Im NÖ-Derby und Top-Spiel zwischen vor der 10. Rd. der ADMIRAL 2. Liga Tabellen-3. SKN St. Pölten und Spitzenreiter SKU Amstetten wollte SKU-Chefcoach Jochen Fallmann an früherer Wirkungsstätte (ehemals Trainer & Spieler bei den Wölfen) Platz 1 mit seiner Elf verteidigen. Nachdem der SV Horn zuvor in Steyr 3:1 siegte und auch die Vienna Last-Minute 1:0 gegen Schlusslicht KSV gewann, brauchte die Fallmann-Elf dafür einen Sieg. Den schafften die zuletzt zwei Mal sieglosen Gäste per Lucky-Punch, drehten nach 1:2-Rückstand in den Schlussminuten die Partie und verteidigten die Tabellenführung dank großartiger Moral!

Julian Keiblinger (Mitte), der zuvor in 39 Pflicht-Partien für den SKN St. Pölten gerade mal einen Treffer erzielt hatte, traf heute per Doppelpack (li. Barlov, re. Salamon). Es schien so, dass der 21-jährige, rechte Außenspieler Spitzenreiter SKU Amstetten vom Tabellenthron kippt...doch dann kamen die Comebacker aus dem Mostviertel auf der Zielgeraden!

Beide Teams verletzungsbedingt mit Innenverteidiger-Umstellungen

Obwohl der SKU Amstetten die letzten beiden Partien sieglos blieb (0:2-Niederlage bei der Vienna, 1:1 vs. Vorwärts Steyr) wurde die Tabellenführung verteidigt. Doch der Ur-St. Pöltener Jochen Fallmann wollte an alter Wirkungsstätte in St. Pölten mit den Mostviertlern eine Reaktion sehen. "Mutig mit und gegen den Ball auftreten, Freude am Fußball haben", schrieb der 43-jährige, gebürtige St. Pöltener auf der Kommandobrücke des Spitzenreiters seinen Spielern ins "Logbuch".

Den besseren Start erwischten jedoch die jungen Gastgeber (Durchschnittsalter unter 22 Jahren!) in diesem NÖ-Derby, in dem beide Teams Innenverteidiger-Wechsel gegenüber der vergangenen Runde vorzunehmen hatten (so fehlte beim SKN der 33-jährige Kapitän & Abwehrchef Christian Ramsebner). Gegen die neuformierte Gäste-Viererabwehrkette gingen die Wölfe früh in Führung. Das 19-jährige St. Pöltener Eigengewächs Din Barlov kam halblinks im 16er an den Ball, machte einen Haken nach innen, Arne Ammerer ließ etwas ungeschickt das Bein stehen - folgrichtig Foulelfmeter.

Rechtsverteidiger Julian Keiblinger übernahm Verantwortung und das runde Leder, um es vom Punkt aus links ins Eckige zu platzieren. Unhaltbar für Schlussmann Scherf, der zwar in die richtige Ecke flog, doch machtlos war (8.). Erstes Saisontor für den 21-jährigen Julian Keiblinger.

Prachtparade von SKU-Schlussmann Scherf verhinderte 2:0

Die Helm-Elf wollte nachlegen. Der 20-jährige Niederländer Jaden Montnor, zuletzt in Linz als Joker 1:0-Gold-Torschütze per Kopfball und diesmal in der Startelf, setzte sich über den rechten Flügel gekonnt durch, flankte maßgerecht auf Sturmpartner Silue, dessen gut gesetzten Kopfball der 19-jährige ÖFB-U21-Teamtorhüter Elias Scherf mit einer Glanztat aus dem Eck fischte (13.).

Erst mit Mitte der 1. Halbzeit gelang es Amstetten die Partie offener zu gestalten und gar auch zum Ausgleichstor zu kommen, bei der die ebenfalls neufomierte St. Pöltener Abwehr kollektiv versagte. Eine flache Hereingabe von links fand den Weg an der heimischen Hintermannschaft vorbei, Sebastian Leimhofer bedankte sich und schoss trocken zum 1:1 (31.) ein. Wie zuvor auf der Gegenseite Keiblinger war es auch für Leimhofer das erste Saisontor, im 10. Einsatz.

Schobesbergers Mega-Chance zur Amstettener Führung - dann kam Keiblinger wieder!

Für den ersten Aufreger nach der Pause im stets spannenden NÖ-Derby sorgte ein Oberösterreicher: der gebürtige Linzer und ehemalige Eferdinger Philipp Schobesberger, der erstmals für die Amstettener in der Startelf spielte. Der 28-jährige Ex-Rapidler (164 Pflichtpartien für die Hütteldorfer, 31 Tore + 44 Assists) allein am rechten Fünfmeterraum vor Schlussmann Stolz, typischer "Schobi-Haken", doch dann schoss Schobesberger die Kugel über das rechte Kreuzeck (58.).

