Nach Präsidenten-Rücktritt: "Profibetrieb ist beim SK Vorwärts Steyr aktuell kein Thema mehr"

Nach dem Rücktritt von Jörg Rigger als Präsident des SK Vorwärts Steyr stehen die Oberösterreicher jetzt auch quasi ohne Hauptsponsor da. Die hoch gesteckten Ziele des scheidenden Mitglieds sind in weite Ferne gerückt, nun ist der Fokus in Steyr auf völlig andere Dinge gerichtet. Im Gespräch mit Christian Köck, dem zweiten Präsidenten und Finanzreferenten des Vereines der Regionalliga Mitte erklärt dieser, wie die Situation ab sofort in Angriff genommen wird.

Christian-Koeck-Adam-Kensy-Joerg-Rigger

Vor rund eineinhalb Jahren war beim SKV noch alles eitel Wonne
(v.l. Christian Köck, Meistercoach Adam Kensy, Jörg Rigger)

 

ligaportal.at: Herr Köck, wie haben Sie den Rücktritt von Präsident Rigger aufgefasst? Verstehen Sie seine Gründe?

Christian Köck: Ich persönlich habe bereits seit letzter Woche Bescheid gewusst, da wir ein sehr offenes Verhältnis zwischen uns gehabt haben, natürlich wollte ich es aber nicht vor der Pressekonferenz an die Öffentlichkeit bringen. Ich war nicht wirklich überrascht, habe schon seit einigen Monaten das Gefühl gehabt, dass Jörg nicht mehr voller Elan war, wie es sonst war. Er hat sich einfach mehr Unterstützung in seinem Plan erwartet und erhofft, das ist aber offensichtlich nicht der Fall gewesen. Ich denke, er hat einfach seine Motivation verloren.

Ich verstehe seine Gründe auch. Er hat sich das persönliche Ziel gesetzt, den Profifußball zurück nach Steyr zu bringen, doch zu viele Probleme haben das unrealistisch gestaltet. Die Sponsorensuche und auch die nicht vorhandene Infrastruktur haben Herrn Rigger dazu gebracht, in seinem Ziel keinen Sinn mehr zu sehen.

ligaportal.at: Warum konnte man auf keinen grünen Zweig kommen? War auch die interne Unterstützung zu wenig?

Köck: Nach dem Aufstieg sind wir davon ausgegangen, dass sich das ein oder andere Sponsorentor öffnet, was aber de facto nicht gelungen ist, obwohl sich der Präsident selber und auch andere Funktionäre sehr darum bemüht haben. Wir haben einen hervorragenden Herbst gespielt, dennoch sind zum Beispiel die Zuseherzahlen zurückgegangen, daher sind anscheinend die Voraussetzungen für einen Profifußball in Steyr grundsätzlich nicht gegeben.

Die Realität ist, dass ein Profibetrieb zum jetztigen Zeitpunkt nicht möglich ist. Wir werden jetzt schauen, wie wir unsere Perspektiven neu aufstellen, kurzfristig aber sicherlich nicht mehr an einem Einzug in den Profifußball arbeiten.

ligaportal.at: Welches persönliche Verhältnis hatten Sie mit Herrn Rigger?

Köck: Wir haben jetzt zwölf bis dreizehn Jahre zusammen am Projekt Vorwärts Steyr gewerkt, in dieser Zeit hat sich auch ein sehr freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Ich persönlich verstehe auch die Konsequenzen, die Jörg Rigger jetzt gezogen hat, auch wenn der Abgang sehr schmerzt.

ligaportal.at: Wie sehr schmerzt auch der damit verbundene Weggang von Wohnbau2000 als Hauptsponsor? Sind neue Ideen bereits im Anflug? 

Köck: Das Sponsoring läuft jetzt noch bis zum Ende der Saison weiter, vielleicht kann er danach auch Gespräche mit anderen Sponsoren eröffnen. Herr Rigger wird seine finanzielle Unterstützung fortsetzen, wenn auch mit Sicherheit nicht in demselben Ausmaß wie bisher. Für die nächste Saison werden neue Perspektiven gegeben sein, daraus wird sich auch das Budget ergeben. Die Spielstärke wiederum wird sich aus dem verfügbaren Mitteln ergeben. In jedem Fall werden wir den Jugendbereich stark forcieren, das ist das Gebot der Stunde. Einige Talente stehen schon parat und sind auf dem Sprung, Fixkraft im Profikader zu werden.

ligaportal.at: Wie geht es mit dem SK Vorwärts weiter? Ist der Aufstieg dennoch ein Thema, wird man darauf hinarbeiten und doch im Auge behalten, was Herr Rigger versucht hat, aufzubauen?

Köck: Realistisch gesehen ist der Vorsprung von Austria Klagenfurt sehr groß. Nicht nur sportlich ist daher der Aufstieg kein Thema mehr, wir werden auch den Antrag auf die Lizenz nicht mehr stellen. Somit ist das Thema für nächste Saison weiterhin die Regionalliga, werden also ligaportal auch in diesem Sinne erhalten bleiben. Abstiegskampf wird aber auf jeden Fall keine Rolle mehr spielen, daher planen wir schon für die nächste Saison hier.

ligaportal.at: Herr Köck, vielen Dank für das sehr aufschlussreiche Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für die neue Ära!

 

Foto: Harald Dostal