Drei Tage nach dem sensationellen Einzug ins Achtelfinale der UEFA Europa League stand für Tabellenführer FC Red Bull Salzburg das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Verfolger SK Sturm Graz auf dem Programm. Und dabei machten die Salzburger mit einem 4:2-Auswärtssieg einen weiteren Schritt Richtung Titelverteidigung. In einer trefferreichen Partie glänzten Munas Dabbur und Fredrik Gulbrandsen mit einem Doppelpack. Stefan Hierländer und Thorsten Röcher trafen für die Grazer. Die Schlussphase mussten die Grazer zu neunt bestreiten: Christian Schulz und Thomas Schrammel mussten jeweils mit Gelb-Rot vom Platz. Damit bauen die Bullen den Vorsprung auf den Tabellenzweiten Sturm auf 10 Punkte aus. Die Grazer müssen hingegen weiter auf den ersten Sieg im Jahr 2018 warten.

 

Traumduo: Gulbrandsen und Dabbur schnürten jeweils einen Doppelpack. 

Startelf-Debüt beim SK Sturm – Salzburg rotiert

Sturms Coach Heiko Vogel nahm im Vergleich zum 1:1-Remis gegen Rapid vor einer Woche nur einen Wechsel vor. Deni Alar nahm vorerst nur auf der Ersatzbank Platz. Für ihn kam Emeka Eze zu seinem ersten Startelfeinsatz in dieser Saison.

Salzburg-Trainer Marco Rose brachte gegenüber dem 2:1-Heimsieg über Real Sociedad in der Europa League vier Neue. Duje Caleta-Car, Hannes Wolf, Valon Berisha und Fredrik Gulbrandsen durften heute von Beginn an ran. Dafür rotierten Jerome Onguene, Xaver Schlager, Amadou Haidara und Hee-Chan Hwang auf die Ersatzbank der Bullen.

Salzburg gleicht praktisch mit dem Pausenpfiff aus

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase übernahmen die Gäste aus Salzburg langsam, aber sicher die Kontrolle über das Spiel und begannen die Defensive der Grazer zu beschäftigen. Gefährliche Abschlüsse gab es in der ersten Viertelstunde allerdings keine zu verzeichnen. Die Gastgeber hatten mit dem aggressiven Pressing der Gäste zwar Probleme, doch die Fünferkette der Schwarz-Weißen stand sehr kompakt und ließ keine gefährlichen Torchancen der Salzburger zu. Mit Fortdauer der ersten Halbzeit begannen die Hausherren in der Offensive Nadelstiche zu setzen und kamen durch einen Schuss von Koch zum ersten ernstzunehmenden Abschluss der Partie (26.). Wenige Augenblicke später wurde es erstmals auf der anderen Seite gefährlich: Hannes Wolf vernaschte gleich mehrere Gegenspieler und spielte einen scharfen Querpass, der mit Ulmer einen Abnehmer fand. Der wuchtige Schuss des Außenverteidigers wurde gefährlich abgefälscht, doch Sturm-Keeper Siebenhandel konnte die Kugel knapp vor Dabbur sichern (29.). In Führung gingen aber die Hausherren: Der auffällige Emeka Eze ließ Ramalho ganz alt aussehen und ließ den Brasilianer stehen, zog mit viel Tempo in den Strafraum und spielte scharf zur Mitte, wo Stefan Hierländer vor Ulmer an das Spielgerät kam und es über die Linie drückte – 1:0 (37.).

Emeka Eze setzte sich gegen Ramalho durch und bereitet das 1:0 durch Hierländer vor. 

Die Grazer hatten das Spiel nach dem Führungstreffer deutlich im Griff und spielten mutig nach vorne. Salzburg war sichtlich von der Rolle. Doch mitten in der Drangphase der Hausherren ließen die Gäste ihre Qualität aufblitzen: Berisha setzte mit einem Traumpass Gulbrandsen in Szene, der den Überblick behielt und auf Dabbur querlegte. Der Israeli musste den Ball nur mehr über die Linie ins verwaiste Tor drücken – 1:1 (45.). Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Halbzeitpause.

