevilla...und einen richtigen Wikinger.

Riskiert hin und wieder Kopf & Kragen und bereinigt brenzlige Situationen - wie hier gegen Stürmer Christoph Lang von Vizemeister SK Sturm Graz - auch schon mal unkonventionell und per Kopfballabwehr: SV Ried-Rückhalt Samuel Sahin-Radlinger.

"Teambuilding-Workshop hat was gebracht und war keine Alibi-Veranstaltung"

Ligaportal: Hallo Samuel. Nach einer Unserie von sieben sieglosen Spielen und dem enttäuschenden Auftritt bei Austria Wien...wie wurde das alles in der länderspielbedingten Bundesliga-Pause verarbeitet, welche konkreten Maßnahmen gab es?

Samuel Sahin-Radlinger: Es ist natürlich eine extrem schwierige Situation, in der wir gerade sind. Wir haben in den letzten Wochen extrem viel analysiert, extrem viel untereinander gesprochen. Wir hatte da auch ein, zwei Tage dabei, wo wir uns generell auf Dinge fokussieren, die rundherum für uns wichtig sind. Wir haben einen Teambuilding-Workshop gemacht, der, wie ich finde, wirklich auch was gebracht hat. Wo das nicht nur so eine Alibi-Veranstaltung war, sondern jeder sich mit eingebracht hat.

Im Endeffekt sind wir jetzt wieder in diese Woche sehr hoffnungsvoll gestartet. Mit voller Tatendrang, weil wir wissen, dass jetzt gegen Altach ein extrem wichtiges Spiel ist. Für uns als Mannschaft ist das keine einfache Situation. Man spürt den Druck, der von außen kommt. Wir sind ja trotzdem eine junge Mannschaft und von dem müssen wir jetzt die nächsten paar Tage nochmal 120 Prozent geben im Training und das dann am Sonntag auf dem Platz wirklich liegen lassen. Dann bin ich voller Zuversicht, dass wir die drei Punkte daheim lassen. 

Ligaportal: "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"...kennt man ja bei der SV Ried. Auch in der Vergangenheit habt ihr nach erfolglosen Saisonphasen die Kurve bekommen, woran nährt sich Dein Glaube, auch diesmal aus dieser Negativ-Spirale herauszukommen?

"Dann war eben dieser Knacks drinnen, der irgendwie noch andauert"

Samuel Sahin-Radlinger: Ja es ist in den letzten 2 1/2 Jahren, seit ich wieder hier bin, eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wir haben schon Serien hingelegt, wo wir eine ganze Saison lang daheim ungeschlagen waren und auch große Gegner geärgert und besiegt haben. Und wenn ich dann die letzte Saison hernehme, wie wir ganz knapp die Top 6 verpasst haben. Dann war eben dieser Knacks drinnen, der irgendwie noch andauert. Das zieht sich seitdem richtig durch, dass wir nicht mehr richtig in die Gänge kommen.

Doch wir sind an dem dran und sprechen die Dinge jetzt knallhart an in der Kabine, dass gewisse Sachen einfach nicht gehen und wir sie ändern müssen. Von dem her bin ich schon überzeugt, dass wir den Turnaround wieder schaffen wie in den letzten Jahren, wenn es mal nicht so lief. Das geht wirklich nur, wenn alle an einem Strang ziehen und Vollgas geben. Das redet sich immer so leicht. Doch wenn die Chemie im Team stimmt und jeder für den anderen kämpft und da ist, dann ist das auch möglich, dass wir da wieder raus kommen.

Auszugsweise eine der vielen Pracht-Paraden vom 29-jährigen SVR-Keeper in dieser Saison. Im OÖ-Derby beim LASK (1:1) in Pasching meisterte Samuel Sahin-Radlinger in dieser Szene den spektakulären Freistoßball von Peter Michorl, der gepasst hätte, wenn...

Quantensprung: Erst mit 14 vom Feldspieler zum Torhüter, 2 Jahre später bereits Profikader 

Ligaportal: Du hast in Deiner Profi-Laufbahn schon einige Stationen erlebt. Auch als Legionär in Deutschland bei Hannover 96 & 1. FC Nürnberg, dazu in Norwegen SK Brann Bergen, in England FC Barnsley...dazu in Österreich Union St. Florian und den SK Rapid Wien. Was war Deine prägendste Zeit aus dieser Vita?

