Der SK Rapid Wien musste sich am 28. Spieltag der Tipico Bundesliga in einer extrem kuriosen Partie dem TSV Hartberg mit 3:4 geschlagen geben. Nach einer verrückten ersten Halbzeit, in der die Hütteldorfer dank zweier Eigentore der Hartberger einen 0:2-Rückstand wettmachten, ging es in den zweiten 45 Minuten ebenso kurios weiter. Zunächst brachte Cancola die Gäste erneut per Elfmeter in Führung, ehe der eingewechselte Sanogo per abgefälschtem Weitschuss auf 4:2 stellte. Zuvor war Thomas Murg nur sieben Minuten nach seiner Einwechslung mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. In der Schlussphase fiel im Allianz-Stadion zu allem Überfluss noch der Strom aus. Aliou Badji verkürzte in der Schlussphase noch auf 3:4. 

Christoph Knasmüllner und Co mussten sich in einer verrückten Partie geschlagen geben. Foto: GEPA/Wien Energie

Didi Kühbauer schont zahlreiche Stammspieler für das Cup-Endspiel gegen die Bullen 

Rapid-Coach Didi Kühbauer ließ im Vergleich zum Spiel am vergangenen Dienstag gegen die Hartberger keinen Stein auf dem anderen, nahm gleich sieben personelle Umstellungen vor. Mario Sonnleitner, Stefan Schwab, Thomas Murg, Andrija Pavlovic und Stephan Auer mussten heute vorerst auf der Bank Platz nehmen. Andrei Ivan und Srdjan Grahovac standen heute gar nicht im Kader. Dafür rotierten Marvin Potzmann, Mert Müldür, Manuel Martic, Dejan Ljubicic, Manuel Thurnwald, Philipp Schobesberger und Aliou Badji in die Startelf der Hütteldorfer. 

Markus Schopp hingegen nahm gegenüber der jüngsten Partie gegen Rapid drei Veränderungen vor: Siegfried Rasswalder, Florian Sittsam und Kresimir Kovacevic waren heute nicht mit von der Partie. Dafür durften Florian Flecker, David Cancola und Dario Tadic von Beginn an ran. 

Kuriose Partie in Wien-Hütteldorf: Drei Eigentore in einer Halbzeit 

Die völlig veränderte Rapid-Startelf musste bereits wenige Augenblicke nach Anpfiff den ersten Gegentreffer hinnehmen: Christoph Knasmüllner lenkte einen Eckball per Kopf ins eigene Tor - 0:1 (4.). Eine kalte Dusche für die Hütteldorfer und ein perfekter Start für den Aufsteiger. Hartberg agierte extrem engagiert, ging aggressiv in die Zweikämpfe und stellte Rapid vor Probleme. Wie schon in der ersten Halbzeit am vergangenen Dienstag unterliefen den Wienern in der Defensive haarsträubende Fehler: Nach einem Lupfer in die Tiefe war Rajko Rep plötzlich auf und davon, Strebinger eilte aus seinem Tor und brachte den Slowenen zu Fall. Referee Jäger entschied sofort auf Strafstoß für Hartberg - eine heikle Entscheidung, die wohl eher als falsch zu bewerten war. Dario Tadic übernahm die Verantwortung und erhöhte mit einem sicheren Schuss in die Mitte des Tores auf 2:0 für den Außenseiter (14.). Ein verrückter Start, mit dem wohl kaum einer gerechnet hatte. Die Hintermannschaft der Grün-Weißen wirkte unharmonisch: Nach einem furchtbaren Ballverlust von Max Hofmann bot sich den Hartbergern sogar die Chance auf das 3:0. 

Die Gäste aus Hartberg lagen bereits nach einer Viertelstunde mit 2:0 vorne. Foto: Josef Parak

Die Partie gestaltete sich extrem kurios. Mittlerweile ging es im Allianz-Stadion hin und her. Der anfängliche Druck der Hartberg ließ etwas nach und schon wurde Rapid gefährlich: Nach einer Standardsituation lenkte Rotter die Kugel Richtung eigenes Tor. Via Innenstange kullerte das Leder an der Linie entlang - Schiedsrichter Jäger entschied auf Tor für Rapid - 1:2 (30.). Eine richtig heikle Entscheidung, doch der Ball war wohl haarscharf hinter der Linie Und die Kuriositäten nahmen weiterhin ihre Lauf: Wenige Augenblicke später herrschte nach einer Standardsituation wieder Unruhe im Strafraum des Aufsteigers: Schobesberger brachte einen Freistoß von rechts hoch in den Strafraum, wo Michael Huber unhaltbar für seinen Tormann Rene Swete abfälschte - 2:2 (34.). Drei Eigentore in einem Spiel - sowas gab es in der Tipico Bundesliga noch nie. 

