Ein Nordlicht am Wörthersee! Seit 29. August ist Peer Jaekel Geschäftsführer von ADMIRAL Bundesligist SK Austria Klagenfurt. Offiziell ist der in Bremerhaven unweit von Bremen geborene Deutsche bis 30.06.2025 "Head of Football" der SEH Sports & Entertainment Holding, dem Gesellschafter von Austria Klagenfurt, FC Viktoria 1889 Berlin (RL Ost) und dem kroatischen Erstligisten HNK Šibenik. Nach 203 Tagen im Amt bei den Kärntner Violetten äußert sich 41-Jährige, ehemalige Scout der deutschen Kultklubs TSV 1860 München und SV Werder Bremen, im exklusiven Ligaportal-Interview. Heute Teil 1 von 2!

Hat sich in den nunmehr sieben Monaten bei Austria Klagenfurt und in der Kärntner Landeshauptstadt am Wörthersee bestens eingelebt: Peer Jaekel.  

"Es geht darum, eine Wertschöpfungskette zu bilden"

LIGAPORTALHallo Herr Jaekel, sie sind mit dieser Saison "Head of Football" der SEH Sports & Entertainment Holding, dem Gesellschafter der Vereine Austria Klagenfurt, Viktoria Berlin und HNK Šibenik. Wie sieht ihr Kompetenzbereich konkret aus und wie weit bringen sie sich im sportlichen Bereich ein?

Peer Jaekel: Im Grunde genommen ist es eine strukturschaffende Maßnahme gewesen, die seitens der Gesellschafter gewünscht war, um zum einen ein Gefühl dafür zu entwickeln und auch in die Vereine zu tragen, was eine sinnvolle Multi-Club-Ownership eigentlich bedeutet. D.h.: Wie sollen die Vereine zukünftig zusammenarbeiten, wie soll man sich austauschen. Welche Rolle soll auch jeder Verein in diesem ganzen Fußball-Vertical, wie wir es nennen, einnehmen. Wie soll zukünftig welcher Spieler wo entwickelt werden usw.!

Es geht darum, eine Wertschöpfungskette zu bilden. Dass wir Spieler entwickeln und Werte schaffen. Einhergehend mit sportlichem Erfolg, in jeder Destination. Das ist im Grunde genommen die Idee eines Head of Football. Dann geht es auch darum, die Prozesse anzugleichen. Auch die nebensportlichen. Damit Dinge vergleichbarer sind und für einen Gesellschafter, der nicht im Daily Business ist, auch die Dinge schnell verstanden werden können.

Gerade wie es bei uns jetzt der Fall ist, dass, wenn Minderheitsgesellschafter einsteigen, sie sich schnell einen Überblick verschaffen können und auch schnell Zahlen verstehen können und so weiter. Es ist eine sehr umfangreiche Rolle. Aktuell liegt mein Fokus ganz klar auf der Geschäftsführung in Klagenfurt.

LIGAPORTAL: Da lassen sich von den drei Klubs natürlich Synergien nutzen, wobei ihr Hauptengagement schon bei Austria Klagenfurt ist, oder?

Peer Jaekel: Ja, mein Hauptaugenmerk liegt aktuell auf der Austria Klagenfurt. Die anderen Vereine spielen vor allem deshalb eine Rolle, weil ich sportlich verfolge, was dort passiert. Ich bin dort im aktiven Austausch mit den dortigen Leihspielern. Wie die Entwicklung aussieht und wie da die Einschätzung ist. Ich bin mit den sportlich Verantwortlichen vor Ort im Austausch, was potentielle weitere Kandidaten, auch für einen Sommertransfer, anbelangt. Da sind vorrangig sportliche Themen aktuell, die dort bearbeitet werden.

"Sind auf dem Weg, wo wir genau an diesem Turning Point sind"

LIGAPORTAL"Alle guten Dinge sind drei"...womit hier nicht die dritte Frage gemeint ist, sondern der Meistergruppen-Hattrick der Austria nach dem Aufstieg in 2021. Sportlich kann man euch ja nur so mit Lobeshymnen überschütten. Sie sind jetzt mit dieser Saison dabei, welche entscheidenden Erfolgsfaktoren haben sie ausgemacht, dass die Waidmannsdorfer schon wieder unter den "Top-6" sind und um die Preise mitzuspielen und welchen Anteil nimmt Trainer Peter Pacult ein?

