Im Duell zweier "frustierter" Teams der letzten Wochen zwischen dem SCR Altach gegen den SK Rapid Wien setzten sich die Hütteldorfer dank Goldtorschütze Yusuf Demir mit 1:0 im Ländle durch. Die wichtigsten Stimmen zu dieser Partie des 7. Spieltages der ADMIRAL Bundesliga.

"Als hätte jemand Energie aus uns rausgezogen"

Miroslav Klose (Trainer SCR Altach) über...

den Spielverlauf: „Eigentlich unerklärlich, wenn man sieht, was wir die Woche im Training gemacht haben und man sieht, wie gut wir es umgesetzt haben und dann kommen wir rein und haben überhaupt keine Energie, wie als hätte sie jemand aus uns rausgezogen. Nach der Halbzeit sind ein, zwei gute Momente und dann kommt ein bisschen etwas zurück. Man sieht es in jeder Aktion. In der ersten Halbzeit war der, der den Ball hatte, der Ärmste, weil sich jeder versteckt hat. Wir müssen wieder kleiner denken und Schritt für Schritt gehen, weil wir länger da unten festsitzen werden.“

Verstärkung im Kader, die den Konkurrenzkampf anschiebt: „Ich war selbst Spieler und wenn einer weiß, dass er Samstag immer spielt, dann ist das nicht das Richtige. Aber wenn du einen hast, der an deiner Tür klopft und du das im Training siehst, dann gehst du die Meter mehr, weil du es musst. Wir müssen jetzt auf andere Spieler zugreifen, die vielleicht vertragslos sind, aber das sehe ich ein bisschen problematisch.“

SCRA-Keeper Tino Casali: „Man hat aufgrund der letzten Ergebnisse gesehen, wie verunsichert wir waren. Alles nach der halben Stunde war schwer in Ordnung, da hätten wir uns sicher einen Punkt verdient aufgrund der zweiten Halbzeit. Schlussendlich war es eine Ketter an Fehlern. Es geht nicht nur um den Gegentreffer. Wir haben uns probiert aufzubäumen, aber es geht momentan sehr schwer von der Hand. Aber wir machen weiter und geben so schnell nicht auf.“

"Mir war vor drei Wochen Euphorie zu groß"

Werner Grabherr (Sportlicher Leiter SCR Altach) über...

mögliche Kadererweiterung: „Wir hatten mit einem Spieler noch intensiven Kontakt, aber das hat nicht mehr geklappt. Jetzt befassen wir uns noch mit ein, zwei Personalien, aber jetzt ist der Stand so, dass wir uns sehr gut überlegen, ob wir noch etwas machen, weil wir bis Mitte November nur noch zehn Spiele haben und wenn ein Spieler jetzt kommt, muss er sofort helfen können. Mir war vor drei Wochen die Euphorie zu groß. Wir wissen, wo wir hingehören und wo wir hinwollen. Es gilt die Balance zu finden.“

Forderung nach einer Kadererweiterung von Trainer Klose: „Man interpretiert im Moment sehr viel hinein. Der Trainer ist intensiv in die Kaderplanung eingebunden und auch er wusste, dass es schwierig wird, da noch etwas zu machen. Wir haben den Kader, mit dem wir arbeiten wollen und in den Winter hineinmöchten. Deshalb sind die Ansagen bei mir ziemlich nüchtern angekommen.“

„Wir haben eine richtig coole Reaktion nach Vaduz gezeigt“

Ferdinand Feldhofer (Trainer SK Rapid Wien) über...

...den Sieg: „Es tut gut, die Jungs freuen sich riesig. Wir haben eine richtig coole Reaktion nach Vaduz gezeigt. Wir haben heute verdient gewonnen. Altach war giftiger die 15 Minuten nach der Pause und wir haben dann reagiert und das Spiel wieder in den Griff bekommen.“

Yusuf Demir (Foto): „Nicht nur heute hat er mir gut gefallen. Er ist jetzt auf einem sehr, sehr guten Weg. Er musste physisch einiges aufholen und jetzt denke ich, dass er sehr gut unterwegs ist und ich habe richtig Freude, wenn ich ihn spielen sehe.“

Michael Sollbauer: „Er hat etwas gebraucht, bis er bei uns ankommt. Die letzten zwei Leistungen waren ein starkes Ausrufezeichen und so stelle ich mir das auch vor.“

Michael Sollbauer (SK Rapid Wien) über das Spiel und die aktuelle Situation bei Rapid: „In der ersten Halbzeit haben wir ein richtig gutes Spiel und mit dem Ball viel Bewegung gemacht und sind verdient in Führung gegangen. Wir hätten noch besser fertig spielen können und noch mehr Tore gemacht. In der zweiten Halbzeit müssen wir noch viel mehr arbeiten, damit wir es auch so hinüberbekommen. Wenn momentan ein bisschen Chaos rundherum ist, müssen wir uns als Mannschaft darauf konzentrieren, was wir beeinflussen können. Es bringt uns eine gewisse Ruhe. Wir lassen uns als Mannschaft nicht auseinanderreißen. Das mit dem Trainer ist geklärt, wir ziehen alle an einem Strang.“

"So einfach würde er das Feld nicht räumen..."