Elfer, Ausschluss, Stromausfall, Auswärtssieg 

Beide Trainer reagierten auf die verrückte erste Halbzeit und nahmen zur Pause jeweils einen Wechsel vor: Bei Rapid ersetzte Kapitän Stefan Schwab den schwachen Manuel Martic. Markus Schopp brachte Siegfried Rasswalder für Dario Tadic ins Spiel. Nach dem Seitenwechsel brachten beide Mannschaften etwas mehr Ruhe ins Spiel, wenngleich die Wiener fortan das Kommando übernahmen: Zunächst konnte Huber einen Schuss von Müldür in höchster Not retten (57.), ehe Knasmüllner nur hauchzart am langen Eck vorbeischoss (60.). Wenige Minuten später bekamen die Gäste aus der Steiermark den zweiten Elfmeter an diesem Nachmittag zugesprochen: Potzmann rempelte Cacola, dieser kam zu Fall. Referee Jäger entschied erneut auf Elfmeter, wiederum eine recht knifflige Entscheidung. David Cancola trat selbst an und stellte auf 2:3 (65.).

Und die Partie hatte es weiterhin in sich: Nach einem klaren Foul von Murg zückte Jäger zu Recht die Gelbe Karte gegen den gebürtigen Steirer. Der eingewechselte Murg hatte seine Nerven jedoch nicht im Griff, verhöhnte den Referee und musste mit Gelb-Rot unter die Dusche. Wenig später gelang den in Überzahl agierenden Gäste die Vorentscheidung: Der eingewechselte Zakaria Sanogo zog aus großer Distanz ab, Max Hofmann fälschte unhaltbar für Goalie Strebinger ab - 2:4 (80.). Das vierte Eigentor in diesem außergewöhnlichen Fußballspiel. Entschieden war die verrückte Partie jedoch noch immer nicht, da Aliou Badji einen Konter mit einem satten Schuss vollendet hatte - 3:4 (84.). In der Nachspielzeit wurde es nochmal hektisch, doch die Hartberger brachten den 4:3-Erfolg über die Zeit. Eine unfassbare Fußballpartie, die man so schnell wohl nicht mehr zu sehen bekommen wird. 

Stimmen zum Spiel

Dietmar Kühbauer, Trainer SK Rapid Wien: „Die Partie wird mir länger in Erinnerung bleiben. Die Partie war sehr unglücklich, die Niederlage absolut unverdient.“

Markus Schopp, Trainer TSV Prolactal Hartberg: „Es war eine skurrile Partie. Es war alles dabei, was man sich als Trainer nicht wünscht. Am Ende steht ein Sieg, den wir uns hart erarbeitet haben und der uns heute geglückt ist. Wir sind als Fixabsteiger gestartet und stehen nach wie vor nicht auf dem letzten Tabellenplatz.“

Florian Flecker, TSV Prolactal Hartberg: „Es hat ein Zeiterl gedauert, bis wir wieder auf die Siegerstraße zurückgekehrt sind. Wir hatten viele Spiele, wo das Glück nicht auf unserer Seite war. Es war ein schmutziger Sieg, aber so etwas haben wir heute gebraucht.“

Quelle: Sky

Tipico Bundesliga, Qualifikationsgruppe, 28. Runde

SK Rapid Wien - TSV Prolactal Hartberg 3:4 (2:2)

Allianz-Stadion; 13.100 Zuschauer; SR Jäger

Tore: Rotter (29./Eigentor), Huber (34./Eigentor), Badji (84.) bzw. Knasmüllner (4./Eigentor), Tadic (14./Elfmeter), Cancola (65./Elfmeter), Max Hofmann (80./Eigentor)

Gelb-Rot: Murg (70.)

Rapid: Strebinger - Potzmann, Müldür, Hofmann, Bolingoli (75./Auer) - Martic (46./Schwab), Ljubicic - Thurnwald (61./Murg), Knasmüllner, Schobesberger - Badji

Hartberg: Swete - Blauensteiner, Huber, Rotter, Flecker (79./Ilic) - Kainz (63./Sanogo), Camara, Cancola, Heil - Rep, Tadic (46./Rasswalder)

Geschrieben von Daniel Ringsmuth