Samuel Sahin-Radlinger: Schwierig zu sagen, weil es in jeder Etappe spannende Sachen gab. Ups and downs. Ich war in 2009 bei der SV Ried zu den Profis gekommen (Anm.: als 16-Jähriger). Ich war da erst zwei Jahre Torwart, davor ja Feldspieler. Mein damaliger Tormann-Trainer Vlado Cvetkovic hat das Talent in mir gesehen und mich zu den Profis hochgeholt. 2010/2011 wurde ich zu St. Florian ausgeliehen. Ich war damals 17.

Das war eine Riesensache als 17-Jähriger in der Regionalliga schon im Tor zu stehen. Ich habe dadurch auch den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft und dadurch auch das Interesse von Hannover 96 auf mich gezogen. 2011 kam dann der Wechsel nach Hannover. Da war es schon am Anfang extrem prägent, ich war 18. Ich weiß das noch genau. Ich war grad mit dem ÖFB-U21-Team (Anm.: 12 Einsätze) unterwegs und dann kam der Anruf von Mirko Slomka (Anm.: Trainer vom damaligen Bundesligisten Hannover 96), dass der 3. Tormann Markus Miller ein Burnout bekommen hat und für gewisse Zeit ausfällt.

"Von Ried nach Hannover und in die weite Welt"

Slomka sagte mir dann am Telefon: ´Junge, ich vertrau dir zu 100% und du bist unser neuer 2. Torwart`. Das war zu Glanzzeiten von Hannover 96 mit extrem konstant guten Leistungen in der Bundesliga. Wir sind in der Europa League zwei Jahre hintereinander richtig weit gekommen, haben Atletico Madrid und Sevilla auswärts gehabt und Riesenspiele gemacht, auch gegen große Gegner gewonnen.

Das war natürlich als 18-Jähriger von Ried nach Hannover und in die weite Welt überragend. Das werde ich nie vergessen. Es war auf Dauer auch die längste Zeit, die ich bei einem Verein im Ausland verbracht habe. Da wachsen Freundschaften heran, mit denen ich heute noch sehr gut bin. Von daher war das eine extrem schöne Zeit. 

"Haben richtigen Wikinger Zuhause"

Dann mit der Leihe zum 1. FC Nürnberg war leider für mich ein Flop. Ich war da verletzt und kam nicht zu meiner gewünschten Spielzeit, wodurch ich dann wieder zurück zu Hannover 96 bin. Von da aus dann ein Jahr Rapid Wien. Das war für mich leider auch nicht glücklich. Ich habe da ein Spiel gemacht und war Ersatztorwart.

Danach kam endlich die erste Ausleihe, die für beide Seiten Sinn gemacht hat. Ich bin dann nach Norwegen zu Brann Bergen gewechselt. Dort ist auch unser erster Sohn zur Welt gekommen. Von daher haben wir einen richtigen Wikinger Zuhause. Ich hatte da eine schöne Zeit, Norwegen ist ein tolles Land. Ich habe dort sehr nette Menschen kennengelernt. Generell die Kultur hat uns sehr gefallen. Wir hatten eine wunderschöne Wohnung direkt am Meer. Es war wirklich ein traumhaftes Jahr.

Dann war die Leihe zu Ende und ich bin zu 96 zurück, noch für ein halbes Jahr und durfte dann auch endlich nach langer Zeit, wo ich mich gedulden musste, durfte ich noch in der 1. Bundesliga in Deutschland mein Debüt geben (Anm.: 18. Mai 2019 in Düsseldorf).

"Potential auf jeden Fall da, Deutsche Bundesliga zu spielen"

Das haben wir leide 2:1 verloren und wir sind in diesem Jahr auch abgestiegen, doch ich denke es war eine ordentliche Leistung von mir. Da habe ich auch gemerkt, dass das Potential auf jeden Fall da ist, auch in der Deutschen Bundesliga spielen zu können.

Von daher war das schon mal eine extrem prägende Zeit. Dann kam Barnsley, wo es für mich sehr gut begonnen hat und ich als Nr. 1 gestartet bin. Dann kam eine kleine Verletzung und Corona und so nahm das Ganze auch schon wiede sein Ende. Es war eine kurze Zeit und danach kam das Thema Ried."

"Von Berlin & Rom in Weltmetropole Ried"

Und wie es mit Samuel Sahin-Radlinger bei der SV Guntamatic Ried, wo sein Vertrag im Juni 2023 ausläuft, weiter geht, welche persönlichen Ziele er hat...was es mit seinem ÖFB-Team-Traum und "von Berlin & Rom in die Weltmetropole Ried" auf sich hat...folgt zeitnah in Teil 2 des "Give-me-five"-Interviews.

Das Interview führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: Harald Dostal/www.sportbilder.at