Droht dem SK Rapid Wien, dessen Tross mit einem 20-Mann-Kader heute in Innsbruck gelandet ist, nach dem Aus im ÖFB-Cup und der UEFA Europa Conference League auch das Verpassen der Oberen Playoffs in der Admiral Bundesliga? Zwei Runden vor Grunddurchgang-Ende liegt der Tabellensiebte zwei Zähler "unter dem Strich". Vor dem Match beim Zehnten WSG Tirol, der bereits für die Quali-Gruppe planen kann und bisher daheim gegen die Hütteldorfer noch nie gewann, gab sich Rapid-Routinier Thorsten Schick kämpferisch und optimistisch. Doch auch WSG-Chefcoach Thomas Silberberger äußerte sich gewohnt "kernig".

 

Ferdinand Feldhofer nach der Ankunft in Tirol: "Verletzte sind aktuell keine hinzugekommen. Wir werden das gestrige Spiel jetzt aufarbeiten und dann gilt die volle Konzentration auf Sonntag." Mit Mittelfeldspieler Dalivor Velimirovic, dem 17-jährigen Torhüter Laurenz Orgler und Außenverteidiger Lukas Sulzbacher sind drei Spieler direkt zurück nach Wien geflogen.

Nach der Heimniederlage gegen RB Salzburg (1:2) und einem Remis bei Sturm Graz (2:2) peilen die Hütteldorfer am Sonntag in Innsbruck einen Sieg an. Feldhofer vor dem Match gegen die WSG Tirol: "Ich erwarte einen Riesen-Fight. Es geht wirklich um viel. Wir müssen bereit sein und viele Dinge besser machen als gestern."

Thorsten Schick (Foto), der zuletzt in der Liga bei Sturm Graz wegen einer Knöchelverletzung fehlte: "Das wird sehr schwierig. Zuerst einmal haben wir die Enttäuschung von gestern zu verdauen. Wir hatten uns extrem viel vorgenommen, doch die Leistung nicht auf den Platz gebracht. Nichtsdestrotrotz müssen wir uns jetzt auf Tirol vorbereiten. Wir haben jetzt in der Meisterschaft zwei Endspiele. Wir müssen unbedingt gewinnen."

Brauchen keinen Schönheitspreis zu gewinnen

Der 31-jährige, gebürtige Grazer und zweimalige Schweizer Meister mit Young Boys Bern weiter: "So wie wir die letzten Spiele in Tirol aufgetreten sind, war das nicht ganz verkehrt und spielerisch von der Dominanz her schon in Ordnung. Doch es zählt nur der Sieg. Wir brauchen keinen Schönheitspreis gewinnen, sondern müssen einfach nur die drei Punkte einfahren." Schick ergänzend: "Jeder weiß, wie es in der Tabelle steht. Jeder kann rechnen. Wir sind in einer Drucksituation, aber ich bin überzeugt, dass die Mannschaft mit dem Druck klar kommt und wir mit drei Punkten im Gepäck nach Hause fahren.

Winter-Neuzugang Kofi Schulz & Tirols Top-Torjäger Giacomo Vrioni verpassten vor einer Woche in Ried nach 0:3-Rückstand und WSG-Doppelschlag in der Nachspielzeit um "Haaresbreite" das 3:3-Happyend.

Die einen Grünweißen (Rapid) müssen gewinnen - die anderen (WSG Tirol) wollen im vierten Anlauf gegen die Hütteldorfer endlich mal daheim voll punkten!  Gelingt Grüll & Co. in der  21. Runde am Sonntag nicht der 7. Saisonsieg, gilt für Rapid frei nach Frank Stronach im Qualifikationsdurchgang „mit den Hühner pecken“ anstatt in der Meisterrunde „mit den Adlern zu kreisen“.

Die Wattener würden gerne punkten, um die Distanz zum Tabellenkeller vor der Halbierung der Punkte so groß wie möglich halten will. Vor dem Spieltag liegen sieben Zähler zwischen dem Tabellenzehnten aus Tirol und Schlusslicht SCR Altach. Zusätzlich motiviert sind die Tiroler auch, weil der Gegner Rapid Wien ist!

Duell-Bilanz mit Wattens spricht klar für Rapid

Der Rekordmeister! Der Fan-Magnet! Der Resonanz-Klub! Einer der Top-3-Teams, die Österreich bietet! Und eine Mannschaft, gegen die das Team von Chefcoach Thomas Silberberger immer gewinnen will. Unabhängig davon, welche Rolle die Hütteldorfer im Liga-Alltag aktuell spielen. Ein einziges der sieben Bundesliga-Duelle mit Rapid konnte die WSG bislang für sich entscheiden, mit 3:0 im Dezember 2020. Fünf Mal siegten die Wiener, plus ein Remis.

WSG-Chefcoach Thomas Silberberger über...

