Seit Beginn der Saison 2021/22 kommt der VAR (Video-Assistent-Referee) in der ADMIRAL Bundesliga zum Einsatz. In jener Spielzeit war auch Austria Klagenfurt in das Oberhaus aufgestiegen und schaffte sensationell stets die Teilnahme am Oberen Playoff. Gestern im "Herzschlagfinale" in Runde 22 der aktuellen Spielzeit gegen den SK Rapid auch dank dem VAR! Mit dem die Violetten nicht immer "grün" waren. Wurde jetzt mit dem VAR "Frieden geschlossen"? Ligaportal fragte nach...

Austria Klagenfurt ist dank einem - wieder mal - herausragenden Grunddurchgang samt Moral & Comebacker-Qualitäten, wie gestern gegen den SK Rapid bewiesen, in die Meistergruppe eingezogen...verdienter- und GERECHTerweise. Mit dem VAR das passte... sogar etwas violett schimmert von der Videowall...! Mit dem Aufstieg der Kärntner kam auch der VAR, beide begleiten sich nunmehr im dritten Jahr auch im Oberen Playoff.

"Wilder Wernitznig" schießt Wahnsinns-Waidmannsdorfer in Obere Finalrunde

Vorweg zum Hergang: Die Partie bog in die Schlussviertelstunde ein beim Stand von 0:1 aus Sicht der Klagenfurter. Da der TSV Hartberg gerade in der 70. Minute gegen den SK Sturm zum 1:1 ausgeglichen hatte und Austria Wien gegen die WSG Tirol mit 1:0 führte, waren die Kärntner zu diesem Zeitpunkt raus aus den Oberen Playoff-Plätzen. Doch dann kam Joker "Wuschi" Wernitznig und stach.

Der 34-Jährige war in der 64. Minute für Andy Irving gekommen, nahm zehn Minuten später einen Lochpass vom Ex-Rapidler Sky Schwarz auf und vollendete allein vor Keeper Niklas Hedl zum vielumjubelten 1:1-Ausgleich. Der Ball drin im Netz, die Waidmannsdorfer wieder drin in der Meistergruppe. Hauptschiedsrichter Stefan Ebner aus Braunau/OÖ entschied aber auf Abseits, nachdem sein Assistent Stefan Kühr die Fahne oben hatte.

Erst Fahne oben, dann Eckfahne am Boden (nach Frustabbau)

Worauf wiederum Wernitznig seine Wut an einer anderen Fahne ausließ, der Eckfahne. Und daraufhin für seine Reaktion die gelbe Karte erhielt. Umso erfreulicher jedoch für den ältesten Spieler auf dem Platz, dass der VAR seinen Torschuss bzw. die vermeintliche Abseitsstellung überprüfte und der Treffer im Nachhinein doch seine Anerkennung erhielt (die gelbe Karte behielt dennoch Bestand). Was in der Endabrechnung dem Team von Cheftrainer Peter Pacult dann den nunmehr Meistergruppen-Hattrick bescherte.

Eben auch dank dem VAR.

Doch Austria Klagenfurt und der VAR... da gab es doch gerade im ersten Jahr der Einführung eher Austria-Ablehnung und -Ärger, ja fühlten sich die Kärntner gar benachteiligt.

"Das wäre schon ein Wahnsinn gewesen..."

Wurde jetzt bei Austria Klagenfurt "Frieden geschlossen" mit dem VAR?

Kapitän Thorsten Mahrer (Foto): "Ich war grundsätzlich ein Befürworter des VAR und bin es eigentlich auch noch immer. Grad was Abseitssituationen angeht, so wie es gestern der Fall war. Es macht es einfach fairer, weil ohne VAR hätte das Tor nicht gezählt. Das wäre schon ein Wahnsinn gewesen, wenn man im Nachhinein drauf kommt, dass es ein reguläres Tor war.

Wo es immer noch teilweise Probleme beim VAR gibt, ist, dass es relativ lange dauert, um Entscheidungen zu finden. Und dass teilweise in meinen Augen auch Entscheidungen getroffen werden mit Video, die noch immer danach schwer für einen Fußballer zu erklären sind. Nichtsdestotrotz macht der VAR das Spiel fairer und gerade was Abseitssituationen betrifft, ist er absolut zu befürworten.

Cheftrainer Peter Pacult meint abschließend augenzwinkernd: "Wenn es kein Abseits ist, darf man nicht mit der Fahne schwenken."

"In unserer ersten Bundesliga-Saison haben wir uns einige Male vom VAR ungerecht behandelt gefühlt"

Pressesprecher Matthias Linnenbrügger: "In unserer ersten Bundesliga-Saison haben wir uns einige Male vom VAR ungerecht behandelt gefühlt. Da ging es aber um die Beurteilung von Fouls oder Handsituationen im Strafraum, in denen häufig gegen uns geurteilt wurde, was Ausschlüsse oder Elfmeter zur Folge hatte. Das hat sich aber mittlerweile eingespielt. 

Im Match gegen den SK Rapid war es eine vermeintliche Abseitsstellung. Da sind wir natürlich sehr froh, dass die TV-Bilder und der VAR dabei geholfen haben, die richtige Entscheidung zu treffen."

"Der VAR macht den Fußball gerechter"

Ergo: Diese Entscheidung am Sonntag bestätigt definitiv und absolut die Existenzberechtigung des VAR. Nicht auszudenken, wenn dadurch Austria Klagenfurt wirklich aus dem Rennen gewesen bzw. den Top-6 geflogen wäre und es folglich Austria Wien durch eine klare Fehlentscheidung geschafft hätte. 

Dazu auch der erfahrene Linzer Fußball-Schiedsrichter Manuel Schüttengruber, einer der Pioniere und Spezialisten des VAR in Österreich: "Ich sagte schon immer und ich werde auch immer sagen, dass der VAR den Fußball gerechter macht. Dafür ist er auch da! Natürlich gibt es Situationen, über die man diskutieren wird. Dinge wie ein Handspiel, welche Auslegungssache sind. 

Das VAR-System muss sich auch entwickeln und vielleicht auch noch an ein paar Stellschrauben nachjustiert oder transparenter werden, aber im Großen und Ganzen funktioniert es und macht den Fußball dadurch fairer und reduziert Fehlentscheidungen."

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at und RiPu-Sportfotos