Während die Partie anschließend etwas dahin zu plätschern drohte, war urplötzlich wieder Julian Keiblinger zur Stelle. Unter gütiger Mithilfe der Amstettener Abwehr schnappte sich der Youngster das Spielgerät, marschierte damit spielerisch leichtfüßig in den 16er und schloss ebenso fein bei zu halbherziger Gegenwehr zum 2:1 und seinem Doppelpack ab (64.). Keiblinger - der St. Pöltener Wolf, der die Abwehr austanzte. 

Joker Stefan Feiertag bescherte Spitzenreiter SKU Amstetten einen Freitag-Feierabend und bewies heroisches Einsatz. Verletzte sich beim 2:2-Ausgleichtstor an der linken Hand, biss die Zähne zusammen, um auch beim St. Pöltener Eigentor zum 2:3 mitbeteiligt gewesen zu sein. Ein Sieg der Moral und dank Comebacker-Qualitäten. Bis zur 86. Minute 1:2 hinten, folgte das "Finale furioso", die Wende und so verteidigte Amstetten die Tabellenführung.

Matchball für eingewechselten Luis Hartwig zum 3:1 - doch Pfosten

Dann hatte der 21-jährige US-Mexikaner Ulysses Llanez (Leihspieler VfL Wolfsburg) eine Idee und ein feines Auge, steckte durch auf den eingewechselten 19-jährigen Deutschen Luis Hartwig (Leihe VfL Bochum), der allein vor SKU-Schlussmann Scherf den rechten Pfosten traf (68.). Wieder Mal bewiesen die St. Pöltener mit Einwechselspielern was für eine "starke Bank" sie haben.

Doch weil die jungen Wölfe versäumten "den Sack zuzumachen", blieben die Gäste im Spiel. Und fanden die Ausgleichschance vor nach einem gut vorgetragenen Tempovorstoß über die eingewechselten Feiertag und Mayer. Doch letzterer scheiterte aus spitzem Winkel beim unsauberen Abspiel am aufmerksamen SKN-Schlussmann Stolz. Die Partie lebte in einer turbulenten Schlussphase eines insgesamt fairen Spiels von der Spannung.

Wahnsinns-Endspurt: Amstetten drehte Match in Schlussminuten

Und Amstetten kam ein zweites Mal nach Rückstand retour. Zwei Joker stachen. Mayer mit der Hereingabe von rechts, die St. Pöltener Abwehr nicht griffig genug...Feiertag - allerdings leicht in Abseitsposition - zur Stelle zum 2:2 (87.). Der Torschütze teilte wenig später in Richtung Coachingzone mit, dass er sich beim 2:2-Ausgleichstor an der linken Hand verletzt habe, sie nicht bewegen könne, doch weiter spielen wollte.

Und überhaupt Amstetten mit großartiger Moral, unbändigem Willen...drehte nach einem Cornerball von rechts durch Tschernegg gar noch die Partie...über den St. Pöltener Scheidegger fand der Ball den Weg ins Netz - Eigentor. Ein Sieg des Willens und der Moral für den alten und neuen Spitzenreiter.

10. Runde ADMIRAL 2. Liga

Freitag, 30.09.2022, 20:30 Uhr, NV Arena, Zuschauer: 1.533. SR: Safak Barmaksiz.

SKN St. Pölten - SKU Amstetten 2:3 (1:1)

SKN St. Pölten (3-5-2): Stolz - Riegler, Messerer, Alexiev - Keiblinger, Conte (46. Llanez), Barlov (62. Schütz), Wisak (62. Scheidegger), Salamon - Montnar (76. Nitta), Silue (46. Hartwig). Trainer: Stephan Helm.

SKU Amstetten (4-4-2): Scherf - Deinhofer, Goldnagl (46. Mayer), Dirnberger, Kurt - Leimhofer, Ammerer (76. Feiertag), Tschernegg, Alves - Schobesberger, Starkl. Trainer: Jochen Fallmann.

Torfolge: 1:0 (9., FEM) Keiblinger, 1:1 (32.) Leimhofer, 2:1 (64.) Keiblinger, 2:2 (87.) Feiertag, 2:3 (90.+1) Eigentor Scheidegger.

Gelbe Karten: Yacouba Silue (24.), Salamon (78.), Trainer Helm (88.) / Mayer (85.) 

Spielfilm im Ligaportal-LIVETICKER

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL