Es war der Paukenschlag am 3. Mai 2022 als Dietmar Kühbauer beim LASK das Trainer-Zepter vom davor glück- und erfolglosen Andreas Wieland übernahm. Erstmals seit der Liga-Reform hatten sich die Linzer im Unteren Playoff einzufinden und gerade zuvor eine 0:4-Pleite bei der WSG Tirol kassiert. Dann kam Didi... übernahm den Tabellenachten und kletterte mit den Schwarz-Weißen mit der neuen Saison 2022/23 um 5 Ränge auf Platz 3. Der 52-jährige Burgenländer äußert sich bei Ligaportal im "Give-me-five"-Interview (5 Fragen = 5 Antworten) über sein "Jungfern-Jahr" beim LASK und was er noch alles vor hat mit den Athletikern.

Stets in der Coachingzone (und auch darüber hinaus) "on Fire" und seine Burschen pushend: LASK-Cheftrainer Dietmar Kühbauer. Der voller Tatendrang in sein 2. Jahr bei den Linzern geht und im aktuellen Meister-Playoff auf Erfolgskurs ist (einzig mit RB Salzburg noch ohne Niederlage). Das Restprogramm der Athletiker: Austria Klagenfurt (A), FC Red Bull Salzburg (H), SK Rapid Wien (A), FK Austria Wien (H), SK Sturm Graz (A).

17 Siege und fast 2 Punkte im Schnitt in 32 Partien

Am 3. Mai 2022 bestellte der selbst erst seit Herbst 2021 als neuer LASK-Sportdirektor im Amt befindliche und noch unter "Welpenschutz" stehende Radovan Vujanovic zur Überraschung vieler Dietmar Kühbauer zum neuen Cheftrainer der Athletiker. Manchen Unkenrufen zum Trotz wurde daraus bisher eine Erfolgsstory. Damals noch Rang 8, jetzt 5 Plätze höher Drittplatzierter, zum Saisonauftakt gar über Wochen Spitzenreiter: Kühbauer und der Klub aus der Stahlstadt - das passt bisher.

Kein Team machte in der Tabelle einen derartigen Sprung. Auch die Resultat-Bilanz kann sich sehen lassen: in 32 Pflichtpartien (27 in der ADMIRAL Bundesliga, 5 im ÖFB-Cup) verbuchte der LASK unter Kühbauer 17 Siege, 10 Remis und nur 5 Niederlagen (in der BL: 13S, 10 U, 4 N). Macht einen Punkteschnitt von 1,91!

Nachfolgend Teil 1 im großen Ligaportal-Gespräch zum "Jahres-Tag" von Didi Kühbauer beim LASK - Teil 2 folgt Donnerstag.

"Da hat man unglaublichen Ruck durch Mannschaft gespürt"

Ligaportal: Didi Kühbauer, die Zeit ist ein Vogerl. Auf den Tag genau 1 Jahr beim LASK. Ein positives Jahr, was die Zahlen eingangs belegen. Das die Fakten...wie fällt Deine persönliche 1-Jahres-Bilanz aus sportlich wie von der Befindlichkeit?

Didi Kühbauer: Wie ich hiergekommen bin hat man schon gesehen, dass die Mannschaft nicht so funktioniert wie sie grundsätzlich von den Namen her funktionieren sollte. Das habe ich schnell erkannt. Dann hatten wir in der Vorbereitungszeit die Möglichkeit, Spieler zu holen bzw. die schon vorhandenen Spieler näher kennen zu lernen und ihnen im Prinzip zu sagen, was bei uns Sache ist und wir vorhaben. Die Burschen sind da sehr gut mitgezogen, haben einen super Start gehabt. Es ist dann im Herbst schon etwas zusammengewachsen, aber speziell im Frühjahr, mit dem Trainingslager, da hat man einen unglaublichen Ruck durch die Mannschaft gespürt, speziell in punkto Klima.

