Als Ex-Weltklasse-Stürmer und WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose diesen Sommer als Neo-Chefcoach von ADMIRAL Bundesligist SCR Altach präsentiert wurde, machte sich im Ländle Europhie breit. Dass der 44-jährige, bescheiden gebliebene Deutsche mit polnischer Abstammung, mit den Vorarlbergern einen Spielphilosophie-Wechsel vornahm, ungewohnt offensiv spielen ließ, erntete Lob. Doch kann das seine Mannschaft überhaupt spielen? Klose kompromissbereit! Nach 8 Runden ist der Fast-Absteiger des Vorjahres Schlusslicht (5 Punkte). Zum gleichen Zeitpunkt der Saison 2021/2022 waren die Rheindorfer 6. (9 Pkt.)  

Bei Sky Sport Austria äußerte sich Miroslav Klose, für den der SCR Altach die erste Station als Cheftrainer ist (zuvor Co-Trainer beim FC Bayern München unter Hansi Flick und Trainer der U17 des deutschen Rekordmeisters), über seine Altacher Aufgabe, einen neuen SCRA-Sportdirektor, Professionalität im Fußball, das Deutsche Nationalteam vor der WM 2022 in Katar usw.! Nachfolgend Auszüge!

Auch der 59-jährige Alfred Tatar, UEFA-Trainer-Pro-Lizenz-Inhaber und ehemaliger Bundesliga-Trainer, gab als Sky-Experte seine profunde Meinung zur Altacher Aussicht ab.

"Da muss ich mich anpassen"

Miroslav Klose (Trainer SCR Altach) über...

Einschätzung zum 0:0-Remis gegen WSG Tirol - erster Auswärtspunkt und erstmals zu Null: „Die guten Dinge sind, glaube ich, unter der Woche in den Gesprächen passiert, wo ich wieder ein Gefühl für die Spieler bekommen habe und wir aufeinander zugegangen sind, was meine Vorstellung und die Vorstellung der Mannschaft, die sich jetzt mal mit einer 5er-Verteidigung wohler fühlen würde, betrifft.

Ich glaube, das hat uns eine gewisse Sicherheit gegeben. Wenn das der Weg sein sollte, dann werden wir das die nächsten Spiele auch so machen, aber letztendlich geht es irgendwann offensiver denkend.“

Stabilisation der Verteidigung: „War in dieser Situation wichtig für die Mannschaft, weil wir suchen ja danach, wo die Mannschaft einen gewissen Anker und Halt bekommen kann. Das ist halt rausgekommen bei den Gesprächen, dass sie sich mit der Fünferkette einfach wohl fühlen. Habe der Mannschaft trotzdem gesagt, dass es wichtig ist, dass wir im Kopf immer aktiv bleiben und die Umschaltsituationen gut machen.“

Selbstkritik und Kompromisse: „Kompromisse muss man eingehen. Natürlich hat man Vorstellungen als Trainer. ,Wir müssen kleinere Schritte denken´: das ist auf meine Person bezogen. ,Gib der Mannschaft Zeit´. Ich dachte, ich kann das (Anm. System bzw. den Spielstil) schneller in die Mannschaft implementieren. Da muss ich mich anpassen.“

Dominik Reiter und einem Verletzungsupdate nach seinem Kreuzbandriss: „Schwerwiegender Ausfall für uns. Dominik ist niedergeschlagen, aber wir alle zusammen werden ihn aufbauen, auf ihn warten und uns freuen, wenn er wieder zurück ist. Wir geben ihm die Zeit und wollen ihn dort zurückbringen, wo er war.“

"Odehnal bleibt die Nr. 1"

Torhüter-Wechsel, Jakob Odehnal und die ,Einserfrage´:Er bleibt die Nummer 1 und wird auch die nächsten Spiele im Tor stehen.“

Suche nach neuem Altacher Sportdirektor: „Christoph Längle muss mal ein Profil und eine Liste erstellen. Passiert diese Woche. Glaube, dass ich dann irgendwann zu den Gesprächen dazustoßen werde und meine Einschätzung sagen kann. Aber letztendlich geht es immer um den Verein und da den nächsten Schritt zu machen. Wenn man mich einstellt und eine gewisse Professionalität einbringen möchte, dann gehört für mich dazu, dass man den Weg weitergeht.

