Es soll einfach nicht sein: Der FC Salzburg hat auch im elften Anlauf den erstmaligen Einzug in die Gruppenphase der UEFA Champions League verpasst. Die Bullen verspielten am Mittwoch im Playoff-Rückspiel gegen den serbischen Meister Roter Stern Belgrad einen 2:0-Vorsprung und kamen am Ende nicht über ein 2:2-Remis hinaus, schieden damit aufgrund der Auswärtstorregel aus der CL-Quali aus und müssen sich einmal mehr mit der Europa League begnügen. 

 

Geschockt: Die Bullen verspielten einen 2:0-Vorsprung und scheiterten erneut in der CL-Quali. 

Rose überrascht mit Startelf: Patson Daka beginnt statt Reinhold Yabo

Salzburg-Coach Marco Rose nahm im Vergleich zum Hinspiel in Serbien zwei Änderungen vor. Zlatko Junuzovic stand aufgrund einer Oberschenkelverletzung nicht im Kader. Für ihn rotierte Xaver Schlager in die Startelf der Bullen. Patson Daka wurde für seine starken Leistungen in den jüngsten Partien mit einem Startelfeinsatz belohnt. Dafür musste sich Reinhold Yabo mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen. 

Gäste-Trainer Vladan Milojevic veränderte seine Anfangsformation gegenüber dem Hinspiel ebenso auf zwei Positionen. Stürmer Nikola Stoiljkovic musste verletzungsbedingt passen, Jonathan Cafu saß vorerst nur auf der Bank. Dafür rotierten Veljko Simic und Nemanja Milic in die Startelf der Belgrader. 

Munas Dabbur belohnt starke erste Hälfte mit einem Traumtor

Einen mutigen und ambitionierten Auftritt hatte sich Marco Rose von seiner Mannschaft erwartet. Und die Bullen machten von der ersten Minute an genau das, was Rose vor der Partie eingefordert hatte. Salzburg ging aggressiv in die Zweikämpfe, ließ den Gästen aus Serbien kaum Luft zum Atmen und kontrollierte das Spiel. Bereits nach zehn Minuten hatten die Fans in der Red-Bull-Arena den Torschrei auf den Lippen: Stefan Lainer schlug eine Flanke aus dem Halbfeld ins Zentrum, wo Roter-Stern-Goalie Borjan am Ball vorbeisegelte. Patson Daka hatte das leere Tor vor sich, konnte aber in letzter Sekunde von Savic am Torerfolg gehindert werden (10.). Und in dieser Tonart ging es weiter. Salzburg kontrollierte das Spiel nach Belieben und hätte nach 20 Minuten längst in Führung liegen können, ja sogar müssen. Nach einer schönen Kombination über mehrere Stationen legte Dabbur uneigennützig auf Daka ab, der freistehend an Borjan scheiterte (20.). 

Roter Stern zeigte sich ob des praktizierten Powerfußballs der Bullen beeindruckt, kam in der Offensive überhaupt nicht zur Geltung. Nach anfänglichen Unsicherheiten stabilisierte sich die Defensive der Gäste allmählich, was zur Folge hatte, dass sich die Salzburg zunehmen schwerer taten, gefährliche Torchancen zu kreieren. Kurz vor dem Pausenpfiff sollte der erlösende Führungstreffer doch noch fallen: Andreas Ulmer wurde auf der linken Seite nicht entscheidend attackiert und konnte unbedrängt in den Sechzehner flanken, wo Munas Dabbur aus rund sieben Metern direkt übernahm und die Kugel technisch perfekt im Tor platzierte - 1:0 (45.).  

Da war die Welt noch in Ordnung: Munas Dabbur bejubelte einen Doppelpack. 