Peer Jaekel: Wir haben ein Gut im Kader, das andere nicht mit Geld kaufen können. Das ist Konstanz! Auch auf der Kommandobrücke, sprich im Trainerstab eine Konstante mit Peter Pacult, Martin Lassnig und Berni Sussitz (Anm.: Athletiktrainer) an der Seitenlinie, dazu frisches Blut mit Marc Lamberger. Dementsprechend ist das ein ganz hohes Gut. 

Damit komme ich zum zweiten Teil. Entsprechend finde ich, dass den Trainern ein gehöriger Anteil am aktuellen Erfolg gebührt. Das Ganze wurde natürlich auch möglich gemacht über externe Finanzspritzen. Jetzt sind wir auf dem Weg, wo wir genau an diesem Turning Point sind, um zu versuchen, das Geschäft in Klagenfurt auf eigene Füße zu stellen. Dass wir operativ gesunden. Wenn wir das bei dem sportlichen Erfolg hinbekommen, ist das ungleich höher zu bewerten wie das, was bisher passiert ist.

"Wenn wir jetzt schon so in Schlagdistanz sind, soll die Reise nach Möglichkeit nach Europa führen"

LIGAPORTALWohin soll die sportliche Reise bis zum Saisonende gehen, zumal von Rang drei bis sechs ja diesmal alles extrem eng beisammen ist und - wie im Grunddurchgang bewiesen - ihr es mit jedem Gegner aufnehmen könnt?

Peer Jaekel: Wenn wir jetzt schon so in Schlagdistanz sind, soll die Reise nach Möglichkeit nach Europa führen. Zum ersten Mal in der Vereinshistorie. Wir sind als Vierter in das Meisterplayoff gestartet und den Platz wollen wir natürlich verteidigen. Sowohl die Art und Weise wie die Spiele liefen, als auch die Ergebnisse im Grunddurchgang, geben uns den Glauben daran, dass wir was erreichen können in der Richtung.

Und wir werden tagtäglich alles dafür tun und am Ende des Tages gehen wir in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Dass das auch mal schwer werden und auch mal eine leidvolle Erfahrung sein kann, wie jetzt am Wochenende gegen Sturm Graz (Anm.: 0:4), ist auch klar. Aber auch das wirft uns nicht aus der Bahn. Da werden wir den Mund abputzen und beim nächsten Spiel beim LASK wieder voll da sein.

"Der Spirit ist extrem positiv. Die Jungs sind maximal motiviert"

LIGAPORTAL: Zwar nicht gerade euer Lieblingsgegner beim Blick auf die Duell-Bilanz, doch am 11. Februar ward ihr ja in Linz schon ganz nah dran am ersten Pflichtspielsieg gegen den LASK, habt den 2:2-Ausgleich erst in der Nachspielzeit kassiert. Die Mannschaft um Kapitän Thorsten Mahrer hat auf jeden Fall viel Selbstvertrauen und mittlerweile auch ein Selbstverständnis. Am Sonntag wurde ein Plakat publik gemacht, das in der Kabine hängt und auf dem das Vorhaben zum Ausdruck gebracht wird, nicht wieder Sechster werden zu wollen, wie in den beiden Vorjahren. Was steckt dahinter, ein Anstoß zur intrinsischen Motivation?

Peer Jaekel: Der Spirit in der Gruppe, sowohl auf Spielerebene als auch inklusive Staff ist extrem positiv. Die Jungs sind maximal motiviert, auch dann mal kreativ. Es ist eine außergewöhnlich gesunde Gemeinschaft aus meiner Sicht. Einer ist für den anderen da. Das hat uns auch über die letzten Wochen und Monate, fast schon Jahre ausgezeichnet. Das mit dem Plakat ist dann eine klitzekleine Maßnahme von vielen, die uns dann hoffentlich dahin bringt, wo wir am Ende sein wollen."

Im zweiten Teil des Interviews äußert sich Peer Jaekel über das Potenzial im Klub, eventuelle Bau- und Problemstellen, seine persönliche Nähe zum ÖFB-Team, Maßnahmen um die 28 Black Arena am Wörthersee noch mehr auszulasten und....seine Vision mit den Kärntner Violetten.

Fotocredit: SK Austria Klagenfurt/Marco Walter und Harald Dostal/www.sport-bilder.at