Cheftrainer Peter Pacult führte Austria Klagenfurt im Juni 2021 in die ADMIRAL Bundesliga und schaffte mit ihr als erster Aufsteiger den Sprung in die Meistergruppe (am Ende Rang 6). Auch im 2. BL-Jahr ging beim Team des gelernten Briefträgers "die Post ab", fixierte die "Nr. 1 in Kärnten" dank furiosem Zwischenspurt (3 Siege Rd. 19 - 21) erneut das Meister-Playoff. Als Ex-Mittelstürmer war Peter Pacult beim SK Rapid Wien und dem TSV 1860 München, in der 3. Liga derzeit Tabellenachter, (Pa)"Kult". Der 63-jährige Wiener sprach im "Give-me-five"-Interview bei Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann Klartext.

Hat alles im Griff, ob bei Austria Klagenfurt oder bei gegnerischen Spielern, und schwingt seit 4. Jänner 2021 bei den Kärntner Violetten das Zepter und brachte den Klub auf Erfolgskurs. Binnen weniger Monate der Aufstieg in die ADMIRAL Bundesliga und dort gleich 2 Mal in Folge als Underdog der Einzug in das Meister-Playoff: Erfolgscoach Peter Pacult, mit 63 Jahren nimmermüder, ältester Chefcoach der 12 BL-Klubs.

"Diesen Erfolg muss man über den vom vorigen Jahr stellen"

Ligaportal: Hallo Herr Pacult. Gratuliere zum vorzeitigen Klassenerhalt und der erneuten Teilnahme im Meister-Playoff. Wieder 30 Punkte nach dem Grunddurchgang. Im Vorjahr mit 9 Remis, diesmal mit 9 Siegen. Ansonsten heuer 3 Remis, 10 Niederlagen, im Vorjahr 7 Siege und nur 6 Niederlagen. Wie gewichten Sie, dass sie es auch im 2. Jahr nach dem Aufstieg wieder geschafft haben, in das Obere Playoff zu kommen, gegenüber dem Vorjahr?

Peter Pacult: Erstmal danke. Diese Wiederholung, wieder unter den ersten Sechs zu sein, muss man höher einschätzen als voriges Jahr. Vorige Saison war es sicher überraschend, weil da waren wir der Underdog und da hat noch niemand mit uns gerechnet. Auch jetzt nicht nach dem Start im neuen Jahr mit 2 Niederlagen in der Meisterschaft und dann dem schweren Auswärtsspiel bei Sturm Graz. Da haben uns nicht mehr viele auf der Rechnung gehabt. Ich denke auch wir selber nicht. Aber mit dem Sieg gegen Sturm Graz haben wir uns wieder heranpirschen können an die Top-6-Plätze.

Mit den 2 Heimsiegen gegen Altach und Hartberg haben wir dann wieder Tuchfühlung gehabt auf Platz 6 und es dann aufgrund der letzten Runde bei 2 Punkten Vorsprung auf die WSG Tirol geschafft. Wir sind natürlich sehr glücklich. Diesen Erfolg muss man über den vom vorigen Jahr stellen. Wir sind der erste Aufsteiger, der es überhaupt geschafft hat in das Meister-Playoff. Voriges Jahr gleich nach dem Aufstieg unter die ersten Sechs zu kommen und jetzt im 2. Jahr gleich wieder. Das hat es noch nicht gegeben. Großes Lob an die Mannschaft.

Mit 46% der Klagenfurter Tore ist er der Garant für den erneuten Einzug ins Meister-Playoff: Markus Pink. Der 33-jährige, gebürtige Klagenfurter und Kapitän der Austria führt mit 16 Treffern die BL-Torschützenliste an. Sicher auch sehr zur Freude vom ehemaligen Toptorjäger Peter Pacult, dem Chefcoach der Kärntner Violetten.

"Das hat uns in Kärnten voll erwischt"

Ligaportal: Und natürlich auch den Trainer. Der Turnaround...ja das Schlüsselspiel war die Partie bei Sturm Graz - Sie sprachen es bereits an - in Runde 19 am 27. Februar mit dem 2:1-Coup beim Vizemeister, der ansonsten bisher alle Spiele in 2023 gewonnen hat. Zuvor holte Ihr Team gerade mal 1 Punkt aus 5 Spielen, lag auf Rang 7 und auf die Meistergruppe hätten zu diesem Zeitpunkt wenige gewettet. Dann der Sieg in Graz als Brustlöser und gesamt 3 Dreier in Folge. Was ist da passiert vor dem Sturm-Spiel mit Ihrer Mannschaft?

