Im Sommer 2013 kam Thomas Silberberger vom FC Kufstein zur damaligen WSG Wattens. Neun Monate später im März 2014 folgte Stefan Köck (zuvor zwei Jahre Trainer Wattens II), und wurde Manager der Tiroler. Es begann eine außergewöhnliche Erfolgsstory des "Dream-Teams" von der Regionalliga bis in die Bundesliga, was damals wohl selbst kühnste Optimisten nicht für möglich hielten. Mit Saisonende hört der längstgediente Bundesliga-Trainer Silberberger nun auf. In Teil 2 im Ligaportal "Give-me-five"-Interview (5 Fragen = 5 Antworten) äußert sich Stefan Köck über: Nachfolger-Profil, Klassenerhalt-Kampf, Umbruch...

Nein, nein...Stefan Köck wird´s nicht selbst machen und Nachfolger von Thomas Silberberger werden, obwohl der 48-jährige WSG Tirol-Manager zumindest schon die UEFA-A-Lizenz als Trainer hat und von 2012 bis 2014 die 2. Mannschaft von Wattens trainierte.

"Neuer Trainer soll Liga nicht nur über Wikipedia oder Google kennen"

Ligaportal: Sie waren diese Woche in Nürnberg, betraf das schon die Trainerfindung und wie weit sind sie da? Bis wann wollen sie frühestens einen Nachfolger präsentieren und wie sehen die Profil-Kriterien aus, darf´s überhaupt auch ein Nicht-Tiroler sein?

Stefan Köck: Ja, ich war in Nürnberg, aber ich war dort nicht allein. Wir waren mit einer Delegation bei unserem Ausstatter Puma. Das war der Grund der Reise, also nichts mit Trainer- oder Spielersuche. Der Termin war schon länger vereinbart mit unserem Ausstatter. 

Betreffend Trainersuche habe ich gemeinsam mit unserem Verein ein Anforderungsprofil. Es darf einerseits sehr wohl ein Nicht-Tiroler sein. Ich mache aber kein Hehl daraus, dass ich ein Fan der österreichischen Trainerausbildung bin und der Meinung bin, dass wir in Österreich sehr, sehr gute Trainer im Land haben. Und wenn ich für uns als WSG die wichtigsten Punkte unseres Profils heraushebe, dann ist es für mich ganz klar, dass der neue Trainer die Liga kennen soll.

Und das nicht nur über Wikepdia oder Google, sondern er soll die Liga auch wirklich kennen. Und er muss vor allem wissen, für was die WSG steht, welche Werte die WSG vertritt. Was bei der WSG möglich, aber auch nicht möglich ist. Sowohl wirtschaftlich, sportlich, infrastrukturell. 

Ich will keinen Trainer, der das erste Mal auf das Gelände kommt und sagt ókay, das ist zu wenig, das ist zu viel etc.", sondern er muss vor allem die Liga, die WSG und die Werte der WSG kennen. Ein ausländischer Trainer ist für mich kein Ausschlusskriterium, aber präferieren tue ich definitiv einen Trainer aus Österreich.

Auch in Tirol gibt es Kandidaten, was ja auch schon medial immer wieder kursiert. Auch da wehre ich mich nicht dagegen. Aber das ist weder ein Einstellungsmerkmal, dass es ein Tiroler ist oder einer mit österreichischem Paß, sondern wichtig ist, dass er die Liga kennt und weiß, was bei der WSG geboten ist bzw. nicht möglich ist.

"Werde Anfang nächster Woche erste Gespräche mit Kandidaten führen"

Wir haben uns da kein Zeitlimit gesetzt. Jetzt ist erstmal die Priorität und der Fokus auf den Klassenerhalt gelegt. Deswegen gebe ich kein Zeitfenster raus und setze mich selber und den Klub unter Druck. Jetzt ist erstmal der volle Fokus auf den Klassenerhalt und trotzdem werde ich Anfang nächster Woche die ersten Gespräche mit Kandidaten führen. Dann werden wir sehen wie schnell sich das beim ein oder anderen Kandidaten matcht. Wobei es ja auch sein kann, dass es nicht den Vorstellungen für den ein oder anderen Kandidaten entspricht mit der WSG.

Deswegen sind wir dann in Gesprächen und wie wir Tiroler sagen, beim Reden kommen die Leute zusammen. Dabei bekommt man dann coole Inputs und vor allem Informationen, dass man ein Gefühl und Gespür dafür erhält, ob der jeweilige Kandidat zu uns passt. Grundsätzlich soll es natürlich bis zum Ende der Saison, wenn wir hoffentlich auch den Klassenerhalt feiern können, abgeschlossen sein.

"Sehe die vier Mannschaften, die in Abstiegskampf unmittelbar verwickelt sind, ziemlich auf Augenhöhe"

Ligaportal: Das Wort Klassenerhalt wurde schon erwähnt. Nun kann ja so eine zeitige Entscheidung wie von Thomas Silberberger publik gemacht, auch für eine Mannschaft eine Schubkraft sein. Siehe beim FC Liverpool mit Jürgen Klopp. Auch, dass die Spieler ihrem Trainer nun erst recht einen gebührenden Abschied verschaffen wollen und all das vlt. ja auch von ihnen als Manager noch gepusht wird. Nach der vollzogenen Punkteteilung scheint der Kampf um den Klassenerhalt zu einem "Vierkampf" zu mutieren. In welcher Rolle sehen sie die WSG vor dem entscheidenden Finish der heurigen Saison, zumal Schlusslicht SC Austria Lustenau bei aktuell nur zwei Zählern Rückstand euch doch schon "im Nacken" sitzt und unter Neo-Cheftrainer Andreas Heraf im Frühjahr "in Fahrt" kommt? 

Stefan Köck: Die Herangehensweise mit dem Schub gefällt mir besser als bei der Pressekonferenz die Fragestellung, ob das der richtige Zeitpunkt war und sich das nicht bei der Mannschaft eher negativ auswirkt. Natürlich haben wir uns auch gemeinsam mit Silbi damit beschäftigt, ob es Kräfte freisetzt und was es bei der Mannschaft bewirken kann. Wir waren uns da unisono einig vom Vorstand, von der Präsidentin sowie Thommi und ich, dass wir Klarheit haben wollen.

Dass Thommi auch verdient hat, es bei der Pressekonferenz mitzuteilen. Natürlich wird es in jeder Mannschaft ein paar Spieler geben, die aktuell enttäuscht sind, weil sie grad weniger Spielzeit haben. Es gibt Spieler, die vielleicht aktuell hinter ihren Erwartungen sind. Aber es gibt Spieler, die sehr zufrieden sind und sagen, schade, dass er aufhört.

Fakt ist und ich gehe davon aus, dass jeder Spieler und jedes einzelne Mitglied vom Trainerstab das Gleiche will. Das habe ich auch so in den Gesprächen mitbekommen. Wir wollen alle unser Ziel erreichen. Jeder Einzelne! Wenn es so sein sollte, dass es Kräfte freisetzt und man an einem Strang ziehen will, um am Saisonende das Ziel für Silbi zu feiern, dann ist das gut so. Aber in erster Linie sollte jeder für sich selber, den Klub, für seinen Arbeitgeber alles reinschmeißen, dass wir den Klassenerhalt erreichen.

"In letzten zwei, drei Wochen ist in der Mannschaft was Positives passiert"

Was den Kampf um den Klassenerhalt betrifft, so sehen wir uns gerüstet für die Qualigruppe. Auch wenn wir aus den letzten drei Spielen insgesamt nur drei Punkte geholt haben. Aber ich finde schon, dass wir die letzten drei Runden viel stabiler und kompakter aufgetreten sind und in den letzten zwei, drei Wochen in der Mannschaft was Positives passiert ist.

Ich sehe auch die vier Mannschaften, die in den Abstiegskampf unmittelbar verwickelt sind, ziemlich auf Augenhöhe. Jeder hat irgendwo seine Vorteile und Schwächen. Es wird vieles auf Zusammengehörigkeit, Teamgeist, ein Miteinander, um mit der Drucksituation umzugehen, ankommen. Deswegen gibt es da auch keinen Favoriten, weder wir noch andere. Da wird vieles auch auf die Tagesverfassung ankommen. Wir werden alles reinschmeißen, damit wir am Ende des Tages zumindest den Platz haben, den wir jetzt haben.

Seine Verpflichtung war sicher ein Glücksfall: Matthäus Taferner. Der 23-jährige Klagenfurter stammt aus dem Nachwuchs vom FC Wacker Innsbruck und der AKA Tirol und gab am 20. April 2019 sein Bundesliga-Debüt im Trikot von Wacker beim Auswärtsspiel in Mattersburg. Seither stehen beim technisch beschlagenen Mittelfeldspieler für Innsbruck (7), den WAC (84) und die WSG Tirol (19) gesamt 110 ADMIRAL BL-Einsätze zu Buche...am Samstag geht es im 111. gegen seinen Ex-Klub aus Kärnten für den gebürtigen Kärntner.

"Unser Verein hat mit wenig Budget nie Schulden gemacht. Auf das bin ich stolz"

LigaportalDass die WSG Tirol im Frühjahr durchaus in punkto Liga zweigleisig zu planen hat, ist nicht ganz neu. Wie gehen sie da vor, inbesondere bei Spieler-Transfers bzw. -Vertragsverlängerungen?

Stefan Köck: Ja, die Situation mit den Spielern ist keine neue. Das ist auch ein Grund, wieso unser Verein mit wenig Budget nie Schulden gemacht hat. Auf das bin ich und sind wir als Klub sehr stolz, weil wir natürlich immer jeden Euro mehrmals umdrehen müssen. Und schauen, was können wir uns leisten oder nicht? Deswegen ist das bei der WSG extrem schwierig, langfristige Verträge über drei, vier Jahre zu machen.

Aber das ist in all den letzten Jahren auch schon so gewesen. Bei uns haben wir in der Regel Zweijahres-Verträge, teilweise mit Optionen. Es steht ein Umbruch bevor. Der ist aber in den letzten Jahren auch immer wieder bevorgestanden. Es laufen bei einigen Spielern Verträge aus. Ich habe klar mit den Beratern und den Spielern kommuniziert, dass ich mir von jedem einzelnen erwarte, dass er bis zum letzten Tag für seinen Arbeitgeger alles gibt. 

Natürlich habe ich und auch der Silbi mit seinen Inputs die ein und andere Präferenz, wo wir schauen, dass wir verlängern oder wo es eher auf eine Trennung hinausläuft. Wir haben mit den Beratern und diversen Spieler auch gesprochen, bei zwei Spielern auch schon ein Angebot für eine mögliche Vertragsverlängerung gelegt. Ich wünsche mir, dass jeder Spieler bis zum letzten Tag bei uns alles gibt. Und dann möchte ich natürlich auch dem neuen Cheftrainer die Möglichkeit geben, beim ein oder anderen im Kader mitzusprechen. 

"Deswegen ist es gut, wenn der Prozeß der Trainerfindung nicht ewig lang dauert"

Deswegen ist es gut, wenn der Prozeß der Trainerfindung nicht ewig lang dauert, sondern dass man den neuen Trainer zeitgerecht hat. Dass man im Idealfall zum Saisonende den Klassenerhalt feiern und den neuen Trainer präsentieren kann. Und mit dem neuen Trainer dann im Hintergrund schon das ein und andere Kadermitglied besprochen hat, wer soll bleiben oder wen holen wir dazu. Das ist keine neue Situation für uns.

Natürlich würde man sich öfter mal wünschen, dass die wirtschaftliche Basis eine größere ist und man im Oktober, November oder spätestens im Jänner da und dort Nägel mit Köpfen machen kann. Aber es ist bei einem kleinen Verein ein Mitgrund, warum wir wirtschaftlich zwar ein kleines Budget, aber eben auch keine Schulden haben. Auf das sind wir stolz und so gehen wir weiterhin vor.

Ligaportal: Gutes Gelingen dabei und danke für die offenen Worte.

Siehe auch Teil 1 des Interviews

Das Interview führte Ligaportal-Chefredakteur Herbert Pumann

Fotocredit: WSG Tirol und RiPu-Sportfotos