Wie viele Spieler bei Absteiger SV Guntamatic Ried ist auch Seifedin Chabbi einer, der in dieser verkorksten Saison mit vielen Wikinger-Widrigkeiten nie "geduckt" durch die Medien-Mixedzone schlich, sondern sich stets stellte. Der 29-jährige Stürmer ist selbstkritisch genug, um zu wissen, dass gerade auch er - der unter Coach Maximilian Senft wieder mehr Einsatzzeiten erhielt und mit 4 Treffern neben Tin Plavotic SVR-Topscorer ist - im Frühjahr "Chancenwucher" betrieb. Der gebürtige Vorarlberger äußerte sich nun bei Sky Sport Austria, ebenso Dieter Elsneg (ehem. SV Ried) und Sky-Experte Alfred Tatar (ehem. Trainer SV Ried).

Keine Angst vor Roten Bullen: An Einsatz & Einstellung fehlte es Seifedin Chabbi (li., hier gegen Oumar Solet von Serienmeister FC Red Bull Salzburg) und den Innviertlern meist nicht in dieser Saison. Doch der dritte Abstieg in der Rieder Klubgeschichte aus der österreichischen Fußball-Belletage darf nicht nur über - wenn auch extremes - Verletzungspech & VAR-Entscheidungen definiert werden, sondern andere Defizite.

„Ich bin selber auch das erste Mal abgestiegen“

Seifedin Chabbi (Spieler SV Guntamatic Ried) über...

...den Abstieg der SV Ried: „Für viele Spieler ist das sicher der bitterste Moment in ihrer Karriere. Ich bin selber auch das erste Mal abgestiegen. Wenn du in die Gesichter der Spieler schaust, merkst du schon, dass da eine Welt zusammengebrochen ist. Für die Spieler, die direkt aus dem Innviertel sind tut das weh, das Innviertel lebt den Fußball. Es ist unglaublich, was da los ist. Da hat man schon ein bisschen das Gefühl, dass man versagt hat.“
 
…den Verlauf der Saison: „Ich glaube, dass es auch schon in den ersten 20 Runden nicht so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht haben. Da nehme ich mich auch mit dazu, dass die Offensive zu wenig Tore geschossen hat und wir auch Spiele gehabt haben, wo wir nicht auf unser Leistungsmaximum gekommen sind. Dann ist der Max gekommen (Cheftrainer Maximilian Senft, Anm.), und ich glaube schon, dass das was bewirkt hat. Trotzdem hast du dann Verletzungen, da sind uns Spieler weggefallen, dass hat uns richtig weh getan. Wenn man vier Siege in der ganzen Saison hat, die Tabelle lügt da nicht.“

"Er wollte diesen Spielertyup Seifedin Chabbi nicht drin haben"

seine Saison: „Bei Christian Heinle war es dann so, dass er diesen Spielertyp Seifedin Chabbi nicht drin haben wollte, den Neuner, den Mittelstürmer. Das war die Spielphilosophie, dass man junge schnelle Spieler vorne reinhaut. Ich habe jetzt in den letzten Spielen sicher einige Chancen liegen lassen. Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber da hat man sicher auch gemerkt, dass diese Selbstverständlichkeit dann einfach gefehlt hat. Aber ein Spieler mit meiner Erfahrung muss trotzdem diese Chancen machen.“
 
seine Zukunft: „Ich habe mir bis jetzt keine Gedanken darüber gemacht. Ich habe da jetzt keinen Kopf dafür. Ich brauche jetzt die 1-2 Tage, um das nochmal sacken zu lassen. Und die letzte Woche voll angehen, auch wenn es um nichts mehr geht. Das hat was mit Charakter zu tun, dass man dann trotzdem für die Zuschauer nochmal alles gibt. Und da werde ich voran gehen.“

"Habe noch immer eine emotionale Bindung zur SV Ried“

Dieter Elsneg (Sportlicher Leiter GAK, von 2014 - 2017 Spieler bei SV Ried) über...

…den Abstieg der SV Ried: „Aus der Ferne ist es natürlich sehr schwer zu beurteilen. Ich habe den Fokus auf meinem Verein und schaue, dass wir uns weiterentwickeln. Natürlich schaue ich aber mit einem Auge hin und bin sehr traurig, dass es jetzt so gekommen ist. Ich habe noch immer eine emotionale Bindung zum Verein.“
 
seine Zeit bei der SV Guntamatic Ried: „Ich habe dort drei schöne Jahre verbringen dürfen und war dann selber bei der letzten Abstiegsmannschaft dabei. Das war dann auch für mich ein brutaler Knick, was damals meine Gefühlswelt betroffen hat. Ich habe dann auch dem Profifußball für ein Jahr Adieu gesagt und bin in die normale Berufswelt eingestiegen. Weil ich dann schon gemerkt habe, dass ich mich ein bisschen mitverantwortlich fühle. Die Erwartungen als Spieler habe ich nicht ganz so erfüllen können, eigentlich über die ganzen drei Jahre. Aber ich habe mich extrem wohl dort gefühlt, einfach weil es ein wunderschöner und toller Verein ist.“

"Seit Ried aufgestiegen ist, gibt es eine Reihe von Trainern und keine Kontinuität"

Alfred Tatar (Sky Experte, von April 2001 - März 2022 SV Ried-Trainer) über...

...die Partie Ried gegen Altach: „Das war eigentlich der Knackpunkt. Davor hätte ich nicht sagen können, welches Team jetzt die Klasse halten wird. Beide haben nicht auf einem Niveau gespielt, wo du sagst, dass sich das von den anderen abhebt. Dieser Sieg in Ried von Altach war der sogenannte Dosenöffner.“
 
Gründe, die zum Abstieg der SV Ried geführt haben: „Man hat verletzte Spieler, vor allem Führungsspieler gehabt. Das ist der erste Punkt. Der zweite ist, vereinspolitisch die Trainerpolitik und die Kaderpolitik. Seit man aufgestiegen ist, gibt es eine Reihe von Trainern und keine Kontinuität. Noch ärger finde ich die Kaderpolitik. Da sind einige Spieler dabei gewesen, wo ich zwei Fragezeichen hingeschrieben habe. Das heißt also, dass bei der Zusammenstellung des Kaders schon einiges schiefgelaufen ist.“

"Wenn er von diesem Posten auch zurücktreten will, muss es eine Generalversammlung geben"

…den Rücktritt von SV Guntamatic Ried-Präsident Roland Daxl: „Er hat gesagt, er kann nicht mehr. Er ist Vorstand von Finanzen. Wenn er von diesem Posten auch zurücktreten will, muss es eine Generalversammlung geben. Er muss entlastet werden. Das heißt, es gibt dort noch einiges an Bewegung, was seinen Rücktritt betrifft. Da sind viele Fragen offen.“

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL und Harald Dostal/www.sport-bilder.at