Nach dem 1:1-Erfolg nach frühem Rückstand im finalen Topspiel der 26. Runde in der ADMIRAL Bundesliga beim SK Rapid vom Tabellenfünften SK Austria Klagenfurt ist deren Geschäftsführer Sport Günther Gorenzel länger in Wien geblieben und stand neben LASK-Kapitän Robert Žulj bei Sky Sport Austria in der Sendung "Talk & Tore" Moderatorin Constanze Weiss Rede & Antwort. Dabei äußerte sich der 52-jährige Grazer u.a. über zahlreich auslaufende Spielverträge, einen erneuten Umbruch im Sommer, Trainer-Veteran Peter Pacult, Spekulationen über Transfer von Sinan Karweina zum SK Rapid und Mentalität im Fußball.

Günther Gorenzel ist seit vergangenen Sommer Geschäftsführer Sport bei Austria Klagenfurt und führt mit den Kärntner Violetten den Erfolgsweg fort. 

„Die Rolle des Mentalen wird von außen oftmals unterschätzt"

Günther Gorenzel (Geschäftsführer Sport SK Austria Klagenfurt) über...

Torschütze Max Besuschkow: „Er hat enorme Qualität. Er war lange verletzt und hat keine Vorbereitung gehabt. Uns war klar, dass er nach zwei bis drei Runden vielleicht noch nicht am Zenit ist von seiner Leistungsfähigkeit her. Es war ein ganz wichtiger Transfer für uns in der Wintertransferperiode. Heute und in den letzten Spielen hat er bewiesen, dass er immer besser ins Spiel kommt und auch das Spiel an sich reißt. Wir sind im Kontakt mit der sportlichen Leitung von Hannover. Man wird sehen, wie es sich gestaltet. Wir sind für solche Spieler die ideale Plattform.“

Mentalität im Fußball: „Die Rolle des Mentalen wird von außen oftmals unterschätzt. Es spielt sich irrsinnig viel im Kopf ab, egal ob bei einem jungen oder routinierteren Spieler. Fakt ist, dass ältere Spieler gewisse Situationen vielleicht schon einmal erlebt haben und dann leichter mit der Situation umgehen können. Der Kopf ist eine ganz wichtige Sache.

Gerade bei Stürmern, wo man viel intuitiv handeln muss, ist es so, dass es der falsche Ratgeber ist, wenn man zu viel denkt. Es prasselt von außen so viel auf die Jungs ein, die an den Kräften der Spieler zehren. Es ist wichtig, dass man die mentale Situation massiv berücksichtigt in der Beurteilung der Leistung von außen.“

„Er macht sich teilweise zu viel Kopf“

Sinan Karweina und einen möglichen Wechsel zum SK Rapid: „Peter spricht viel mit ihm. Sinan war eine gewisse Zeit lang verletzt und das merkt man eben. Wenn du vier bis fünf Wochen rauswarst und es dann erzwingen willst, dann funktioniert es nicht. Seine Qualität ist, intuitiv viel richtig zu machen. Er hat im Herbst bis zu seiner Verletzung sehr viel richtig gemacht und war ein Garant dafür, dass wir dort sind, wo wir jetzt stehen.

Er macht sich teilweise zu viel Kopf. Unser sehr erfahrene Trainer spricht das an. Daher bin ich davon überzeugt, dass Sinan auch jetzt noch eine wichtige Rolle für uns spielen wird. Wir sind mit Rapid bezüglich mehrerer Themen immer wieder im Austausch. Es wird unser Modell sein, Leihspieler aus Deutschland zu holen. Man wird sehen, wohin es Sinan verschlägt. Wir sind in grundsätzlichen Dingen schon sehr weit in unseren Gesprächen.

Es ist aber klar, dass Austria Klagenfurt für solche Spieler eine Plattform sein wird, um den nächsten Schritt zu gehen. Es macht uns ein Stück weit Stolz, dass wir solchen Spielern die Plattform auch bieten können. Es ist normal im Fußballgeschäft, dass gewisse Spieler den nächsten Schritt wählen. Er hat von uns ein Angebot vorliegen. Man wird sehen, wofür er sich entscheiden wird.“

…die Arbeit als Interimstrainer: „Ich musste schon mehrmals einspringen, auch in der deutschen Bundesliga. Es ist schwierig, in so kurzer Zeit etwas zu bewegen. Du stellst dich in den Dienst des Vereins. Du bist sehr nah dran und weißt, wo du die Hebeln ansetzen musst. Im Vorfeld hast du das aber ja auch mit den Trainern besprochen. Es ist ja nicht so, dass du den Fußball innerhalb 48 Stunden neu erfindest.

Von dem her ist es eher ein emotionaler Impuls, den du geben kannst. Es ist eine ganz schwierige Situation. Hut ab, wie der LASK und das gesamte Team die Situation gemeistert hat. Das spricht für den Charakter der Mannschaft.“

„Habe in München Möglichkeit bekommen, viereinhalb Jahre als Geschäftsführer Sport zu arbeiten"

…seine Arbeit als Geschäftsführer: „Fakt ist, dass das Geschäft schon extrem schnelllebig geworden ist. Ich glaube, dass ich sehr gut aufgehoben bin, wo ich momentan bin. Ich kann die ganzen Dinge ganzheitlich bewerten. Ich bin vor 25 Jahren als junger Co-Trainer in das Geschäft eingestiegen und habe mich dann wirklich hochgedient.