Peter Pacult: Dazu muss man sagen, dass wir einige Probleme in der Vorbereitung gehabt haben. Wetter- und platzmäßig. In anderen Bundesländern haben sie den Glücksfall, dass wenig Schnee und auch wenig Kälte war. Das hat uns in Kärnten voll erwischt. In einer Zeit, wo nirgendwo anders Schnee war, hat es bei uns richtig viel gegeben. Wir konnten da nur auf Kunstrasen trainieren, was nicht angenehm ist. Im Trainingslager hat auch einiges nicht hingehaut. Da haben sie uns auf dem Hauptfeld nicht trainieren lassen, weil es einen Tag vorher geregnet hat...usw.! Dadurch war die Vorbereitung sehr problematisch.

Dann in den ersten 3 Spielen, inklusive dem Pokalspiel in Pasching, hat es dann auch Schiedsrichter-Entscheidungen gegeben, die ganz klar gegen uns waren. Wo wir in allen 3 Partien ganz klar benachteiligt worden sind. Angefangen gegen den LASK, wo dieses Abseits nicht gegeben wird, der Stürmer sich aber trotzdem in die Aktion einmischt und der Schiedsrichter gibt dann trotzdem nicht abseits. Dann das erste Meisterschaftsspiel gegen die Austria, wo ein klares Foul an Thorsten Mahrer passiert von Dovedan und der Schiedsrichter da weiterspielen lässt.

Wir bekommen dadurch das 1:0. Das sind schon Dinge, wenn du dann immer in Rückstand gerätst mit 1:0 und keine gute Vorbereitung hast, wo du nicht so in Schwung bist. Dann hatten wir auch nicht die Form wie im Herbst.

Dann das 3. Liga-Spiel, wo wir gegen den WAC auch wieder Schiedsrichter-Entscheidungen hatten, zwei Elfmetersituationen überhaupt nicht geahndet worden sind und es eine 0:3-Heimniederlage gab. Einmal Foul ganz klar an Moreira und dann das Handspiel. Das sind Dinge, die uns in der Situation sehr zurück geworfen haben.

"Das hat diese Lebendigkeit, diese Freude, diesen Spielwitz gebracht"

Wir haben dann mit den ganzen Umständen auch gehadert. Springender Punkt in der Woche vor dem Sturm Graz-Spiel war, dass wir ab Dienstagnachmittag das erste Mal auf unserem Trainingsplatz waren. Die Greenkeeper haben da wirklich tolle Arbeit geleistet und uns sehr geholfen, dass wir das erste Mal auf unserem Rasenplatz trainieren konnten. Da hat man dann schon gesehen, mit welcher Spielfreude die Mannschaft trainiert hat. Vor allem dann Mittwoch und Donnerstag. Was entscheidend war...das hat diese Lebendigkeit, diese Freude, diesen Spielwitz usw. gebracht.

Gegen Sturm Graz hat man sich dann als Trainer auch ein bisschen was einfallen lassen. Da haben wir ein paar Umstellungen gemacht, was die Mannschaft sehr gut angenommen hat. Natürlich hatten wir im Spiel auch das Quäntchen Glück bei dem ein und anderen Stangenschuss, dass da der Ball statt nach innen nach außen raus gehupft ist und nicht ins Tor.

Das gehört auch dazu. Trotz allem haben wir dort defensiv und kämpferisch eine Top-Leistung gebracht. Mit diesem 2:1-Sieg kam dann wieder die Spielfreude und das Selbstvertrauen retour. Wir haben dann gewusst, dass 2 Heimspiele folgen, die machbar sind. Auch wenn sie schwer sind. Das hat die Mannschaft dann alles toll umgesetzt und mit den 3 Siegen haben wir eine gute Ausgangsposition geschaffen für das letzte Spiel und gottseidank ist es dann aufgegangen.

"Wäre erschütternd gewesen, wenn es alle 2 Kärntner Vereine nicht geschafft hätten"

Ligaportal: Spricht wieder mal für Moral & Mentalität und die verschworene Einheit. Es ging dann ein Ruck durch die Mannschaft. Bei allem großartigen Grunddurchgang-Erfolg Ihrer Mannschaft mischt sich in den Freudenkelch allerdings ein Wermutstropfen. Zu den 11 Heimspielen kamen insgesamt 45.933 Fans, was einen Schnitt von 4.175 pro Spiel bedeutet. Das sind um 13,78% weniger als noch im Vorjahr. Wie erklären Sie sich das?

Peter Pacult: Da darf man nicht vergessen, dass wir im 1. Jahr gleich zum Auftakt das Kärntner Derby gegen den WAC hatten. Da waren damals, glaube ich, 15.000 Zuschauer. Das ist natürlich eine Zahl, die uns gut getan hat. In weiterer Folge hat man dann gesehen, dass die Derbies nicht mehr so gut besucht waren. Auch wenn man heuer bedenkt, dass beim Heim-Derby angeblich 3800 zahlende Zuschauer waren. Das ist für ein Derby schon sehr enttäuschend. 

Aber gut...man kann nur hoffen, appellieren und Leistung bringen, dass die Zuschauer das Ganze annehmen. Ich hoffe auch jetzt, dass in den 2 Monaten in der Meistergruppe honoriert wird, was die Mannschaft von Austria Klagenfurt da geschafft hat. Man kann ja niemanden zwingen, dass ist eh normal. Doch es würde uns schon helfen, wenn es sich doch zu Tage legt, dass wir der Kärntner Verein sind, der im Oberen Playoff ist.

Es wäre ja erschütternd gewesen, wenn es alle 2 Kärntner Vereine nicht geschafft hätten. Dann hätten wir unten halt das Derby gehabt, aber da wären auch keine Leute gekommen. Jetzt spielst du gegen die Top-Vereine...gegen die beiden Wiener Vereine, gegen Sturm Graz, dem momentan großen Jäger von Red Bull Salzburg, dann die Salzburger selbst. Wenn da dann keine Zuschauer kommen, muss man es zwar akzeptieren, aber es ist halt dann sehr schade.

"Spieler sollen sich bei Creme de la Creme auf solche Begegnungen freuen"

Ligaportal: Diesmal gibt es in der Meistergruppe kein Kärntner Derby, ist der bisherige Obere Playoff-Dauergast WAC nicht dabei. Ihr seid die Nr. 1 in Kärnten, habt es nun allesamt mit "Big-Playern" Österreichs zu tun mit RB Salzburg, SK Sturm Graz, LASK und den Wiener Klubs Rapid & Austria...da ist die Klagenfurter Austria quasi in 10 Spielen stets Außenseiter. Was ist das Ziel Ihrer Mannschaft, nachdem im Vorjahr in der Meistergruppe 1 Sieg, 3 Remis und 6 Niederlagen raus sprangen... als Sparringspartner wollt ihr doch sicher nicht verkommen?

Peter Pacult: Das ist klar, dass wir versuchen müssen, dementsprechend zu punkten. Wir können nicht nur dabei statt mittendrin sein und wollen schon! Wir wissen, dass es schwierig ist und wir in jedem Spiel sicher der Außenseiter sind. Da sind uns die anderen Vereine finanziell und auch kadermäßig überlegen. Aber wir haben es ja in der Vergangenheit bewiesen, dass wir gegen jeden von den 5 Gegnern, bis auf vlt. Austria Wien und den LASK, auch schon gewonnen haben.

Gegen den LASK haben wir bis jetzt meist Unentschieden gespielt und gegen die Austria auch. Alle anderen haben wir schon mal bezwungen. Aber wir brauchen in diesen 10 Spielen besondere Leistungen. Da muss jeder Spieler sich auf solche Begegnungen freuen. Da bist du einfach bei der Creme de la creme dabei. 

Es ist auch schön, dass Austria Klagenfurt im Moment die Nr. 1 in Kärnten ist. Das haben wir uns in den letzten 2 Jahren erarbeitet seit dem Aufstieg. Wir werden jedes Spiel hoffentlich auch genießen können und dass sich das dann auch in Punkte niederschlägt.

Was meint Peter Pacult zur Entlassung von Trainer-Kollege Miroslav Klose?

Ligaportal: In der finalen fünften Frage geht es um Trainer-Kollege Miroslav Klose und was der älteste ADMIRAL-Bundesliga-Trainer Peter Pacult über den "Newcomer" bei seiner ersten Cheftrainer-Station im Vereins-Profifußball meint bzw. dessen Entlassung beim SCR Altach gibt es in einem separaten Beitrag!

Fotocredit: Richard Purgstaller und GEPA-ADMIRAL