Die Annullierung sämtlicher Fußball-Ligen von der Regionalliga abwärts ist bereits seit dem 15. April offiziell. Bereits im Vorfeld hatte der Österreichische Fußball-Bund ein Rechtsgutachten erstellen lassen, welches dem ÖFB-Präsidium bei der Entscheidungsfindung als Leitfaden diente. In den Tagen nach der Beschlussfassung gab es von diversen Vereinen scharfe Kritik gegen den ÖFB. 

Annullierung sei "Lösung mit der größten Rechtssicherheit"

Die Annullierung der Meisterschaften löste vor allem bei den jeweiligen Tabellenführern der einzelnen Klassen Unverständnis und Enttäuschung aus. Von mehreren Seiten kam etwa auch der Vorschlag, die bisherigen in dieser Saison gesammelten Punkte in die darauffolgende Spielzeit mitzunehmen oder etwa die jeweiligen Tabellenführer aufsteigen zu lassen und sämtliche Klassen aufzustocken. Nun erklärt der Oberösterreichische Fußballverband auf seiner Homepage, weshalb diese Lösungsansätze nicht zum Tragen kamen und man sich für die Annullierung der Ligen entschieden hat.

„Diese Tatsache war alternativlos, weil die Lösung mit der größten Rechtssicherheit – und nicht wie oftmals von Vereinen behauptet die einfachste Lösung – angestrebt werden musste. Wäre beispielsweise durch eine Aufstockung der Ligen ein Aufstieg der Tabellenführer ermöglicht worden, wären wiederum (verständlicherweise) Ansprüche der Tabellenzweiten oder -dritten die Folge gewesen, die ja aus ihrer Sicht  in der verbleibenden Halbsaison ebenso noch Chancen gehabt hätten, auf einen Aufstiegsrang vorzustoßen. Die mögliche Folge wären hier zahlreiche Klagen gewesen. In diesem Fall wäre aber weniger Rechtssicherheit gegeben gewesen – mit der Konsequenz, dass eingebrachte Rechtsmittel (zum Beispiel einstweilige Verfügungen) möglicherweise Einfluss auf die Klasseneinteilungen gehabt und diese instabilen Rahmenbedingungen eine Beeinträchtigung des gesamten Amateurfußballwesens und aller Vereine bedingt hätten", erklärt der OÖFV.

Auch der mehrfach geäußerte Vorschlag, den aktuellen Punktestand in die neue Saisonhinrunde im Herbst mitzunehmen, halte bei näherer Betrachtung dem Praxistest nicht stand, bekräftigt der Oberösterreichische Fußballverband. „Nach einer monatelangen Pause ist von erheblichen Änderungen (zusätzliche Transferzeiten, neue Spielgemeinschaften, veränderte Ligenkonstellationen, veränderte Kaderzusammenstellung, eventuelle Beeinträchtigungen bei der Anreise von ausländischen Spielern, etc.) auszugehen. Klare, faire und einheitliche Rahmenbedingungen und die Gewährleistung einer ordnungsgemäßen Durchführung der Bewerbe stehen an oberster Stelle – das entspricht letztlich auch der Idealvorstellung der Vereine, wenngleich es zwangsläufig bei jeder Lösung temporär immer zufriedene und unzufriedene Vereine geben wird.“ 

Befragung der Vereine wäre "nicht zielführend gewesen"

Außerdem schildert der OÖFV, warum man bei der Entscheidungsfindung nicht die Vereine miteingebunden hat. „Dabei muss erneut darauf verwiesen werden, dass es gültige Bestimmungen gibt, an denen sich die Bewerbshüter bei ihren Entscheidungen maßgeblich zu orientieren hatten. Gleiches gilt für das unabhängige Rechtsgutachten, das aus Transparenzgründen auch öffentlich einsehbar ist. Da diese Faktoren wenig Interpretationsspielraum lassen und die getroffene Entscheidung alternativlos ist, wäre eine Befragung der Vereine hinsichtlich einer präferierten Vorgehensweise nicht zielführend gewesen, zumal eine österreichweit einheitliche Entscheidung herbeigeführt werden musste. Umso mehr waren Lösungen gefragt, die die Interessen des Fußballwesens im Gesamten wahren und nicht individuelle Interessen weniger Vereine befriedigen“, heißt es vom OÖFV. 

Dennoch sei es dem Oberösterreichischen Fußballverband ein Anliegen gewesen, „ein Stimmungsbild seiner Vereine zu erhalten und die verschiedenen Interessen und Zugänge zu reflektieren.“ Dies sei „aufgrund zahlreicher direkter Kontaktaufnahmen, eingereichter Vorschläge und Stellungnahmen sowie medialer Äußerungen von Vereinsvertretern in einem repräsentativen Ausmaß“ bewerkstelligt worden.

 

von Ligaportal, Foto: Harald Dostal/fodo.media