Ich habe in München die Möglichkeit bekommen, viereinhalb Jahre als Geschäftsführer Sport zu arbeiten. Ich konnte dort viel lernen und viel Erfahrung mitnehmen. Ich glaube, dass ich in dieser Position sehr gut aufgehoben bin.“

…den FC Red Bull Salzburg: „Für mich ist es der Fluch der guten Tat. Es ist im April bis Mai immer viel Unruhe drinnen. Es gibt Spieler, die schon den nächsten Schritt sehen und mit Transfers spekulieren. Prinzipiell sehe ich es schon so, dass der ein oder andere schon damit spekuliert, den nächsten Schritt zu gehen. Ich glaube, dass es genau das Thema ist. Es ist ganz schwer, diese Spirale wieder in den Griff zu bekommen. Es liegt nicht immer am Trainer.“

„Es ist sehr gut für österreichischen Fußball, dass Meisterschaft vielleicht erst am letzten Spieltag entschieden wird"

…das spannende Titelrennen in der Bundesliga: „Es ist sehr gut für den österreichischen Fußball, dass die Meisterschaft vielleicht erst am letzten Spieltag entschieden wird. Das tut jeder Bundesliga gut. Ich kann es als neutraler Beobachter nur gutheißen, wenn die Liga in Österreich ausgeglichen ist und nicht jedes Jahr dieselbe Mannschaft Meister wird.“

Trainer Peter Pacult: „Wir sind sehr offen im Austausch. Peter weiß genau, was für Möglichkeiten wir haben. Ich bin in einem sehr ehrlichen Austausch mit ihm. Er weiß genau, was auf uns zukommt. Die Mannschaft, die wir jetzt haben, hat sich ja auch erst entwickelt. Es wird ein gewisser Umbruch kommen, aber ich denke, dass es ihn auch reizt, die nächste Generation wieder in den Spitzenfußball zu begleiten. Er hat ein extrem gutes Gefühl und viel Erfahrung. Für uns ist er Gold wert. Ich kann nur in den höchsten Tönen von Peter sprechen.“

Andy Irving: „Er wird beobachtet. Es gibt auch ein exaktes Monitoring und Nahrungsergänzungen, wo ihm gewissen Dinge einfach vorgegeben werden. So ein Transfer macht natürlich etwas mit einem Spieler. Andy hat sich extrem weiterentwickelt. Dieser Transfer war ein Riesenschritt für Andy. Das macht etwas mit ihm. Andy wird in den restlichen Spielen noch eine wichtige Rolle spielen. Man wird sehen, wohin sein Weg geht.“

„Bei uns ist der Star die Mannschaft"

auslaufende Austria-Verträge: „Bis auf zwei bis drei Spieler, bei denen wir die Entwicklung abwarten, haben alle ein Angebot vorliegen. Ich bin sehr optimistisch, dass wir einige Spieler halten werden können. Einige Spieler werden weiterziehen. Wir werden diese Woche etwas veröffentlichen und auch nächste Woche. Wir sind in vielen Gesprächen sehr weit. Die österreichische Bundesliga ist sehr interessant und Austria Klagenfurt hat sich eben zu einer sehr interessanten Plattform entwickelt.

Fakt ist, dass man es realistisch sehen muss, dass viele Spieler diese Plattform nutzen werden und den nächsten Schritt gehen werden. Wir können und wollen kein Wettbieten veranstalten. Die Arbeit von Peter Pacult ist nicht hoch genug einzuschätzen. Du musst es erstmal hinbekommen, dass die Jungs Woche für Woche in das Spiel reinarbeiten. Wir leben vom Kollektiv. Bei uns ist der Star die Mannschaft. Dass sie es in der jetzigen Situation so hinbekommen, spricht für den Charakter der Jungs. Man wird sehen, wie sich die Spieler entscheiden.“

LASK-Kapitän Robert Žulj: „Er hat für mich ein sehr ausgeglichenes Profil aus vielen Faktoren, die ein Fußballer braucht. Das macht seine Qualität aus. Er hat spielerisch eine sehr hohe Qualität und bringt viel Erfahrung mit. Taktisch hat er ein gutes Gespür und eine gute Präsenz. Er hat eine gute Balance in allen Skills, die man heutzutage gerne in der eigenen Mannschaft hat.“

mögliche Einberufung von Robert Žulj in ÖFB-Team: „Er ist sicherlich ein Kandidat für den Kreis der Nationalmannschaft. Momentan hat Österreich sehr viele gute Spieler. Es ist natürlich ein großer Pool an hochtalentierten Spielern da, auf die Ralf Rangnick zurückgreifen kann. Von seinen Fähigkeiten ist er aber absolut ein Kandidat.“

Fotocredit: SKA Marco Walter