Die traditionelle "Rapid-Viertelstunde" wird bekanntlich ab der 75. Min. eingeklatscht, das Applaus-Plus blieb den Grün-Weiß-Fans bei der UEFA Europa Conference League-Premiere der Hütteldorfer im Playoff-Hinspiel vor 10.700 Besuchern gegen Vitesse Arnheim diesmal überwiegend in der prächtigen Anfangs-Viertelstunde. Um nach der Pause und Stojkovic´ Ausschluss (65.) den 2:1-Sieg ins Ziel zu zittern (7 Min. Nachspielzeit!). Neuzugang Ferdy Druijf traf beim Startelf-Debüt nach 33 Sekunden ausgerechnet gegen sein Heimatland zum 1:0. Der anfangs unaufhaltsame Marco Grüll legte nach (15.). Wir liefern die Statements nach.

 

Erstmals in der Startelf, erzielte der niederländische Winter-Neuzugang und Kara-Nachfolger Ferdy Druijf nach 33 Sekunden per Kopfball mit seinem Rapid-Einstandstor das bisher schnellste Tor in der neuen Conference League. Am Ende im 3. Anlauf in 2022 und daheim der 1. Pflichtspielsieg des Jahres.

Ferdinand Feldhofer, Chefcoach Rapid Wien nach dem 1. K.o.-Rundensieg der Hütteldorfer seit 2001 (!)...über...

...Erleichterung nach dem ersten Pflichtspiel-Sieg des Jahres: "Wir haben auch die Spiel davor schon gute Phasen und Szenen gehabt. Heute haben wir es über längeren Zeitraum geschafft. Das einzige, was wir uns heute vorwerfen können ist, dass wir nicht das 3:0 oder 4:0 zu dem Zeitpunkt gemacht haben. Dann hätten wir dem Gegner schon richtig weh tun können und kleine Vorentscheidung herbei führen können."

...zwei unterschiedliche Halbzeiten, hier: die 2. Halbzeit: "Wir sind nicht ganz gut gestartet, doch haben trotzdem die Chance mit dem Lattentreffer von Ferdy Druijf. Dann steht es 3:0 und dann geht das Spiel vielleicht in eine ganz andere Richtung. Und dann war heute leider ein Mann komplett überfordert, auch für beide Teams. Ich glaube die rote war ein Wahnsinn, vor allem die erste gelbe Karte. So ein Niveau sieht man selten von Schiedsrichtern international, das muss auch mal gesagt werden. Er hat für beide Mannschaften so viele gelbe Karten in einem K.o.-Spiel gegeben...ich kann mich nicht erinnern so etwas schon mal erlebt zu haben."

...sieben Minuten Nachspielzeit: "Es hat schon mal Pausen gegeben. Doch passt zu meiner Analyse."

Feldhofer: "Froh, dass wir mit fast zwei Mann weniger noch gewonnen haben."

...Ausgangslage für Rückspiel: "Wir hätten am Anfang höher gewinnen können. Im Nachhinein müssen wir mit einem Mann weniger und dem Schiri noch dazu, also fast zwei Mann weniger, froh sein, dass wir gewonnen haben. Doch wir haben gutes Gefühl, fahren als Sieger nach Holland. Wir wissen schon, was wir zeigen müssen, dass wir dort auch aufsteigen."

...Leistung von Yusuf Demir in den 60 Minuten, die er auf dem Platz stand: "Absolut ok. Er hat alles reingeschmissen, was er hatte. Ich bin wirklich ein Realist und habe auch keine Wunderdinge erwartet so wie vielleicht das ganze Umfeld herum. Also bitte, am Boden bleiben, Step by Step...bin sehr zufrieden mit ihm."

...dass Marko Grüll auf der linken Seite am besten aufgehoben ist: "Er war auch ab und zu in der Mitte und hat das auch ganz gut gemacht. Er ist wirklich universell und ich bin froh, dass ich ihn in der Mannschaft habe."

Letsch: "Ist nachwievor 50:50-Geschichte

Thomas Letsch, Chefcoach Vitesse Arnheim (ehemals Austria Wien und FC Liefering) bei SKY: "Was das Ergebnis am Schluss wert ist, wissen wir heute in einer Woche. So wie es lief, ist es zu wenig. Ausgangslage ist klar, wir müssen zu Hause gewinnen und wenn wir gewinnen, sind wir dabei. Man hat nach der Pause gemerkt, dass wir bereits vor der roten Karte deutlich besser im Spiel waren. Da waren wir die aktivere Mannschaft, Rapid ist auch müde geworden. Wir haben agiert statt zu reagieren wie noch in der 1. Halbzeit. Nikolai (Anm.: Baden-Fredriksen) hat dann auch frischen Schwung gebacht und Pech mit dem Pfostenschuss.

Der 53-jährige Deutsche weiter: "Wir haben grad nicht das Glück auf unserer Seite, doch das müssen wir uns erarbeiten. Aber da waren auch andere Chancen noch dabei. Da müssen wir das zweite Tor mindestens machen. Was in der 2. Halbzeit passiert ist, war gut. Das müssen wir von Anfang an auf den Platz bringen. Wir müssen das abstellen, dass wir immer wieder zu Beginn des Spiels solche katastrophalen Fehler machen, nicht in die Zweikämpfe kommen, hinterher laufen und uns dann ein frühes Tor einfangen. Das wäre tödlich im Heimspiel. Dazwischen liegt noch ein schweres Spiel in Utrecht, wo wir auch gefordert sind. Es ist nachwievor eine 50:50-Geschichte, bisschen 55 vielleicht bei Rapid, doch wir geben noch lange nicht auf."