… wie die erste Trainingswoche nach dem Verpassen der Top-6 war: „Wir haben die Niederlage von Ried, von meiner Seite aus, emotional und scharf aufgearbeitet. Dann haben wir in Meran unter optimalen Bedingungen trainiert. Die Mannschaft ist intakt und die Stimmung gut – auch wenn das Ergebnis vom letzten Spieltag nicht gut war.“

… die Spiel-Bedeutung gegen Rapid ist: Wir sollten auf jeden Fall punkten. Weil mit dem direkten Duell von der Admira und Altach hinter uns diesmal mit Sicherheit was passieren wird. Es kann durchaus sein, dass alles extrem eng zusammenrückt. Deshalb sind wir gut damit beraten, aus den zwei verbleibenden Runden im Grunddurchgang so viele Punkte wie möglich mitzunehmen.“

Silberberger: "Wer Motivationsproblem hat, sollte seinen Spind räumen"

… ob er nach dem Aus für die Meisterrunde ein Motivationsproblem befürchtet: „Wenn einer meiner Spieler ein Motivationsproblem hat, unabhängig davon ob Rapid Wien oder Admira Wacker kommt, der sollte eigentlich seinen Spind räumen. Wenn ich mit einem Fußballprofi über die Motivation sprechen muss, dann ist er in seinem Beruf fehl am Platz.“

… Rapid: „Wir wissen nicht, ob sie mit Dreier-, Vierer- oder Fünferkette spielen. Sie wechseln permanent, switchen laufend zwischen den Systemen. Darauf sind wir eingestellt. Wir haben in dieser Woche den Fokus bislang nicht auf Rapid gelegt, sondern ausschließlich auf uns. Ich glaube, dass wir uns auf ein sehr intensives Spiel einstellen müssen. Die Intensität, die Rapid in der vergangenen Woche gegen Sturm Graz an den Tag legte, war mitunter das intensivste, das ich in der österreichischen Bundesliga bislang zu sehen bekam. Sie werden sicher dagegenhalten, sie müssen ja fast gewinnen.“

… ob es für die WSG nicht vielleicht sogar besser wäre, wenn Rapid am Sonntag gewinnen würde: „Die Frage wurde mir schon von ein paar Personen gestellt. Dazu hätte ich eine Gegenfrage: Wenn LASK und Rapid in der Qualifikationsrunde spielen, verringert sich dann nicht auch die Anzahl der Punkte, die Altach, Admira und die anderen, die unten mitspielen, erreichen können? Wenn der LASK und Rapid unten mit dabei sind, dann plane ich in den zwei Spielen nicht sechs Punkte ein, sondern zwei oder drei. Aber mehr wird es für Altach oder die Admira auch nicht geben. Wenn Klagenfurt und Ried noch runterfallen, dann spielen sechs Mannschaften im unteren Playoff, von denen jeder jeden schlagen kann. Dann wird’s eine richtige Stecherei.“

WSG-Kapitän Ferdinand Oswald über...

…den Ausblick auf Rapid-Spiel: „Hoffentlich nicht zu viel Arbeit (schmunzelt). Ich glaube, dass es in unserer Liga eigentlich egal ist, gegen wen wir spielen: Arbeit kommt immer auf uns zu. Wenn wir nicht immer 100 Prozent geben, bekommen wir gegen alle Probleme – egal ob gegen Rapid oder gegen Altach. Klar strahlt Rapid etwas Besonderes aus, alleine schon durch die Tradition des Vereins. Ich hoffe, dass sie gestern ein paar Körner gelassen haben.“

… wie sehr die individuellen Fehler, die zu Toren führten, nerven: „Ich glaub‘, dass ich meinen Frust über die ersten Minuten gegen Ried in der Halbzeit ausreichend kundgetan hab‘ – das kann der Trainer bestätigen. Da wurde ich sehr laut. Manchmal ist es für mich unerklärlich, warum wir die Fehler machen. Das müssen wir schnell abstellen. Wir müssen seriöser spielen, im Ballbesitz unnötige Fehler vermeiden. Dass es so wie in der ersten Halbzeit in Ried es für uns schwer wird, das weiß jetzt jeder. Ich hoffe, es hat jetzt bei allen klick gemacht.“ 

WEITER WISSENSWERTES: Demir mit Marktwert wie gesamtes WSG-Team

Kopfsache: Rapid Wien erzielte 23 % seiner Tore per Kopfball. Nur die WSG Tirol bewies in der Liga mehr Köpfchen mit 28 %.

Freistoß: Die WSG Tirol bekam in diesem Spieljahr noch kein Gegentor per Freistoß. Doch Rapid ist Standard-Spezialist, wie auch jüngst in Graz nach den beiden Toren im Anschluss an Cornerbälle bewiesen. Außerdem erzielten die Wiener sechs ihrer 30 Saisontreffer aus Freistößen.

Topguns: Nach dem Abgang von Ercan Kara, der beim 5:2-Hinspiel-Kantersieg einen Triple-Pack erzielte, ist Taxiarchis Fountas mit 7 Saisontoren das offensive um und auf in Hütteldorf. Marco Grüll folgt mit fünf Saisontoren. Bei der WSG Tirol hält Toptorjäger Giacomo Vrioni bei 10 Saisontreffern. Beim letzten Spiel in Tirol siegte Rapid am Mittwochabend, 28. April 2021, mit 3:2. Siegtorschütze mit Beginn der "Rapid-Viertelstunde": Taxiarchis Fountas, Assist Thorsten Schick!  

Preis-Klasse: Der ganze Kader der WSG Tirol wird laut transfermarkt.at auf 10,78 Mio. Euro gehandelt. Ex-Barca-Akteur und Rapid-Rückkehrer Yusuf Demir allein ist auf der Internetplattform mit 10 Millionen ausgepriesen.

Vorteil Silberberger: In direkten Duellen mit Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer ist WSG-Cheftrainer Thomas Silberberger bislang unbesiegt. Vier Mal standen sich die beiden Trainer-Kontrahenten in der Vergangenheit gegenüber (zwei Mal Lafnitz, zwei Mal WAC). Silberberger holte dabei zehn Punkte, Feldhofer einen. 

Foto: GEPA/Wien-Energie + Harald Dostal/sport-bilder.at