Nach zuletzt vier Bundesliga-Partien in Folge ohne Sieg forderte Austria-Trainer Thomas Letsch im heutigen Spitzenspiel gegen Liga-Primus Red Bull Salzburg eine Reaktion von seiner Mannschaft. Die Veilchen planten, mit Mut und Aggressivität dem Serienmeister weh zu tun.

In einer zerfahrenen ersten Hälfte, in der es nicht einmal einen einzigen Schuss auf eines der beiden Tore zu bestaunen gab, ging der Matchplan der Violetten auf. In den zweiten 45 Minuten allerdings schalteten die Bullen einen Gang rauf, erarbeiteten sich zahlreiche Chancen und belohnten sich spät: Xaver Schlager brachte die Gäste in der 86. Minute verdient in Führung, ehe der eingewechselte Takumi Minamino in der vierten Minute der Nachspielzeit den 2:0-Endstand besorgte.

Damit blieben die Salzburger auch im 25. Pflichtspiel in dieser Saison ungeschlagen. Für Thomas Letsch hingegen wird die Luft immer dünner. 

Hannes Wolf und Co arbeiteten sich in der Generali-Arena zu einem verdienten Auswärtssieg. Foto: Josef Parak

Letsch setzt auf Defensive - Rose rotiert 

Thomas Letsch schickte seine Mannschaft in einer defensiven 4-4-1-1-Grundformation auf den Platz. Vor der gewohnten Viererabwehrkette bildeten Ebner, Demaku, Jeggo und Matic ein Vierermittelfeld. Hinter Solospitze Christoph Monschein kam Maximilian Sax als offensiver Mittelfeldspieler zum Einsatz. 

Salzburg-Coach Marco Rose, der heute sein 50. Bundesliga-Spiel als Coach der Bullen absolviert hatte, nahm gegenüber dem fulminanten 5:2-Sieg in Trondheim fünf Umstellungen vor. Stankovic, Pongracic, Wolf, Junuzovic und Prevljak rotierten für Walke, Onguene, Minamino, Gulbrandsen (alle Bank) sowie Haidara (nicht im Kader) in die Startelf der Bullen. 

Zerfahrene erste Hälfte

Eine temporeiche Anfangsphase bekamen die 10.500 Zuschauer in der Generali-Arena nicht zu sehen. Was vor allem daran lag, dass die Austria dem Tabellenführer weitestgehend das Spielgerät überließ und die Salzburger nicht so richtig ihr gewohntes Tempospiel aufziehen konnten. Die Veilchen agierten geschickt, standen extrem kompakt und ließen vorerst keine gefährlichen Abschlüsse des Serienmeisters zu. Es dauerte sage und schreibe 25 zerfahrene Minuten, ehe es zur ersten halbwegs gefährlichen Strafraumsituation kam. Eine Matic-Ecke landete bei der Salzburg-Leihgabe Igor, der weit am Tor vorbei schoss (26.). Praktisch im Gegenzug schüttelte Smail Prevljak mit einer geschickten Drehung seinen Gegenspieler ab, setzte den Ball aber knapp links vorbei (27.). 

Kaum zusammenhängende Aktionen: Vielmehr war die erste Halbzeit von vielen Fouls geprägt. Foto: GEPA/Red Bull Media

Danach nahm die Partie zumindest etwas Fahrt auf. Nachdem sich James Jeggo und Munas Dabbur ein kleines Privatduell geliefert hatten, kam es zu einer Rudelbildung. Referee Schörgenhofer reagierte souverän und beließ es bei einer Ermahnung für beide Akteure. Die ersten Großchance des Spiels resultierte aus einem individuellen Fehler: Schoissengeyrs misslungener Klärungsversuch landete bei Schlager, der mit einem Kopfball Dabbur in Position brachte. Als der Israeli zum Torschuss ansetzte, rauschte Schoissengeyr heran und bereinigte  die brenzlige Situation (41.). Bezeichnend für die zerfahrenen ersten 45 Minuten: Erstmals in dieser Bundesliga-Saison gab es in der ersten Halbzeit keinen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor. 

Salzburg drückt und belohnt sich spät 

Thomas Letsch reagierte zur Pause, brachte Lucas Venuto für dessen verletzten Landsmann Igor (Sprunggelenk) ins Spiel. Dafür beorderte er Thomas Ebner zurück in die Viererabwehrkette. Und der hatte in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit gleich einiges zu tun, kamen die Bullen doch mit viel Dampf aus der Kabine. Eine leicht abgefälschte Flanke von Ulmer landete vor den Füßen des völlig freistehenden Ramalho, der überrascht wirkte und verstolperte (51.). Während die Salzburger - wie schon in der ersten Halbzeit - das Spielgeschehen dominierten, lauerten die Hausherren auf Konter. Einer dieser schnellen Umschaltmomente brachte beinahe die überraschende Führung: Monschein schickte auf Höhe der Mittelauflage Sax auf die Reise, der völlig alleine vom Tor weglief anstatt den Weg zum Kasten von Stankovic zu nehmen. Seine Hereingabe konnte Ramalho risikoreich ins Torout klären (59.). Wenig später lenkte der Brasilianer mitten in einer Drangphase der Austria den Ball hauchzart am eigenen Tor vorbei (60.). 

