Der SK Rapid Wien erlebt eine turbulente Zeit, dreht sich doch das Transfer-Karussel besonders in Hütteldorf. Ercan Kara, Maximilian Ullmann und zuletzt Thierno Ballo wurden abgegeben, Yusuf Demir zurückgeholt. Dazu stehen beim amtierenden Vizemeister der Admiral Bundesliga in den kommenden Tagen und Wochen weitere wegweisende Entscheidungen an. Wie etwa die Verpflichtung eines neuen Stürmers oder die möglichen Abgänge von Offensivkraft Taxiarchis Fountas und Torhüter Richard Strebinger. Rapid-Geschäftsführer Sport, Zoran Barisic, reicht es nach den "Workaholic-Wochen" in der Transferzeit jedenfalls erstmal.

 

"So intensiv und kompliziert war es noch nie. Das hat mir auch Stefan Ebner bestätigt", sagte der 51-jährige Wiener laut der "APA" am Dienstag im Rahmen einer Bundesliga-Presseveranstaltung. Rapids Sportmanagement-Direktor Ebner ist bei den Hütteldorfern mittlerweile seit Jahrzehnten in Spielerwechsel involviert.

Am Montag, 7. Februar um 17:00 Uhr, schließt in Österreich das Transfer-Fenster. Danach werde er "mein Handy zusammenhauen, meinen Computer zusammenhauen und meinen E-Mail-Account löschen", meinte Barisic lachend und ergänzte ernsthafter: "Ich werde mir Ruhe gönnen müssen. Es ist einfach arg."

Davor gelte es noch den Nachfolger für Ercan Kara zu verpflichten - bei dem es sich laut Medienberichten um den Niederländer Ferdy Druijf handelt. Demnach leiht Rapid den Alkmaar-Angreifer bis Saisonende aus und besitzt dann eine Kaufoption um 2,8 Millionen Euro. Sollte diese Klausel aktiviert werden, wäre Druijf teuerster Rapid-Spieler der Geschichte.

Bisher wollte Barisic jedoch nicht einmal die leihweise Verpflichtung des Stürmers bestätigen. "Es gibt viele Kandidaten, mit einem sind die Verhandlungen weit fortgeschritten." Außerdem sagte der Rapid-Sportchef diesbezüglich: "Falls wir einen Spieler mit einer Kaufoption leihen, werden wir die Option so ausverhandeln, dass es für Rapid realistisch ist, sie zu ziehen."

Verlässt Taxiarchis Fountas Rapid doch schon vor dem Sommer?

Fragezeichen nachwievor hinter der Zukunft von Taxiarchis Fountas? Zwar wird der 26-jährige Grieche nach aktuellem "Status Quo" ab Sommer für D.C. United stürmen, der Abschied gen USA könnte aber auch früher erfolgen, zumal das Transferfenster der Major League Soccer noch einige Wochen geöffnet ist. "Ich kann nicht zu 100 Prozent bestätigen, dass er bis Sommer bleibt, aber es ist der Plan, dass er in den kommenden Spielen bleibt", meinte Zoran Barisic.

Die Variante erscheint nicht ausgeschlossen, wonach Fountas für den Jahresaufakt im Cup-Viertelfinale am Samstag gegen Hartberg, die Conference-League-Duelle mit Vitesse Arnheim und die vier restlichen Partien des Liga-Grunddurchgangs zur Verfügung stehen würde, ehe es zum Wechsel kommt.

Ein Fragezeichen steht auch noch hinter Schlussmann Strebinger. Der in wenigen Wochen 29-jährige Wiener Neustädter hat das Einserleiberl an Paul Gartler verloren, ein Transfer zeichnet sich derzeit jedoch nicht ab. Strebinger dürfte daher bis zum Vertragsende im Sommer in Hütteldorf bleiben. "Sein Abgang hat sich im Moment in Luft aufgelöst", berichtete Barisic.

Glückseligkeit bei und mit Yusuf Demir  

Mit Yusuf Demir kehrte nach vorzeitiger Beendigung seines Leihvertrags beim FC Barcelona zumindest der "verlorene Sohn" zurück. Wunderdinge dürfe man vom 1,73-Meter großen Linksfuß jedoch keine erwarten, betonte Barisic. "Man muss bedenken, dass er erst 18 Jahre alt ist. Wir wissen, er ist talentiert und hoch veranlagt, aber wir dürfen ihn nicht zu sehr unter Druck setzen."

Der Jung-ÖFB-Teamspieler hat laut Barisic im körperlichen Bereich nach wie vor Verbesserungsbedarf. "Er ist mit viel Freude dabei, hat aber einiges aufzuholen, vor allem, was den physischen Aspekt betrifft. So viel dürften sie in Barcelona in gewissen Bereichen nicht gearbeitet haben", vermutete der Sportchef.

Dennoch habe Demir aus Barcelona einiges mitnehmen können, meinte Barisic. "Vielleicht ist er ein bisschen reifer und kommunikativer geworden. Er lacht wieder, er lacht mehr. Man merkt, dass er eine Freude hat, wieder daheim zu sein, bei seiner Familie zu sein und mit seinen Ex-Kollegen zu kicken." Demir stammt aus dem Rapid-Nachwuchs und soll als Vorbild für viele weitere Youngsters dienen. "Wir wollen unsere eigenen Jungen an die Kampfmannschaft heranführen, sie weiterentwickeln und mit ihnen in die Zukunft gehen", kündigte Barisic an.

Rapid sei auch aufgrund der Pandemie weder in der Lage noch gewillt, hohe Ablösesummen zu bezahlen. Man setze auf den eigenen Nachwuchs und nehme dafür auch die Gefahr eines sportlichen Rückschlags in Kauf, beteuerte Barisic. "Was haben wir davon, sportlich erfolgreich zu sein, aber ein dickes Minus zu haben? Dafür bin ich nicht zu haben", erklärte der Wiener. Das Gesamtziel sei, "sowohl sportlich als auch wirtschaftlich gut durch die Krise zu kommen", sagte Barisic.

Quelle: APA / Foto: Richard Purgstaller