Ich glaube schon, dass das dafür verantwortlich war, um jetzt so einen guten Fußball zu spielen. Weil abgesehen von der Qualität der Spieler ist das Klima oft sehr wichtig. Das haben die Jungs bisher gut gemacht und wir haben jetzt noch einige Spiele, in denen wollen wir auch noch anständig performen. Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit der Jungs und dem Trainerteam. Das macht mir riesige Freude.

Radovan Vujanović (l.), vor 1 Jahr noch Sportdirektor, inzwischen Geschäftsführer Sport beim LASK, beim Amtsantritt von Didi Kühbauer am 3. Mai 2022.

"War selbst überrascht, als ich zum LASK-Cheftrainer bestellt wurde"

Ligaportal: Deine Verpflichtung hat zunächst in Fankreisen polarisiert, man war gespalten und Du wurdest nicht allseits mit offenen Armen begrüßt. Fußball ist schnelllebig, Erfolg stimmt milde. Wie hast Du anfangs die Begegnung mit den Fans erlebt und wie erlebst Du sie inzwischen und wann gibst Du Dir einen Ruck und gehst nach Spielen bzw. Siegen, die ja immer häufiger werden, in die schwarz-weiße Fan-Kurve?

Didi Kühbauer: Ich denke, dass ich mit den Fans sehr gut klar komme. Ich war selbst überrascht, als ich zum LASK-Cheftrainer bestellt wurde. Und natürlich war mir bewusst, dass nicht ein jeder begeistert sein würde. Auch, dass es dauern kann und wird. Und dass der ein und andere bis an mein Lebensende nie ein Freund von mir werden wird. Aber ich bin ja nicht da, um Freund eines jeden einzelnen zu werden, sondern ich bin da, um mit dem LASK einen guten Fußball spielen und vielleicht habe ich den ein oder anderen Fan gewonnen. Aber in erster Linie bin ich da, dass wir gemeinsam Erfolg haben und ich gut mit der Mannschaft auskomme.

"Hoffentlich hat letzte LASK-Fan mitbekommen, dass ich mich mit Leib & Seele LASK verschrieben habe"

Aber ich muss sagen, dass der Support von den Fans unglaublich gut war und ich nie was Schlechtes im Stadion mitbekommen habe. Das muss ich schon explizid sagen. Ab dem 1. Tag habe ich nie das Gefühl gehabt, bei keinem Spiel, dass da irgendwas gegen mich laufen würde. Deshalb bin ich da sehr positiv gewesen.  Natürlich ist es so, dass mit Siegen auch Zufriedenheit einsetzt. Aber es kann auch dann irgendwann mal wieder umschlagen, so ist der Fußball. Wie es bei jedem Trainer passiert. Aber ich denke doch, dass mittlerweile hoffentlich auch der letzte LASK-Fan mitbekommen hat, dass ich mich dem LASK mit Leib und Seele verschrieben habe. 

Und was die Fankurve betrifft, das habe ich grundsätzlich noch nie gemacht. Ich mache das immer nach der Saison, dass ich dann honoriere, was die Fans machen. Deshalb ist es auch jetzt so, dass ich das nicht machen werde. Das Feiern mit den Fans haben sich in erster Linie die Spieler durch ihre Leistung verdient. 

Ich mag´s nicht, wenn Trainer da herumspringen. Natürlich kann´s mal passieren, wie es jetzt auch mal gegen Sturm Graz der Fall war. Das war ein Ausbruch meinerseits, der aus der Emotion heraus entstanden ist. Aber das hat auch nichts mit den Fans zu tun, dass ich mit ihnen nicht klar komme. Seit ich Trainer bin, habe ich das immer so gemacht und praktiziert. Weil ich freue mich dann im stillen Kämmerlein mit meinem Trainerteam. Weil wir dann auch wieder was Gutes gemacht haben zusammen. Aber die Spieler sollen den Erfolg abbekommen draußen vor der Fankurve. Das ist mir viel wichtiger.