"Nie zufrieden geben und alles ausschöpfen"

Sich nie zufriedengeben und alles auszuschöpfen, das ist meine Einstellung. Ich bin den ganzen Tag da in Altach, mach meine Arbeit, schau mir die Spieler, die Juniors an, reise rum und schau mir andere Spiele an, weil ich einfach fußballbegeistert bin. Das möchte ich nach Altach bringen, dass sich jeder damit beschäftigt und nicht so früh zurücklehnt und sagt: Es läuft schon alles. Erst wenn wir gemeinsam anpacken und versuchen, neue Wege zu gehen und vielleicht anderes ausprobieren, dann wäre ich vielleicht einmal zufrieden.“

ob er auch mal laut werden kann: „Die besten Ansprechpartner sind da die Spieler, aber ich kann von mir aus schon sagen, dass ich zwei, drei Mal schon lauter geworden bin, weil diese Bequemlichkeit und dieses ,Sich-nicht-verändern-Wollen´, weil es schon immer so war, ist was, was ich nicht hören kann. Weil ich war selbst jung und weiß, wie viel Talent ich hatte und wie viel Einstellung ich hatte und wie viele Steine mir in den Weg gelegt wurden und die habe ich alle beseitigt. Daher weiß ich, was man in so vielen Bereichen alles dazulernen kann.“

"Geld war mir nie wichtig und nie meine Motivation“

Professionalität im Fußball: „Wenn Ziel und Motivation Geld ist, dann darfst du nicht anfangen, Fußball zu spielen. Das darf nicht sein, weil das hemmt dich. Wenn man als Spieler kapiert, was man täglich tun muss, um sich zu verbessern, dann kommt das andere von alleine. Geld war mir nie wichtig und nie meine Motivation.“

Der "Schüler" und sein Trainer-Mentor: Miroslav Klose vor zwei Jahren als Co-Trainer beim deutschen Rekordmeister und damaligen Champions League-Gewinner FC Bayern München mit Hansi Flick, inzwischen DFB-Nationaltrainer und 2014 Co-Trainer unter Joachim Löw. Klose & Flick wurden vor acht Jahren gemeinsam Weltmeister mit Deutschland in Brasilien. 

"Bin überzeugt, dass Deutschland zu WM-Favoriten zählt"

DFB-Team und eine mögliche Favoritenrolle bei der WM 2022: „Seit 2018 sind wir wieder auf den Boden zurückgekehrt und so müssen wir auch die WM 22 angehen. Ich kenne Hansi Flick und seinen Trainerstab gut, weiß genau, was er denen sagt und deswegen bin ich davon überzeugt, dass Deutschland zu den Favoriten zählt.“

Spielertyp Mittelstürmer: „Glaube schon, dass sich das wieder verändern wird und man diese Spieler immer brauchen wird. Es wird immer einen Stürmer in jeder Mannschaft geben müssen, der für viele Tore sorgt. Aber man muss sich immer anpassen und daher braucht man viele Stärken.“

"Ich konnte noch so viel von Lewandowski lernen"

Robert Lewandowski und dessen Professionalität: „Ich durfte ein Jahr mit Lewandowski trainieren (Anm. als Co-Trainer von Hansi Flick - siehe auch Foto oben). Wenn ich sehe, wie wissbegierig er noch immer war, nachdem er tausende Tore geschossen hat und auch, wie detailbesessen er gearbeitet hat. Ich konnte noch so viel von ihm lernen. Dieses Jahr war für mich als Trainer unglaublich lehrreich.“

kommendes Heimspiel vs. Austria Klagenfurt: „Ich will diese Woche wieder in die Mannschaft reinhören und Gespräche suchen. Vielleicht ist wieder was überraschendes dabei. Es wird aber sicher ein Spiel auf Augenhöhe, wo Kleinigkeiten entscheiden werden.“

seine Zukunft: „Ich sehe mich die nächsten Jahre im Klubfußball und bleibe auf jeden Fall längere Zeit in Altach.“

Fußball fachsimpeln zwischen Trainer-"Dachs" und Trainer-"Fuchs" in der österreichischen Bundesliga, Miro Klose mit Dietmar Kühbauer vom LASK. Der 51-jährige Burgenländer coachte zuvor auch bereits den SK Rapid Wien, SKN St. Pölten, Wolfsberger AC und Admira Wacker. 

"Klose hat erkannt, dass man auch Kompromisse machen muss"

Alfred Tatar (Sky Experte) über...

...die taktische Änderung bei den Altachern: „Ich glaube, dass Miro Klose von Beginn an einen ganz genauen Plan mit Altach hatte. Jetzt diese Umstellung auf eine Fünferkette ist ein Hinweis darauf, dass er erkannt hat, dass man auch Kompromisse machen muss.“

Altacher Kader: „Was das Spiel nach vorne betrifft, bin ich der Meinung, dass der Kader sehr ausgeglichen und gut dasteht.“

Mittelstürmer und dessen Bedeutung: „Haaland oder Lewandowski sind der Beweis dafür, dass solche Spieler nach wie vor gesucht werden, wie die Nadel im Heuhaufen.“

kommendes Heimspiel des SCR Altach vs. Austria Klagenfurt: „Die Altacher wären gut beraten, den aktiven Part zu übernehmen, um Klagenfurt so unter Druck zu setzen, damit sie nicht ihr eigenes Spiel durchziehen können.“

Statement-Quelle: Sky Sport Austria

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at und IMAGO/Philippe Ruiz