Ex-Rapid-Coach Goran Djuricin, dessen Vertrag in Wien-Hütteldorf am Montag einvernehmlich aufgelöst worden war, sprach in einem ausführlichen Interview mit dem Kurier erstmals über seine schwierige Zeit beim Rekordmeister. 

Djuricin, der unmittelbar nach dem 0:2-Debakel gegen St. Pölten am 29. September beurlaubt worden war, übte Selbstkritik und räumte eigene Fehler ein. Bei der Gestaltung des Kaders habe er sich diplomatisieren lassen.

„Ich habe zu vielem Ja gesagt, weil das Verhältnis zu Sportdirektor Bickel so gut und der gegenseitige Respekt so groß ist. Fredy war wirklich eine große Stütze“, schildert der 44-Jährige. „Künftig muss ich als Trainer aber egoistischer werden“, erkannte Djuricin. 

"Da müssten sich viele hinterfragen: Bin ich wirklich so ein guter Fan?"

Vielen Rapid-Fans war auch das sture Festhalten am 4-2-3-1-System ein Dorn im Auge. „Das war auch nicht optimal“, gab der Ex-Coach zu. Warum er dennoch an dieser Grundformation festgehalten hat, begründete Djuricin wie folgt: „Die Spieler lieben das 4-2-3-1 mit den Läufen nach innen. Ich wollte es ihnen nicht wegnehmen. Ich war zu selten der Gogo wie in Ebreichsdorf. Dort hatte ich keinen Druck, habe mehr Risiko genommen und es geliebt, für Überraschungen zu sorgen.“

Besonders hart getroffen haben den Wiener die heftigen Anfeindungen der eigenen Fans: „Einschneidend war es gegen Steaua. Wir wussten, dass wir gegen einen richtig starken Gegner den klaren Heimsieg brauchen, sind 2:0 vorne – und vor der Pause kommt 'Gogo raus'. Ich war sehr enttäuscht, dass die Mannschaft den Fans in diesem Moment so egal war. Da müssten sich viele hinterfragen: Bin ich wirklich so ein guter Fan?“, kritisierte Djuricin. 

Sein Wunsch an die Rapid-Fans: „Die Fans sollten aufhören, so intensiv und auch aggressiv einen Titel zu fordern. Dieser Druck bringt niemanden etwas. Sie müssten realistischer werden, aber ich weiß, dass das von emotionalen Fans sehr viel verlangt ist“, hofft Djuricin. 

Djuricins Rückblick fällt positiv aus 

Im Großen und Ganzen blickt der 44-Jährige allerdings positiv auf seine Rapid-Ära zurück: „Ich bin trotz allem auf einen guten Punkteschnitt gekommen (Anm.: 1,73), war im Cup zwei Mal weiter als die meisten meiner Vorgänger, bin in der Liga Dritter geworden, bin in die Europa League gekommen, habe Strebinger wieder zur Nummer 1 gemacht und Spieler wie Wöber, Ljubicic und Müldür entwickelt“, zeigte sich Djuricin stolz. Auf die Frage, ob er im Rückblick wieder Ja zu Rapid sagen würde, meinte er kurz und bündig: „Absolut.“

 

Foto: GEPA/Wien Energie

 

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