„Im Moment funktioniert es nicht so gut bei uns. Das Selbstvertrauen ist derzeit niedrig“, berichtete Jesse Marsch nach der gestrigen 2:3-Niederlage beim SCR Altach im Interview mit Sky. Der Salzburg-Coach hatte in Vorarlberg genau das zu sehen bekommen, was in den letzten Wochen das große Probleme des Serienmeisters war und noch immer ist: Verunsicherungen in der Defensive. 

„Wenn ich sagen würde, dass alles super läuft, dann lüge ich“

Ein Sinnbild für das fehlende Selbstvertrauen der Bullen war der fürchterliche Fehlpass von Jerome Onguene, der von Altachs überragendem Mann Sidney Sam mit dem Treffer zum 2:0 bestraft wurde. „Ich glaube, es bringt uns nichts mit dem Finger zu zeigen und zu sagen: ,Du hast den Fehler gemacht oder du’“, betonte Andre Ramalho, der die Abwehrleistung in der ersten Halbzeit nicht schlecht empfunden hatte. Dass man jedoch bereits zum fünften Mal in Folge ohne Sieg geblieben ist, geht nicht spurlos an der Mannschaft vorbei: „Wenn ich sagen würde, dass alles super läuft, dann lüge ich“, stellte der Brasilianer klar. 

Bereits zum Frühjahrsauftakt der Bundesliga kassierten die Bullen eine 2:3-Heimniederlage gegen den LASK. Danach folgte in der heimischen Meisterschaft bis jetzt kein Sieg mehr: „Der Effekt in der Mannschaft von dieser ersten Niederlage war vielleicht größer als ich gedacht habe“, vermutet der US-Amerikaner. „Wir müssen nun unser Selbstvertrauen und die richtige Kombination bei unseren Spielern auf dem Platz finden“, erklärte der 46-Jährige.

Rotation funktioniert nicht mehr wie gewollt 

Mit Hee-Chan Hwang und Patson Daka hatten gestern die beiden „Einser-Stürmer“ des Serienmeisters zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen. Dafür begannen Mergim Berisha und Sekou Koita, die in der ersten Halbzeit jedoch nicht wirklich für Gefahr sorgen konnten. Der erkennbare Qualitätsunterschied sei auch der Grund für die Auswechslungen gewesen, wie Jesse Marsch verriet: „Wir haben das auch in der Halbzeit gedacht und das war auch der Grund für diese zwei Auswechslungen. Wir haben jetzt viele Spiele in Folge, wir spielen oft mit der gleichen Gruppe. Die Rotation hat im Herbst super funktioniert, jetzt nicht so“, so der Salzburg-Coach weiter.

Andre Ramalho verteidigt die Rotation des Coaches: „Es ist auch nicht einfach, wenn wir so einen großen Kader haben mit vielen qualitativen Spielern. Der Trainer will natürlich auch jedem die Chance geben“, meinte der Brasilianer, der allerdings schon betonte, dass es wichtig sein, wenn man oft zusammenspiele. 

Alex Pastoor: "Sidney Sam gibt der Mannschaft Vertrauen und Eier"

Bei den Altachern wiederum herrschte nach dem ersten Sieg gegen Red Bull Salzburg seit Oktober 2015 (!) große Freude: „Red Bull Salzburg ist natürlich die beste Mannschaft in Österreich und in der Liga. Und wenn man gegen die gewinnt, dann ist das etwas Besonderes. Zuhause vor den Fans wollten wir einfach eine klasse Partie liefern und das haben wir auch gemacht. Es war ein verdienter Sieg heute“, jubelte Sidney Sam, der zum Man of the Match avancierte. 

Der 32-Jährige erzielte nicht nur das erste und zweite Tor der Vorarlberger, sondern war auch entscheidend am dritten Treffer seines Teams beteiligt. „Ich bin gut drauf, ich genieße es jetzt momentan und freue mich, dass es läuft“, grinste der gebürtige Kieler. Auch sein Coach Alex Pastoor schwärmte nach dem Spiel von seiner Strahlkraft innerhalb der Mannschaft: „Er ist ein Spieler, der kann einen ausspielen, ein Tor schießen und er ist nicht nur inhaltsmäßig effektiv. Damit gibt er der Mannschaft auch Vertrauen und Eier“, ließ der Niederländer aufhorchen. 

Alex Pastoor, dessen Mannschaft im Jahr 2020 noch ungeschlagen ist, sah trotz des Erfolges gegen den Serienmeister noch Verbesserungspotenzial. „Zum Glück haben wir auch noch ein bisschen Arbeit und etwas zu analysieren. Was wir vor allem gut gemacht haben ist die Arbeit gegen den Ball und mit dem Ball unser eigenes Spiel zu spielen. Und das war auch effektiv“, so der Altach-Trainer. 

 

von Daniel Ringsmuth/Ligaportal; Foto: GEPA/Red Bull Media