Michael Krammer (ehem. Präsident SK Rapid Wien) über...

...die Niederlage gegen Vaduz: „Ich glaube, dass das, was passiert ist, ein mahnender Weckruf sein kann für die ganze Rapid-Gemeinschaft, um konstruktiv an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. Ich habe vieles miterlebt, aber so etwas in der Form definitiv nicht. Ich war im Stadion und das war eine ganz eigenartige Stimmung. Wenn man sportlich erfolglos ist, dann richtet sich oft die Aggression gegen die Mannschaft, den Trainer und den Sport im Allgemeinen, aber, dass sich die Aggression gegen den Präsidenten und gegen den Geschäftsführer Wirtschaft richtet, das war für mich nicht nachvollziehbar und auch wie es passiert ist, war ganz ungewöhnlich. Man konnte in den letzten Wochen und Monaten den Eindruck gewinnen, dass sehr viele zu der von Martin Bruckner angesprochenen Fraktion gehören.“

…den Rücktritt von Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek: „Es muss neben den sachlichen Gründen auch noch andere geben, denn so einfach würde er das Feld nicht räumen.

…die Aufgabe des Präsidenten von Rapid Wien: „Informell hast du immer die gesamte Stakeholder-Community im Auge. Das reicht von den Ultras im Block-West bis zum Generaldirektor der Hauptsponsoren und dazwischen hast du die gesamte gesellschaftliche Bandbreite, die alle unterschiedliche Wege zum Erfolg wissen. Als Präsident ist man in der Mitte und versucht, diese verschiedenen Stakehoder-Gruppen auszugleichen und im Interesse von Rapid zusammenzuführen.“

"Als Präsident kann ich mir Steffen Hofmann gut vorstellen"

Andreas Herzog (Sky Experte) über...

...die Leistung von Rapid: „In der Situation, in der Rapid steht, ist jeder Sieg Balsam für die Wunden. In der 1. Halbzeit hat man versäumt, das Spiel mit 2:0 zu vorzuentscheiden. In der 2. Halbzeit war Altach viel besser, Rapid zu passiv, aber sie haben das 1:0 über die Zeit gerettet. Wie sie in der 2. Halbzeit gespielt haben, war zu wenig, aber es waren drei Punkte. Das Tor war glücklich für Rapid, aber sie waren zu der Zeit die bessere Mannschaft.“

Yusuf Demir: „Er war in der Offensive der Unterschied-Macher. Wir brauchen nicht reden über seine Qualitäten. Der Junge ist nicht nur fantastisch am Ball, sondern es sind auch Aktionen, wo er für die Mitspieler zeigt, dass er für sie kämpft. Das sind Momente, die ich mir von einem Yusuf Demir erwarte. Er hat heute bewiesen, dass er über 90 Minuten ein gutes Spiel gespielt hat. Die körperliche Komponente hat er heute gut umsetzen können.“

dass Yusuf Demir kein Interview gegeben hat: „Ich hätte in seiner Situation schon gerne ein Interview gegeben. Das gehört zur Entwicklung eines jungen Spielers dazu, dass du dich ein bisschen feiern lässt, wenn du etwas Wichtiges machst für die Mannschaft. Ich weiß nicht, warum er das Interview nicht gegeben hat. Wir sagen, wir haben keine Typen mehr in Österreich und wenn du keine Interviews gibst, bist du kein Typ. Ein Spieler seiner Qualität muss den Unterschied machen und dann lass ich mir von niemandem vorschreiben – vom Trainer vielleicht –, ob ich ein Interview geben darf oder nicht.“

mögliche Präsidentschaft von Steffen Hofmann: „Steffen ist einfach die Ikone in den letzten Jahrzehnten bei Rapid gewesen. (…) Dann braucht er zwei, drei Leute an seiner Seite und das sind die Wichtigsten, die Geld auftreiben. (…) Als Präsident kann ich mir Steffen gut vorstellen, für das ganze Image des Vereins aber daneben vom sportlichen und wirtschaftlichen Aspekt müssen Kapazunder her.“

momentane Situation bei SK Rapid: „Rapid ist ein sehr emotionaler Verein, der die größte Fanbasis hat. Angst darf nicht aufkommen und das ist das eine oder andere Mal hinübergekommen, dass sie (die Spieler, Anm.) gehemmt waren. Dass gegen Vaduz Enttäuschung und Kritik aufkommt, ist logisch, aber es gibt gewisse Grenzen, die man nicht überschreiten darf. Das ist, was ich mir für Rapid in den nächsten Jahren wünsche.“

 

Statement-Quelle: Sky Sport Austria

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at + GEPA/Wien Energie