Ratlosigkeit, Enttäuschung und Entsetzen herrschte am vergangenen Sonntag beim österreichischen Fußball-Nationalteam nach dem 2:4-Debakel gegen Israel. ÖFB-Präsident Leo Windtner fand nach der zweiten Niederlage im zweiten Quali-Spiel deutliche Worte, warf der Mannschaft von Franco Foda den „Charakter einer Schülermannschaft“ vor. Der Teamchef selbst ortete ein Mentalitätsproblem und bemängelte, dass man nach dem 1:0-Führungstreffer zu passiv aufgetreten war.

Gerhard Schweitzer ist seit etwa einem Monat als Scout für das israelische Team tätig. Foto: Harald Dostal/fodo.media

ÖFB-Kompetenz im Betreuerstab Israels 

Während man also im Lager des ÖFB Wunden leckte und Ursachenforschung betrieb, war den Betreuern des israelischen Teams zum Feiern zu Mute und die Freude ins Gesicht geschrieben. Das israelische Betreuerteam rund um Teamchef Andreas Herzog durfte sich über einen beherzten und mutigen Auftritt ihrer Mannschaft freuen. Mit der neuerworbenen österreichischen Fußballkompetenz ist die Professionalität in den israelischen Fußball zurückgekehrt. 

Neben Teamchef Andreas Herzog und Sportdirektor Willi Ruttensteiner sind mit Klaus Lindenberger als Tormanntrainer sowie den beiden Scouts Heinz Hochhauser und Gerhard Schweitzer drei weitere kompetente Fußballfachmänner für das israelische Team engagiert. Des Weiteren fungiert Ex-Schwimmstar Markus Rogan als Mentaltrainer für Herzogs Schützlinge. Eine hochinteressante Konstellation, über die wir uns mit unserem Bundesliga-Experten Gerhard Schweitzer (u.a. auch Scout für Zweitligist SV Guntamatic Ried) unterhalten haben.

Israel-Scout Schweitzer: "...dann freut man sich natürlich"

So richtig gratulieren wollte sich Schweitzer für den 4:2-Erfolg gegen Österreich nicht lassen. Eine gewisse Freude über die eigene Arbeit schlich sich allerdings schon ein: „Wenn man für diesen Erfolg ein wenig verantwortlich ist und sozusagen die richtigen Informationen rüberbringt, dann freut man sich natürlich“, schilderte Schweitzer, der aber im selben Atemzug betonte, dass er als Österreicher auch patriotisch sei: „Ich habe ja lange für den ÖFB gearbeitet.“ 

Der gebürtige Oberösterreicher ging auch näher auf sein Aufgabengebiet ein. „Ich habe zunächst Österreich gegen Polen und dann in Warschau Polen gegen Lettland live vor Ort beobachtet. Österreich war eine leichte Beobachtung, weil man die Spieler gut kennt und die Verantwortlichen Ruttensteiner und Herzog ohnehin viel über die einzelnen Spieler wissen. Schwieriger wird es dann bei den anderen Mannschaften, wie zb. Lettland, die ich zuletzt beobachtet habe“, schildert Schweitzer, der beim Spiel in Haifa nicht vor Ort war. Das nächste EM-Quali-Spiel der israelischen Nationalmannschaft steigt am 7. Juni in Lettland (20:45 Uhr). 

Regelmäßiger Austausch mit Herzog und Ruttensteiner 

Die Kommunikation mit Ruttensteiner und Herzog funktioniere gut, berichtet Schweitzer, der vor allem mit dem österreichischen Rekord-Teamspieler in regelmäßigem Kontakt stehe. „Dieses Wochenende kommt er nach Hause, nächste Woche werden wir uns in Österreich treffen“, berichtet Schweitzer. Der israelische Fußballverband scheint nun stark auf Professionalität abzuzielen. Diese Vermutung bestätigt der Oberösterreicher in unserem Gespräch: „Die Beobachtungen sind auf sehr gute Füße gestellt. Auch die Betreuung auswärts funktioniert gut. Wir sind abgeholt worden, haben eigene Betreuer. Also Israel schaut schon, dass alles gut passt.“ 

Kontaktaufnahme im Jänner

Außerdem schilderte der 55-Jährige die Kontaktaufnahme mit Willi Ruttensteiner und wie die Zusammenarbeit letztendlich zustande kam: „Heinz Hochhauser war ja schon beim ÖFB dabei. Willi Ruttensteiner hat ihn dann sozusagen mitgenommen. Er macht das jetzt schon seit Mitte des vergangenen Jahres. Ende Jänner hat mich Ruttensteiner im Zuge seines Heimatbesuchs angesprochen, weil sie noch jemanden aus Österreich gesucht haben. Dann musste ich zuerst natürlich abchecken, wie das mit der Arbeit für die SV Ried ausschaut, ob das alles passt. Vor etwa einem Monat haben wir dann alles fixiert.“

Bundesliga-Expertentipp mit Gerhard Schweitzer 

Von Daniel Ringsmuth