"Jung, gutaussehend und erfolgreich", diese Kriterien fordert FC Bayern München-Chefcoach Thomas Tuchel humorvoll von etwaigen Winter-Neuzugängen ein. Apropos "erfolgreich": Was haben Ronaldinho, Stefan Effenberg, Edin Džeko, Ivan Perišić und Co. gemeinsam? Allesamt legten sie nicht nur einen überaus steilen Karriereanstieg hin, nein, sie alle wären im Zuge ihres sportlichen Werdeganges "um ein Haar" auch bei Vereinen der österreichischen Fußball-Bundesliga gelandet. Siehe nachfolgend: das Kuriositätenkabinett Transfermarkt.

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Mit dem damals blutjungen Ronaldinho wäre über Graz-Liebenau vor der Jahrtausendwende wohl ein neuer "Stern" an vorderster Front im Angriffsspiel erstrahlt.

Ronaldinho zum SK Sturm Graz - kein Interesse bei Ivica Osim und Co.

Am 21. März 1980 erblickte der heute 43-jährige Brasilianer Ronaldinho in einem der ärmsten Stadtviertel von Porto Alegre das Licht der Welt, erlebte hernach eine schwierige Kindheit, verlor seinen Vater im Alter von acht Jahren… Um dann in seinem sportlichen Werdegang eine eindrucksvolle Karriere hinzulegen: Gewinn der spanischen und italienischen Meisterschaft, Triumph in der Champions League und der Copa America sowie der Weltmeistertitel 2002 – dazu zwei Auszeichnungen als Weltfußballer. Und vor seinem großen Durchbruch beinahe ein Engagement beim SK Sturm Graz unter Ivica Osim…

Im Juni 2014 berichtete "Sturm Echo", die Vereinszeitschrift des SK Sturm Graz, in Ausgabe Nummer 340, dass man in Graz-Liebenau einst die Transfers der brasilianischen Superstars Ronaldinho und Adriano ablehnte. Odilon Ribeiro "Ossi" Tesourinha, ein brasilianischer Vollblutstürmer, der von 1964 bis 1969 selbst als Spieler bei den "Blackies" aktiv war, nannte sich der "Mittelsmann", der allen voran in den 90ern über Otto Urlepp und Gert Kolly brasilianische Talente zum SK Sturm lotsen sollte.

Kurz vor der Jahrtausendwende, 1997/98, bereits in der "goldenen Ära" unter Vereinsikone Ivica Osim, wurde den Grazern Videomaterial zugespielt von einem damals 17- oder 18-jährigen Top-Talent, welches jedoch sowohl beim Cheftrainer als bei Hannes Kartnig sowie bei der sportlichen Führungsetage auf taube Ohren stieß.

Was damals keiner wusste, dass sich die Steirer damit einen Weltstar namens Ronaldinho "durch die Lappen" hatten gehen lassen, den man obendrein für "kleines Geld" hätte haben können, man für das erste halbe Jahr nur für die Flugkosten, die Verpflegung, die Unterbringung und ein Taschengeld hätte sorgen müssen. Wenig später schlug der Youngster von Gremio Porto Alegre den Weg nach Frankreich an, schloss sich dort Paris Saint-Germain an… Der Startschuss eines kometenhaften Karriereanstiegs und die Geburtsstunde von einem der größten und prägendsten Fußballer einer gesamten Generation.

Ivica Osim dennoch erfolgreich wie kein Zweiter

Wenngleich der Superstar - wie auch Adriano ein halbes Jahr später - nicht den Weg in die steirische Landeshauptstadt fand, legte der SK Sturm Graz unter Ivica Osim beeindruckende, von Erfolg gekrönte Jahre hin: Zwei Meistertitel, drei Triumphe im ÖFB-Pokal, drei Supercupsiege sowie vier Vizemeistertitel.

Obendrein zig internationale Erfolge: Drei Champions-League-Teilnahmen (1998, 1999 und 2000) galten bis vor Kurzem noch als österreichischer Rekord. 2000 gelang in der Königsklasse gar das Erreichen von Platz eins in der Gruppenphase und der Umstieg in die "Zwischenrunde" - hierzulande bis dato einmalig. 

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Ein deutscher Kult-Dauerbrenner war bei den Veilchen genauso Thema wie eine Sturmwaffe aus Bosnien-Herzegowina... Beide Male scheiterte eine Verpflichtung am Ende knapp.

Wiener Austria verpasste Transfer zweier bekannter Gesichter

Auch die Wiener Austria ließ sich 2007 in puncto Transfers eine einmalige Gelegenheit entgehen, als man sich – da Wortmeldungen zufolge kein Geld mehr für Zukäufe vorhanden gewesen sei – gegen die Verpflichtung von Edin Džeko  aussprach, der damals noch in Tschechien bei Teplice auflief und für 1,2 Millionen Euro zu haben gewesen wäre. Ein halbes Jahr später verschlug es den heute 37-Jährigen zum VfL Wolfsburg und von dort aus wenige Jahre später für 35 (!) Millionen Euro zu Manchester City.

Die Veilchen ließen sich jedoch gleich zwei Mal einen Top-Star entgehen, wurde bereits im Jahr 2002 aus dem Wechselgerücht um Stefan Effenberg nichts. Der damals 34-jährige Routinier stand unmittelbar vor dem Sprung nach Wien-Favoriten, ehe sich der damalige FAK-Trainer Walter Schachner dagegen aussprach und der Deal mit dem heute 55-jährigen "Tiger" platzte.

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In Wals-Siezenheim ist schon manches Top-Talent zur "Blüte gereift" und hernach in die elitären Ligen des Erdballs entsandt worden.

Auch Rote Bullen ließen sich zwei Stars entgehen

Auch der aktuelle Serienmeister FC Red Bull Salzburg ließ sich die Dienste zweier spätere Dauerbrenner entgehen, nahm sowohl Ivan Perišić als auch Shinji Kagawa nicht unter Vertrag - beide legten in der Folge beeindruckende Karrieren an den Tag. Ersterer zeigte vor allem beim VfL Wolfsburg und Inter Mailand sein Potenzial, zweiterer in erster Linie bei Manchester United und später auch bei Borussia Dortmund.

Dem erfolgreichen Weg der Roten Bullen tat deren Fehlen jedoch keinen Abbruch, kommen aktuell zehn Meistertitel en suite ja nicht von ungefähr und zeugen von einer herausragenden Transferpolitik (siehe auch HIER).

Fotocredit: FC Red Bull Salzburg via Getty (3)