Ferdy Druijf, Blitztor-Kopfball-Torschütze bei Servus TV: "Die Fans sind 97 Minuten hinter uns gestanden, das war großartig. Nach dem Ausschluss war es natürlich hart, Vitesse ist eine gute Mannschaft."

"Erste gelbe Karte war Frechheit"

Marco Grüll, 2:0-Torschütze nach excellenter Einzelleistung bei SKY:  "Die erste Halbzeit war sehr, sehr gut. Wir hätten noch paar Abschlüsse gehabt. Natürlich ist es so ein Ausschluss dann bitter, weil die erste gelbe Karte in meinen Augen eine Frechheit war. Die zweite war dann gerechtfertigt. Wir wollten in der 2. Halbzeit etwas mehr im Block verteidigen, was wir bis zur roten Karte auch souverän gemacht, doch mit einem Mann weniger ist es halt dann schwieriger. Du musst halt noch mehr gegen den Ball arbeiten, hast nicht mehr die Entlastung, doch im Endeffekt haben wir es drüber gebracht. Ich glaube, dass das heute nicht nur von mir eine gute Leistung war, sondern von der ganzen Mannschaft. Im Rückspiel gilt es das Spiel wieder gleich anlegen wie heute. Wir haben gesehen, dass wir Räume gegen sie haben und vielleicht auch Tempo-Vorteile. Die müssen wir noch besser ausnutzen."

Rapid-Torhüter Paul Gartler bei Servus TV: "Wir waren trotz der roten Karte bis zum Schluss kompakt. Wenn man so viel investiert, ist jeder Weg schwer. Es freut mich, dass ich der Mannschaft mit meinen Paraden helfen konnte."

Adrian Grbic, gebürtiger Wiener und Stürmer von Vitesse bei SKY: "Mit dem 1:0 nach 40 Sekunden haben wir das Spiel sehr schlecht begonnen. Das zweite Tor ist auch sehr früh gefallen, in der 15. Minute. Dann haben wir uns zusammengerauft. Man hat´s dann in der 2. Halbzeit gesehen, speziell nach dem Ausschluss, dass wir klar überlegen waren. Im Endeffekt wäre das Unentschieden verdient gewesen aufgrund der Chancen der 2. Halbzeit. Aber das war jetzt erst mal die 1. Halbzeit und nächste Woche kommt die 2. Halbzeit. Wir wissen von den Stärken von Rapid, eine junge Mannschaft mit guten Spielern und ein sehr gut eingespieltes Team. Wir haben gewusst, das ist ein harter Fight. Das haben wir gleich in den ersten 15 Minuten zu spüren bekommen. Doch wenn wir unsere Chancen in der 2. Halbzeit machen, können wir vielleicht das Spiel sogar noch gewinnen.

Grbic von Weiterkommen überzeugt: "Nächste Woche werde ich mein Tor schießen"

Der neunmalige ÖFB-Team-Spiele weiter: "Wir werden nächste Woche alles geben, um das Spiel noch zu drehen. Ich denke, dass ich eine ganz ordentliche Partie gezeigt habe und habe auch gehört, dass mein Tor kein Abseits war. Leider gibt es da keinen Video-Beweis, da kann man nichts machen. Aber nächste Woche ist noch ein Spiel und da werde ich mein erstes Tor schießen. Wir müssen positiv bleiben, sind voll da...2:1 ist ein gutes Ergebnis. Leider gibt es die Auswärtstorregel nicht mehr. Wenn wir nächste Woche unsere Leistung auf den Platz bringen wie heute in der 2. Halbzeit bin ich überzeugt, dass wir weiter kommen werden."

SKY-Experte Alfred Tatar im SKY-Studio: "Die 1. Halbzeit hat Rapid dem Spiel den Stempel aufgedrückt, total dominiert, mit einem überragenden Grüll. Die 2. Halbzeit hat mir gar nicht gefallen, da hat Vitesse den Spieß umgedreht. Der Ausschluss von Stojkovic war ein Mitgrund, doch nicht der Hauptgrund. Vitesse war zu dem Zeitpunkt schon in den Zweikämpfen aggressiver, während Rapid nach der Pause den Faden verloren hat. Da hat es einen Bruch gegeben, Schnittbälle wurden verloren. Vitesse war doch schon tot und hat praktisch im Sarg gelegen."

SK Rapid Wien vs. Vitesse Arnheim 2:1 (2:0). Allianz-Stadion Wien-Hütteldorf

SK Rapid: Gartler; Stojkovic, Aiwu, Moormann (62. K. Wimmer), Auer; Grahovac (Kap.; 84. Querfeld), Demir (62. Fountas) , Ljubicic; Kitagawa (69. Arase), Druijf (69. Petrovic), Grüll.

Vitesse Arnheim: Houwen; Doekhi (Kap.), Oroz, Rasmussen; Trondstad; Dasa, Gboho (55. Fredriksen), Domgjoni, Witteck; Openda, Grbic (86. Buitink).

Tore: 1:0 (1., Kopfball Druijf, Flanke Ljubicic), 2:0 (15. Grüll), 2:1 (74. Openda, Assist Trondstad). -  SR: Donatas Rumšas (Litauen). Zuschauer: 10.700

Gelbe Karten: Grahovac, Aiwu, Demir, Gartler, Grüll / Tronstad, Doekhi, Oroz, Openda.

Gelb-Rot: Stojkovic (65.)

Rückspiel Donnerstag, 24. Februar, 21 Uhr.

Foto: IMAGO