Roter Stern schockt Salzburg mit einem Doppelschlag 

Die zweiten 45 Minuten begannen mit einem Knalleffekt: Nach einem feinen Steilpass war Hannes Wolf auf und davon und konnte von Savic nur mehr mit einem Foul gestoppt werden. Referee Cakir bewies ein scharfes Auge, ahndete das Foul an der Strafraumgrenze und entschied zurecht auf Strafstoß für Salzburg: Munas Dabbur übernahm die Verantwortung und ließ Borjan mit einem platzierten Schuss ins linke untere Eck keine Chance - 2:0 (48.). Die ausverkaufte Red-Bull-Arena bebte. In der Folge ließen sich die Bullen mit dem Zwei-Tore-Vorsprung im Rücken etwas fallen und wurden passiv. Das bestraften die Serben eiskalt: Nach einem leichtfertigen Ballverlust von Hannes Wolf konnte Degenek ungehindert in den Strafraum flanken, wo Ben Nabouhane geschickt einlief und nur mehr einschieben musste - 2:1 (65.).

Keine Minute später kam es für die Hausherren faustdick: Krsticic brachte einen Freistoß hoch in den Strafraum, wo Degenek zum Kopfball kam und diesen über Stankovic hinweg ins Tor setzte - 2:2 (66.). Sollte es wieder der typische Salzburger Champions-League-Quali-Abend werden? Die Bullen standen nun gewaltig unter Zugzwang, wollten ein neuerliches Aus in der CL-Quali mit aller Kraft vermeiden. In der Nachspielzeit ging es drunter und drüber. Zunächst traf Dabbur aus kürzester Distanz die Kugel nicht richtig, ehe sich der Schlussmann der Serben bei einem wuchtigen Ramalho-Kopfball erneut auszeichnen konnte und die letzten Hoffnung der Bullen endgültig begrub. 

Stimmen zum "Drama von Salzburg"

Salzburg-Coach Marco Rose: "Es ist ein herber Schlag, tut richtig weh. Es fühlt sich ganz beschissen an, weil es unser großes Ziel war. Die Mannschaft hat viel probiert, viel investiert, am Ende haben wir in zwei Minuten die Führung aus der Hand gegeben. Man muss sagen, dass wir uns die Tore selber zuschreiben müssen. Wir haben eine junge Mannschaft, da macht man auch mal Fehler. In der Kabine sitzen Leute, die weinen und nicht auf dem Platz standen. Ich bin sehr stolz Teil dieser Gruppe zu sein. Ich habe die Verantwortung alle jetzt wieder auf den Weg zu bringen und weiterzumachen. Ich sehe die Leute wenn ich in die Kabine komme und da wird mir warm ums Herz, dass ich mit denen zusammenarbeiten darf.“

Andreas Ulmer: "Die Enttäuschung sitzt tief. Wir haben ein großes Spiel gemacht, viele Großchancen gehabt und hätten das Spiel gewinnen können. Wir haben bis zum Schluss alles probiert und hätte das Weiterkommen verdient gehabt."

Reinhold Yabo: "Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Es gab halt eine kurze Phase, in der uns das Spiel abgeglitten ist und dann fallen halt zwei Tore, natürlich kann man die besser verteidigen. Man hat manchmal das Gefühl, dass sich irgendjemand gegen uns verschworen hat. Wir wissen, dass wir nicht ewig lange Trübsal blasen können. Wir haben einen Trainer, der weiß halt auch die richtigen Worte zu finden, um uns gut zuzusprechen."

UEFA Champions League, Playoff, Rückspiel

FC Salzburg - Roter Stern Belgrad 2:2 (1:0)

Red-Bull-Arena; 26.500 Zuschauer (ausverkauft); SR Cüneyt Cakir (TUR)

Tore: Dabbur (45., 48./Elfmeter) bzw. Ben Nabouhane (65.), Degenek (66.)

FC Salzburg: Stankovic - Lainer, Ramalho, Pongracic, Ulmer - Samassekou - Haidara, Wolf, Schlager (83./Prevljak) - Daka (69./Yabo), Dabbur

Roter Stern Belgrad: Borjan - Stojkovic, Savic, Degenek, Rodic - Jovicic, Krsticic - Milic (49./Pavkov), Simic (37./Jovancic), Radonjic (81./Gobeljic) - Ben Nabouhane

 

Foto: GEPA pictures/Red Bull Media

 

Aus Salzburg

Daniel Ringsmuth