Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison muss Gerhard Schweitzer als Interimstrainer der SV Ried aushelfen. Knapp einen Monat, nachdem der damalige Chefcoach Gerald Baumgartner aufgrund einer schweren Lungenentzündung gegen Rapid passen musste, rückt Schweitzer nach der Freistellung von Baumgartner nun erneut in die erste Reihe. 

Gerhard Schweitzer: "Das war überhaupt nicht in meiner Trainerplanung"

Für den 57-Jährigen kam die Beurlaubung des bisherigen Cheftrainer aus mehreren Gründen überraschend: „Zum einen waren die letzten Leistungen in Ordnung. Zum anderen haben wir zehn Punkte geholt als Aufsteiger und auch der Zeitpunkt - eine Runde vor Schluss - war überraschend“, sagt Schweitzer im Gespräch mit Ligaportal.at

„Ich bin vor zwei Jahren mit dem ‚Baumi‘ angetreten, um dieses große Ziel - den Aufstieg - zu schaffen. Ich ein bisschen im Hintergrund mit Scouting und paar anderen Sachen“, blickt der Oberösterreicher zurück. Nachdem man in der Saison 2018/19 den Aufstieg noch knapp verpasst hatte, folgte in der darauffolgenden Spielzeit ein unfassbar spannendes Titelrennen mit Austria Klagenfurt, das die Innviertler letztlich knapp für sich entscheiden konnten: „Ich habe mich gefreut, dass er (Gerald Baumgartner; Anm. d. Red.) trotz sehr widriger Umstände den Meistertitel geholt hat“, sagt Schweitzer. Dies sei „eine Riesenherausforderung“ gewesen und seiner Meinung war diese Trainerleistung „sehr hoch anzusiedeln“. 

Im Sommer 2020 wurde Gerhard Schweitzer als Assistent ins Trainerteam berufen: „Dann hat er mich überraschend ins Trainerteam geholt, nachdem ich eine Woche sozusagen ausgeholfen habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich im Urlaub und es war nie mein Plan. Im Endeffekt als Trainer, der drei, viermal am Nachmittag dabei ist“, schildert der 57-Jährige. Und schon gar nicht in seine Planungen bzw. Zeiteinteilung passt das Engagement als Interimstrainer in der Woche des Meisterschaftsspiels gegen Rapid und nun nach der Beurlaubung Baumgartners: „Dann geht es für mich an die erste Front wegen einer Erkrankung und jetzt durch die Entlassung. Das war überhaupt nicht in meiner Trainerplanung. Ich habe so auch sehr viel Arbeit mit der Trainerausbildung beim oberösterreichischen Fußballverband und mit Lenzing“, erklärt Schweitzer.

"Im Endeffekt steht der Verein an erster Stelle und in diesen beiden Fällen lasse ich ihn nicht im Stich"

Seinen Herzensklub wollte er aber nicht hängen lassen: „Es ist halt so passiert. ‚Was machst du‘, diese Frage stellst du dir. Im Endeffekt steht der Verein an erster Stelle und in diesen beiden Fällen lasse ich ihn nicht im Stich. Gegen Rapid war es sehr in Ordnung und jetzt müssen wir auch noch performen, das wäre das Allerschönste“, betont Gerhard Schweitzer vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel gegen WSG Tirol.

Das letzte Meisterschatsspiel in diesem Jahr führt die Rieder also zu der Sensationsmannschaft der bisherigen Saison. Die Tiroler schlossen die Hinrunde des Grunddurchgangs als Tabellenfünfter ab. Vier der letzten fünf Partien konnten die Kristallkicker gewinnen: „Tirol hat sich richtig gut entwickelt. Ich kann den Verantwortlichen ein Kompliment aussprechen. Dort gibt es eine gute Transferpolitik und aktuell herrscht Kontinuität. Das zeigen auch die letzten fünf Spiele, von denen sie vier gewonnen haben“, betont Schweitzer. Der Aufsteiger ist jedenfalls gewarnt: „Sie spielen sehr schnörkellos, machen wenige Fehler und bekommen auch nach Standardsituationen wenige Tore. Umgekehrt sind sie bei eigenen Standards sehr gefährlich. Sie haben eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen, hungrigen Spielern. Es wird eine schwere Aufgabe und ich bin gespannt, wie wir da dagegenhalten werden“, sagt der Interimscoach der Innviertler über den Gegner. 

Und wie geht es danach mit Gerhard Schweitzer weiter? Die Vereinsverantwortlichen der SV Ried suchen fieberhaft nach einem neuen Cheftrainer. Der 57-Jährige möchte erstmal abwarten, wie sich die neue Situation bei seiner SV Ried entwickelt und darstellt: „Es wird ein neuer Trainer gesucht. Ich bin in dieser Suche nicht involviert. Am Sonntag bin ich dann ein letztes Mal verantwortlich. Der neue Trainer wird sich ein professionelles Team zusammenstellen. Und da man ja weiß, dass ich nicht hauptberuflich tätig bin, gehe ich davon aus, dass ich diesem nicht angehören werde“, meint Gerhard Schweitzer abschließend. 

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von Daniel Ringsmuth/Ligaportal; Foto: Harald Dostal/fodo.media