Kuriose zweite Halbzeit mit zwei Ausschlüssen 

Ohne personelle Veränderungen kamen beide Mannschaften zurück auf das Spielfeld der Merkur-Arena. Die Grazer starteten ambitioniert in die zweiten 45 Minuten und hatten folgerichtig auch die erste Torchance nach Wiederbeginn: Peter Zulj ließ gleich mehrere Salzburger Defensivspieler stehen und zog von der Strafraumgrenze ab, doch sein Versuch zischte knapp über das Tor von Walke (47.). Wenige Minuten später schlugen die Bullen wie schon kurz vor der Pause aus dem Nichts zu: Diadie Samassekou schickte mit einem herrlichen Pass durch die Schnittstelle Munas Dabbur auf die Reise, der im Eins gegen Eins mit Jörg Siebenhandel cool blieb und per Lupfer auf 1:2 stellte (57.). Für den Israeli war es das 16. Saisontor. Heiko Vogel reagierte auf den Rückstand und setzte mit dem Wechsel Edomwonyi für Spendlhofer ein klares Zeichen. In weiterer Folge spielten die Grazer zwar munter nach vorne, doch statt 2:2 stand es bald 1:3. Yabo brachte Lainer in Position, der mit einem perfekt getimten Querpass Gulbrandsen bediente. Der Norweger löste sich perfekt und drückte den Ball über die Linie – 1:3 (73.).

Schiedsrichter Harald Lechner schickte mit Schulz und Schrammel gleich zwei Grazer vorzeitig unter die Dusche. 

Zwei Minuten später konnten die Hausherren verkürzen: Die Salzburger konnten eine Grazer Ecke nicht klären, so dass Thorsten Röcher an der Strafraumgrenze an das Spielgerät kam. Seine ursprünglich gedachte Hereingabe schlug im rechten Kreuzeck ein – 2:3 (75.). Die Schlussphase mussten die Steirer jedoch ohne Heiko Vogel, der von Referee Lechner zurecht auf die Tribüne geschickt wurde sowie ohne Christian Schulz bestreiten. Der routinierte Innenverteidiger sah nach einem Foul an Gulbrandsen seine zweite Gelbe Karte und musste vorzeitig unter die Dusche (83.). Wenige Augenblicke später schickte Wolf Gulbrandsen auf die Reise, der Schrammel aussteigen ließ und die Kugel sehenswert ins rechte Eck schlenzte – 2:4 (84.). Kurz vor Schluss musste mit Thomas Schrammel sogar ein zweiter Grazer vorzeitig mit Gelb-Rot unter die Dusche. So endete ein gebrauchter Tag für die Schwarz-Weißen mit einer deutlichen 2:4-Niederlage.

Stimmen zum Spiel

Sturm-Coach Heiko Vogel bei Sky: „Wir haben vier Gegentore bekommen. Das vierte war ein Abseitstor, die anderen nahe an der Grenze. Das wussten wir, das ist ihre Stärke und deswegen stehen sie auch auf Platz eins. Ich kann das Ergebnis nicht ändern, aber ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf. Es war das beste Spiel, das wir gemacht haben. Ich bin zu 100 Prozent zufrieden mit der Leistung, aber mit dem Ergebnis natürlich nicht. Wir wollten das Unentschieden noch erreichen.“

Salzburg-Trainer Marco Rose bei Sky: „Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben. Es war ein schwieriges Spiel. Wir sind gut reingekommen, haben dann aber hie und da ein paar Prozent an Aggression verloren und sind in Rückstand geraten. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Jungs müde waren. Der Ausgleich vor der Pause war wichtig und in der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel gebogen. Hut ab vor der starken Leistung und Mentalität der Mannschaft.“

RBS-Doppeltorschütze Fredrik Gulbrandsen bei Sky: „Es war eine gute Woche, wir sind in der Europa League weitergekommen. Heute haben wir gewonnen und es hat Spaß gemacht. Das 0:1 von August war nicht vergessen. Heute kamen wir und haben sie auf ihren Platz verwiesen. Wenn wir mit derselben Mentalität weiterspielen, wird es gut weitergehen.“

 

SK Sturm Graz – Red Bull Salzburg 2:4 (1:1)

Merkur-Arena, 7.157 Zuschauer, SR Lechner

Tore: Hierländer (37.), Röcher (75.) bzw. Dabbur (45., 57.), Gulbrandsen (73., 84.)

Gelb-Rot: Schulz (83.), Schrammel (90.)

Sturm: Siebenhandel – Koch, Spendlhofer (62./Edomwonyi), Maresic, Schulz, Schrammel – Hierländer, Lovric, Zulj, Röcher (76./Jantscher) – Eze (76./Alar)

Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer – Samassekou – Yabo (79./Schlager), Wolf, Berisha (72./Haidara) – Gulbrandsen (87./Minamino), Dabbur

 

Fotos: GEPA pictures/Red Bull Media

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth