Robert Weinstabl übernahm im vergangenen Herbst den Trainerjob beim SV Lafnitz aus der ADMIRAL 2. Liga. Der 40-jährige Eisenstädter war zuvor beim Wiener Sport-Club in der Regionalliga Ost aktiv und steht nun bei fünf Siegen, zwei Remis und sechs Niederlagen mit den Oststeirern. Zuletzt konnte man auch Leader GAK 1902 einen Punkt abknöpfen. Im exklusiven Ligaportal-Interview spricht der Cheftrainer des derzeit Tabellenzehnten über seine bisherige Zeit bei den Lafnitzern, Ziele heuer und über seinen Ex-Klub WSC. 

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Robert Weinstabl (geb.: 30.08.1983) kam im September des Vorjahres vom Wiener Sport-Club zum SV Lafnitz.

"Schnell klar, dass ich Teil sein möchte"

LIGAPORTAL: Du hast erst vor wenigen Monaten beim SV Lafnitz übernommen - wie kam es zum Wechsel?

Robert Weinstabl: Anfang September hat es mit Percy van Lierop den ersten Kontakt gegeben. Nach einem weiteren Gespräch mit Investor Martin Dellenbach war mir dann schnell klar, dass ich Teil des DSM-Projekts sein möchte.

LIGAPORTAL: Wie beurteilst du die ersten Monate?  Zufrieden?

Robert Weinstabl: Die ersten Monate waren sehr intensiv für mich, denn ich musste binnen kürzester Zeit über 30 Spieler, ein großes Betreuerteam und sämtliche neue Abläufe kennen lernen. Der Verein und auch die Mannschaft haben sich durch die Übernahme von Martin Dellenbach letzten Sommer komplett neu aufgestellt. Insofern war es vorrangig einmal meine Aufgabe vom Spielsystem bis hin zu den einzelnen Positionen, Ordnung, Struktur und ein gutes soziales Teamgefüge herzustellen.

Das alles mitten in der Saison einhergehend mit ´Spieler entwickeln´ und ´Ergebnisse liefern´, war schon eine große Challenge für uns alle. Wichtig war für uns, dass wir nach der Hinrundenanalyse die richtigen Schlüsse gezogen haben und in der Wintervorbereitung die nötige Zeit und Ruhe hatten, um der Mannschaft unsere Inhalte und taktischen Abläufe zu vermitteln. Insofern ist es für mich auch nicht überraschend, dass wir im Frühjahr viel strukturierter und stabiler auftreten als noch im Herbst.

"Wollten in Graz gewinnen"

LIGAPORTAL: Ihr habt sogar dem GAK 1902 einen Punkt abgerungen - wie war das möglich?

Robert Weinstabl: In erster Linie war es uns wichtig, wie auch schon in den Wochen davor, da haben wir zum Beispiel gegen den FAC die letzte halbe Stunde in Unterzahl kaum Chancen zugelassen, kompakt und stabil zu verteidigen. Spielerisch wollten wir über einen kontrollierten Spielaufbau die Räume hinter der letzten Linie des GAK bespielen.

Auch da hatten wir sehr gute Ansätze, wenn ich beispielsweise daran denke, wie wir die Situation vor dem Elfmeter vom ersten bis ins letzte Drittel spielerisch gelöst haben. Generell bin ich mit der Art und Weise, wie wir großteils aufgetreten sind, sehr zufrieden, denn es war in vielen Phasen ein Spiel auf Augenhöhe. Weniger mit dem Ergebnis, denn wir wollten in Graz nicht nur selbstbewusst auftreten, sondern auch gewinnen.  

"Primäres Ziel bleibt die Spielerentwicklung"

LIGAPORTALIhr seid im Niemandsland der Tabelle - was ist heuer noch drin?

Robert Weinstabl: Nachdem der letzte Sommer hier in Lafnitz aufgrund der vielen Veränderungen sehr turbulent war, sind wir erstmal sehr froh, dass wir aktuell punktemäßig weit über dem Strich und somit aus der Abstiegszone sind. Dies bestätigt die gute Arbeit der Mannschaft und des gesamten Trainerteams.

Unsere Herangehensweise ist klar, wir wollen jedes Spiel gewinnen. So werden wir auch die kommenden Wochen auftreten. Unser primäres Ziel bleibt jedoch die Spielerentwicklung. Wir haben zum Beispiel mit Ermin Mahmic und Mario Pejazic aktuelle zwei U19-Teamspieler und es sollen weitere folgen. Und hier sehen wir den SV Lafnitz ganz klar als Plattform für den nächsten Schritt unserer Jungs.  

"Wir sehen uns über unsere DSM-Philosophie als Ausbildungsteam"

LIGAPORTALWo geht die Reise mit Lafnitz generell noch hin?

Robert Weinstabl: Unsere langfristige Reise gibt eine klare Richtung vor. Wir werden uns nie über Ergebnisse oder Tabellenplatzierungen definieren. Wir sehen uns über unsere DSM-Philosophie als Ausbildungsteam für unsere Kooperationsklubs wie TSV Hartberg bzw. Viktoria Pilsen oder als Entwicklungsplattform für junge Spieler. Daran arbeiten wir auch im Trainerteam fast rund um die Uhr.

Auch wenn es das Projekt erst wenige Monate gibt, haben wir einige Spieler im Kader, welche bereits im Sommer den nächsten Karriereschritt machen können. Gelingt dies, haben wir genau jenen Teil erfüllt, für welchen unsere DNA steht. Und genau dort liegt in erster Linie auch der Unterschied zu anderen Klubs, wir wollen Talente nicht langfristig in Lafnitz binden, sondern ihnen so schnell wie möglich zum nächsten Schritt verhelfen. 

WSC weinstabl Abschied

"Das Bestmögliche für die Entwicklung unserer Spieler herauszuholen"

LIGAPORTAL: Wie sehen deine persönlichen Ziele aus? Wo geht deine Reise hin?  

Robert Weinstabl: Wenn man die Volatilität im Trainergeschäft ligaunabhängig beobachtet, dann kann es schnell in beide Richtungen gehen, deshalb denke ich jetzt nicht zu weit voraus, sodass meine persönlichen Ziele im Hier und Jetzt liegen. Wir haben in Lafnitz einen großen Apparat an Spielern mit individuellen Zukunftsplänen, da ist jeder Tag unabhängig vom täglichen Training sehr fordernd für die Spieler aber auch für uns Trainer.

Mein aktuelles Ziel ist es gemeinsam mit meinem Trainerteam in den kommenden Wochen das Bestmögliche für die Entwicklung unserer Spieler herauszuholen. Über alles weitere denke ich nicht nach, das habe ich auch bei meinen bisherigen Vereinen nicht gemacht, sondern mich mit jedem Klub und der jeweiligen Aufgabe zu 100 Prozent identifiziert.

"Freue mich schon sehr darauf endlich einmal als Fan auf der Friedhofstribüne die Mannschaft zu unterstützen"

LIGAPORTAL: Du warst sehr lange beim legendären Wiener Sport-Club als Trainer - Verfolgst du die Ostliga?

Robert Weinstabl: Ja, der Sport-Club war schon etwas Besonderes für mich und eine extrem lehrreiche und erfolgreiche Zeit. Die Cup-Sensationen oder die Derbies gegen die Vienna habe ich heute noch in Erinnerung. Ich werde die Länderspielpause nützen und mir den Wiener Sport-Club gegen die Young Violets ansehen.

Ich freue mich schon sehr darauf endlich einmal als Fan auf der Friedhofstribüne die Mannschaft zu unterstützen. Außerdem stehen mit Jürgen Csandl und Stephan Helm auch zwei Headcoaches in diesem Spiel an der Seitenlinie, welche ich als Spieler coachen durfte. Generell verfolge ich die Ostliga leider nur noch sehr wenig, denn dafür bin ich zu sehr im täglichen Tun beim SV Lafnitz.   

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