Nichtsdestotrotz blieben die Bullen das gefährlichere Team. Wenngleich die Partie zu einem regelrechten Geduldsspiel für den Tabellenführer avancierte. Nach einem feinen Chip in den Strafraum von Schlager hatte der eingelaufene Junuzovic plötzlich viel Platz, scheiterte mit seinem Kopfball aber an Pentz, der stark reagierte (76.). Erwähnenswert: Bei den Veilchen feierte der erst 17-jährige Niels Hahn sein Bundesliga-Debüt und der wiedergenesene Bright Edomwonyi kam zu seinem Comeback. In der Schlussphase erhöhten die Bullen den Druck, erarbeiten sich eine Chance nach der anderen, doch Pentz war stets zur Stelle. Nachdem zweimal Schlager und einmal Ramalho per Weitschuss gescheitert waren, gelang Salzburg spät, aber doch der Führungstreffer: Der eingewechselte Minamino setzte sich mit etwas Glück gegen Schoissengeyr durch und schloss ab. Pentz konnte den Versuch des Japaners zwar entschärfen, lenkte das Leder jedoch genau vor die Füße von Schlager, der den über die Linie ins verwaiste Tor drückte - 0:1 (86.). In der Nachspielzeit besorgte der gegen Rosenborg überragend Minamino den 2:0-Endstand (90.+4). 

Spät, aber doch: Salzburg siegt dank Treffer von Schlager und Minamino. Foto: Josef Parak

Stimmen zum Spiel

Thomas Letsch, Trainer Austria Wien: „Ich bin nicht der Meinung, dass Salzburg schwach war. Unsere Leistung war eine sehr gute Reaktion, wir haben den Gegner kontrolliert, die Konter müssen wir effizienter zu Ende fahren, dann können wir gewinnen. Ein Elfmeter wäre es auch für uns gewesen und dann gehen wir mit 1:0 nach Hause und alles ist in Ordnung. Dass wir sie nicht spielerisch an die Wand spielen können ist klar, der Plan war es kompakt zu stehen und die entstandenen Möglichkeiten müssen wir konsequenter zu Ende spielen. Salzburg hat auch unglaubliche Qualität auf der Bank, sie bringen Minamino und Gulbrandsen und von uns ist mit Niels Hahn ein Spieler von den Young Violets gekommen. Ich weiß nicht, ob über mich gesprochen wird, aber man wird miteinander sprechen. Wenn wir kämpferisch immer so auftreten wie heute und der eine oder andere zurückkommt, dann ist mir nicht Angst und Bange. Wir haben heute eine Top-Mannschaft von Europa kontrolliert.“

Marco Rose, Trainer Red Bull Salzburg: „Es war gut heute, man muss das gesamte Programm sehen. Die Mannschaft auf dem Feld ist 90 Minuten auf Sieg gegangen, mit unserem Programm ist das außergewöhnlich. Austria hat es uns heute sehr schwer gemacht. Wenn du in der 86. und 94. hier gewinnst, hast du viel richtig gemacht. Minamino ist immer gut drauf, wir haben 16, 18, 20 Stammspieler, die immer wieder ihre Aufgaben hervorragend erfüllen. Ich bin auf die Mentalität der Mannschaft heute wieder sehr stolz. Unsere Challenge ist weiter gut zu spielen, dafür kommen die Leute ins Stadion. Wir haben das Spiel heute bestimmt, hatten die klareren Chancen und haben verdient gewonnen.“

Quelle: Sky

FK Austria Wien - Red Bull Salzburg 0:2 (0:0)

Generali-Arena; 10.500 Zuschauer; SR Schörgenhofer 

Zum Live-Ticker Austria Wien gegen Red Bull Salzburg

Tore: Schlager (86.), Minamino (90.+4)

Austria: Pentz - Klein, Schoissengeyr, Igor (46./Venuto), Cuevas - Ebner, Demaku (74./Hahn), Jeggo, Matic - Sax (79./Edomwonyi) - Monschein

Salzburg: Stankovic - Lainer, Ramalho, Pongracic, Ulmer - Samassekou - Schlager, Wolf, Junuzovic (87./Mwepu) - Prevljak (66./Minamino), Dabbur (89./Gulbrandsen)

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth