Am Samstagabend kam es in der 14. Runde der Tipico Bundesliga zum Aufeinandertreffen zwischen dem SK Sturm Graz und dem SKN St. Pölten. Während die Grazer nach dem Ende der Amtszeit von Heiko Vogel auf einen Trainereffekt unter Interimscoach Günther Neukirchner hofften, ging es für den SKN darum, den dritten Tabellenplatz zu bestätigen.

Nach einer turbulenten Partie, in der Dario Maresic früh vom Platz geflogen und Interimscoach Günther Neukirchner auf die Tribüne verbannt worden war, mussten sich beide Teams mit einem torlosen Remis begnügen. Damit blieb der gewünschte Trainereffekt aus. Die Grazer kommen nach siebenten Spiel in Folge ohne Sieg nicht vom Fleck, rangieren weiterhin auf dem unzufriedenstellenden achten Tabellenplatz. St. Pölten bleibt mit 23 Punkten auf Platz drei. 

Rotsünder: Dario Maresic brannten in der ersten Halbzeit die Nerven durch. Foto: Richard Purgstaller

Geschichten die nur der Fußball schreibt: Popovic trifft auf seinen sehr guten Freund Neukirchner 

Sturms Interimscoach Günther Neukirchner schickte seine Mannschaft in einem 4-1-3-2-System auf den Platz. Im Vergleich zur letzten Startelf von Ex-Coach Heiko Vogel gab es nur eine personelle Änderung. Anstelle des verletzten Philipp Huspek (Kahnbeinbruch) spielte Markus Pink von Beginn an. 

Sein Gegenüber Ranko Popovic, der in seiner aktiven Zeit bei Sturm Graz mit Neukirchner zusammengespielt hat, nahm im Vergleich zum 2:2 vor einer Woche gegen den LASK eine Umstellung vor. Sandro Ingolitsch rotierte für Dominik Hofbauer in die Startelf der Wölfe. 

Maresic brennen die Nerven durch

Die Hausherren hatten von der ersten Minute an zwar etwas mehr Ballbesitz, fanden in der Offensive zunächst allerdings keine Torchancen vor. Die Gäste hingegen agierten keineswegs passiv, versteckten sich nicht und versuchten durch schnelles Umschalten zum Erfolg zu kommen. Erst nach 20 Minuten wurde es erstmals unruhig im St. Pöltner Strafraum. Unmittelbar nach einer strittigen Situation zwischen Kiteishvili und Ingolitsch im Strafraum des SKN kam Zulj völlig freistehend zum Schuss, jagte die Kugel aber weit drüber (21.). 

Wenig später sprang Maresic völlig übermotiviert mit aufgestellter Sohle Richtung Luxbacher, den er zum Glück nicht erwischte, sondern den Ball spielte. Referee Heiß bestrafte dieses fahrlässige Tackling mit einer Roten Karte, über die sich Maresic nicht beschweren durfte (26.). Neukirchner reagierte, zog Lackner zurück in die Innenverteidigung und brachte Sandi Lovric für Markus Pink ins Spiel. Einen Nutzen konnten die Gäste aus der Überzahl vorerst keinen ziehen. 

Hitzige zweite Halbzeit: Neukirchner muss auf die Tribüne 

Die Gäste kamen mutig aus der Kabine und hatten unmittelbar nach Wiederbeginn den Führungstreffer auf dem Fuß: Luan brachte mit einem Steilpass Luxbacher in Position, dessen Schuss aufs lange Eck Siebenhandl stark parierte (47.). Sturms Interimscoach Günther Neukirchner musste die restliche Partie von der Tribüne aus verfolgen. Der Grund: Er hatte seine Emotionen - wie einige seiner Spieler - oftmals nicht im Griff und applaudierte Referee Heiß höhnisch. Das ließ sich der Unparteiische nicht gefallen und schickte Sturms Feuerwehrmann auf die Tribüne. Kurz darauf hatte Eze die große Chance auf das 1:0, scheiterte aber aus halbrechter Position an Riegler (54.). 

In der Folge entwickelte sich eine harte Partie, in der sich beide Mannschaften weitgehend neutralisierten. Torchancen waren in den zweiten 45 Minuten absolute Mangelware. In der Schlussphase hatte der eingewechselte Grozurek den Siegtreffer auf dem Fuß, scheiterte aber an Riegler, der seine Mannschaft mit einer sensationellen Parade von einer Niederlage bewahrte (82.). Eine Minute später parierte der SKN-Goalie einen wuchtigen Kopfball von Spendlhofer. So mussten sich die Grazer am Ende erneut mit einem Unentschieden zufrieden geben. Die Fans scheinen die Nase voll zu haben, pfiffen nach Spielende auf die eigene Mannschaft. 

Stimmen zum Spiel

Günther Neukirchner, Interimstrainer SK Sturm: „Es war heute ein Spiel mit vielen Emotionen. Ich habe immer versucht zu beruhigen, meinen Leute gesagt, dass sie fokussiert bleiben sollen. Ich war eigentlich über das ganze Spiel relativ tiefenentspannt. Konzentriert und fokussiert, weil das für die Mannschaft ganz wichtig ist. Wenn uns der Schiedsrichter bei der einen Situation sagt, dass er nicht glaubt, dass wir aus dieser Aktion ein Tor machen können, dann… Es waren viele Aktionen dabei, die zu hinterfragen sind. Die Spieler wollten energisch spielen und den Fans beweisen, dass sie es besser können.“

Peter Zulj, SK Sturm: „Der Ball ist kurz davor aufgesprungen, normal mache ich das Tor. Kompliment an die Mannschaft, in Unterzahl so gespielt und Chancen gehabt zu  gewinnen, das spricht für die Mannschaft. Wenn der Schiedsrichter übertreibt und unseren Trainer gleich auf die Tribüne schickt, ist das ein Wahnsinn, ein Trainer hat immer was zu sagen. Und man hat für alles eine Gelbe bekommen. Der Punkt ist auch gerecht.“

Ranko Popovic, Trainer SKN St. Pölten: „Ich bin mit dem Punkt zufrieden, ich bin nicht zufrieden, dass wir mit einem Spieler mehr, weniger nach vorne gemacht haben. Positiv ist, dass wir kein Tor bekommen haben. Nach vorne waren wir nicht gefährlich. Heute war das Resultat wichtig. Wir sind nicht Manchester City oder Arsenal. Das Spiel zu machen ist nicht einfach, daran werden wir arbeiten, ich werde mehr Risiko nehmen. In ein, zwei Wochen kann man nicht alles verändern. Mir wäre lieber gewesen, dass wir heute 11 gegen 11 gespielt hätten.“

Andreas Heiß, Schiedsrichter: „Man muss sagen, dass der Druck hier sehr groß ist, daher habe ich auch ein gewisses Verständnis für die Emotionen. Allerdings kann ich jetzt nicht als Sündenbock dastehen und sagen, ich lasse mir aus drei Metern ins Gesicht schreien oder mir höhnisch applaudieren, dann muss ich reagieren. Dazu habe ich die Mittel, zudem die Möglichkeit der Anzeige und das muss ich in dem Fall auch nutzen.“

Quelle: Sky

SK Sturm Graz - SKN St. Pölten 0:0 

Merkur-Arena; 9.218 Zuschauer; SR Heiß

Zum Live-Ticker Sturm Graz gegen SKN St. Pölten

Rot: Maresic (26.)

Sturm: Siebenhandl - Koch, Spendlhofer, Maresic, Schrammel - Lackner - Hierländer (80./Grozurek), Zulj, Kiteishvili - Eze (87./Hosiner), Pink (31./Lovric)

St. Pölten: Riegler - Luan, Ambichl, Drescher - Rasner (54./Hofbauer), Mislov, Luxbacher, Ingolitsch - Pak (70./Schütz), Gartler, Balic (86./Fountas)

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth