"Wunder von Linz" bleibt aus - FC Pasching dennoch mit Mini-Chance auf Einzug in die Gruppenphase (mit Fotos)

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"Das Wunder von Linz" - In den letzten Tagen drehte sich im Umfeld des FC Pasching als um diesen einen, wenngleich beinahe utopischen Wunsch. Der österreichische Drittligist kämpfte zwar beherzt, kreierte auch einige Chancen, war aber bei weitem nicht abgezockt wie Gegner Estoril Praia. Aus nur drei echten Torchancen machten die Portugiesen zwei Treffer und beendeten mit einem 2:1-Auswärtssieg in Linz das Paschinger Europa-League-Abenteuer im Play-Off. Eine kleine Hoffnung auf die Gruppenphase besteht aber dennoch.

 

Pasching mutig, aber glücklos - Estoril Praia eiskalt

Vor rund 1500 Fans - darunter eine siebenköpfige Abordnung aus Estoril, die die über 2100 Kilometer (Luftlinie) lange Anreise nicht scheute - wollten sich das entscheidende Europa-League-Playoff-Spiel zwischen dem österreichischen Sensations-Pokalsieger und dem Vorjahres-Fünften der portugiesischen Primeira Divison nicht entgehen lassen. Der Underdog begann frech und mutig. Nach fünf Minuten konnte sich Stefan Petrovic auf der linken Seite in den Strafraum durchtanken, kam frei vor Estoril-Keeper Vagner Silva zu Abschluss, verzog aber knapp. Man merkte, dass die Paschinger den Traum vom Aufstieg in die Gruppenphase noch nicht abgehakt hatten, war es Marco Perchtold der am Fünfer lauernd, nach einem leicht abgefälschten Corner des in der Anfangsphase sehr aktiven Stefan Petrovic, das Leder aus schwieriger Position nicht mehr drücken konnte (12.)

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Die Stadionuhr zeigte die 20. Minute als das zarte Pflänzchen der Paschinger Hoffnung mit der ersten Torchance der Portugiesen wohl endgültig zu verwelken schien. Nach kurzer Freistoß-Ablage drosch Leal Luis den Ball mit einem wuchtigen Flachschuss in Richtung Kasten, Goalie Hans-Peter Berger sah das Leder spät und hatte praktisch keine Abwehrchance. Die 0:1-Fühung von Estoril Praia bremste den Anfangsschwung der Baumgartner-Truppe ein wenig, doch aufgeben war ein Fremdwort für den tapfer kämpfenden Regionalligisten. Nach einer knappen halben Stunde kam erneut Perchtold gefährlich im gegnerischen Sechzener nach Sobkova-Freistoßflanke zum Kopfball, verfehlte das Ziel aber knapp aus spitzem Winkel. Die Gäste präsentierten sich weitestgehend lustlos, hatte der Außenseiter - der durch einen Sobkova-Freistoß (35.) eine weitere brauchbare Gelegenheit vorfand - mehr vom Spiel, aber keine Effektivität im Torabschluss, sodass der schottische Referee Craig Thomson die Teams beim Stand von 0:1 in die Kabinen bat.

 

Luis Leal bei Abwehrpatzer hellwach - Sobkova mit verdientem Ehrentor

Nur acht Minuten nach dem Wiederanpfiff zeigten sich die Südländer erneut eiskalt. Grasegger mit einem riskanten Querpass in Richtung Innenverteidigerkollegen Davorin Kablar, der agierte viel zu unentschlossen und langsam, sodass Luis Leal in Richtung Ball spritzte und FCP-Goalie Hans-Peter Berger mit einem gefühlvollen Heber zum 0:2 überwand. Nach 58 Minuten hatten aber dann die heimischen Fans Grund zum jubeln. Thomas Krammer setzte Daniel Sobkova auf der rechten Seite in Szene, der Mittelfeldspieler dribbelte sich mit einer starken Einzelleistung ins Zentrum und besorgte mit einem platzierten Weitschuss in die lange Ecke den 1:2-Anschlusstreffer.

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Ein Treffer der das Kraut zwar nicht mehr Fett machen sollte, aber so etwas wie eine kleine Belohnung für den couragierten Auftritt des Drittligisten war. Danach verflachte das Match aber zusehends: Luis Leal wurde sein dritter Treffer korrekterweise wegen Abseits aberkannt (62.) und Coach Marco Silva wechselte seine Mannschaft munter durch. Pasching kämpfte unermüdlich weiter, probierte alles und versuchte zumindest ein Unentschieden zu holen.Obwohl man sich diesen Achtungserfolg durchaus verdient gehabt hätte, wollte am heutigen Abend kein zweiter Treffer mehr gelingen. Auch weil Casanova am Fünfer einen echten Sitzer ungenutzt ließ (81.), sich Gäste-Keeper Vagner bei einem Perchtold-Distanzkracher auszeichnen konnte und Mössner einen Stangelpass hauchdünn am Kasten vorbeisetzte (beide 89.). Nach 92 Minuten und einem Gesamtscore von 4:1 zugunsten des portugiesischen Favoriten war der Paschinger Europokal-Traum ausgeträumt. Werbung für die österreichische Regionalliga hat man aber alle mal gemacht, bot man dem mit einem 23.200.200 € teuren Kader von Estoril ordentlich Paroli und braucht sich für die beiden Auftritte keinesfalls schämen!

Trotz des Ausscheidens besteht für den FC Pasching noch eine Mini-Chance auf den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase. Da Fenerbahce Istanbul - die nach dem Champions-League-Out gegen Arsenal London in die Europa-League gerutscht wären - am heutigen Donnerstag für zwei Jahre von Europacup-Bewerben gesperrt wurde, wird deren freier Platz in der EL-Gruppenphase unter den 30 Playoff-Verlierern - darunter auch Pasching - ausgelost. Die Ziehung findet am morgigen Freitag um neun Uhr morgens statt.

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Gerald Baumgartner (Trainer FC Pasching):
"Wir sind mit Herz und Leidenschaft aufgetreten und haben viele Chance kreiert. Ich kann dem Team heute nur zwei Dinge vorwerfen: Das erste und das zweite Gegentor! Beim ersten hätte die Mauer stehen bleiben müssen, beim zweiten war es eine Kette von kleinen Fehlern. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, es war eine gute Leistung, das haben auch die Zuschauer honoriert, die voll mitgegangen sind. Uns war klar, dass es nach dem 0:2 im Hinspiel sehr schwierig wird, wir haben aber alles probiert. Sollte sich die 1:30-Chance morgen wirklich erfüllen und wir in die Gruppenphase gelost werden, nehmen wir das gerne. Lieber wäre es uns aber natürlich gewesen, wenn wir uns sportlich qualifiziert hätten. Wir sind uns bewusst, dass wir auch in der Liga 100% geben müssen, um Siege einfahren zu können"

Marco Silva (Trainer Estoril Praia):
"Pasching ist sehr gut gestartet, hat sehr viele Chancen vergeben. Nach unserer 1:0-Führung haben wir die Partie so kontrolliert, wie ich mir das vorgestellt habe. Carlithos, unser stärkste Mann vom Hinspiel, musste nach vier Partien binne zwölf Tagen heute geschont werden. Der Aufstieg in die Europa-League-Gruppenphase etwas ganz Besonderes für Estoril, haben wir uns doch zum ersten Mal für diese Runde in einem Europapokalbewerb qualifiziert."


Fotos + Slide: Harald Dostal

Marco Wolfsberger

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