"Salzburg & Sturm wissen, dass sie gegen uns am obersten Level spielen müssen"

Ligaportal: In dieser Saison in 3 BL-Duellen unbesiegt gegen den Zweiten & Cup-Sieger SK Sturm Graz, gar 2 Siege + 1 Remis, dazu 2 "X" gegen Serienmeister RB Salzburg. In einer eigenen Meistergruppe-Tabelle mit 11 Punkten vor den beiden, die nach 5 Rundenje  9 Zähler holten. Wie nah ist der LASK als aktuell 3. Kraft in Österreich leistungstechnisch an das Top-Duo ran gerückt und was geht da diese Saison noch?

Didi Kühbauer: Ich denke, dass wir sicher näher ran gekommen sind an beide Mannschaften. Beide haben einen größeren und besseren Kader, und trotzdem muss sich meine Mannschaft auch nicht verstecken. Natürlich wissen wir ganz genau und das weiß Salzburg und Sturm gegen uns mittlerweile auch, dass sie gegen uns am oberster Level spielen müssen. Bei diesen Spielen ist die Performance wichtig, dass jeder Spieler wirklich am obersten Level spielt, weil ansonsten kann es schnell in eine andere Richtung gehen.

Über die gesamte Saison hinweg ist es so, dass Salzburg wahrscheinlich immer um die Meisterschaft spielen wird. Trotzdem hat man heuer schon gesehen und durch die Punkte-Halbierung, dass wir noch nie so nah dran waren. Das hat meine Mannschaft auch gut gemacht in den Spielen. Aber wir spielen nicht nur gegen Salzburg und gegen Sturm, sondern müssen auch gegen die anderen performen. Und da haben es die Jungs auch die meiste Zeit gut getan.

"Da kann schon mal ein Umfaller gegen einen Kleinen dabei sein"

Ligaportal: Ergänzend...wobei es schon eine Diskrepanz gibt, wurden gegen die sogenannten "kleineren Klubs" wie Hartberg, WSG Tirol, Ried, Lustenau Punkte liegen gelassen. 

Didi Kühbauer: Ja, aber man muss schon sehen und dass hat mich schon etwas gestört, weil ich das immer wieder gehört habe, man muss schon die Art und Weise sehen. Bevor Hartberg das erste Tor geschossen hat, muss es, glaube ich, schon 3:0 für uns stehen. Auch gegen Wattens war es mal so, da haben wir auch ganz klar dominiert und dann machen sie auf einmal aus dem Nichts das Tor. Zudem sind die sogenannten "Kleinen" nicht mehr so klein. Die Zeiten, wo man glaubte, es geht mit "Hacke, Spitze, Eins, Zwei, Drei" sind vorbei.

Doch ich denke, dass die Jungs in jedes Spiel reingegangen sind, um es zu gewinnen. Aber es gibt dann eben Spiele, wo du mal verlierst. Aber das hat nichts damit zu tun, dass meine Mannschaft überheblich war und geglaubt hat, dass sie vor dem Spiel gewonnen hat. Der Meinung bin ich überhaupt nicht. Aber es passiert halt. Wir haben 4 Liga-Spiele heuer verloren in der Saison. Da kann schon mal ein Umfaller gegen einen Kleinen dabei sein. Ich glaube, dass wird noch jedem passieren. Und deshalb bin ich da eher immer entspannter gewesen, weil ich weiß, dass die Mannschaft immer alles versucht. Aber das heißt nicht, dass es immer funktioniert.

Siehe auch TEIL 2, in dem sich Didi Kühbauer zum ein und anderen Spieler, seinem Vertrag sowie dem neuen LASK-Stadion äußert!

Das Interview führte Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at

TRAINER-STATIONEN von Didi Kühbauer vor LASK-Zeit

FC Flyeralarm Admira Wacker: 26.04.2010 - 11.06.2013, Spiele 124, Punkteschnitt 1,59

RZ Pellets WAC: 02.09.2013- 25.11.2015, Spiele 95, Punkteschnitt 1,37

SKN St. Pölten: 01.04.2018 - 01.10.2018, Spiele 21, Punkteschnitt 1,90

SK Rapid Wien: 01.10.2018 - 10.11.2021, Spiele 141, Punkteschnitt 1,67