Das Gipfeltreffen zwischen dem Tabellenzweiten SK Sturm Graz und Spitzenreiter FC Red Bull Salzburg (0:1) war hochintensiv, kampfbetont und bis zum Ende spannend. Und: enthielt fast 20 Minuten "Zugabe" (vier Minuten Nachspielzeit nach Halbzeit eins und sogar 15 am Ende). Auch, weil in der Schlussphase die Nerven blank lagen, die Partie zu eskalieren drohte. Eine Fülle an gelben Karten und auf der Spielzielgeraden vier rote! Dazu STATEMENTS aus dem SK Sturm-Lager sowie von Schiedsrichter-Experte Oliver Drachta und Sky-Experte Peter Stöger - siehe auch separat von den Roten Bullen.

Hitzige, heiße Partie! Es wurde um jeden Ball und Zentimeter in der Merkur Arena gefightet. Wie zwischen SK Sturm-Torjäger Mika Biereth (r.) und Strahinja Pavlović, dem ein Kopfballtreffer zum vermeintlichen 0:2 von Schiedsrichter Stefan Ebner aus Braunau aberkannt wurde.

„Wir waren über weite Strecken das bessere Team"

Christian Ilzer (Cheftrainer SK Puntigamer Sturm Graz) über...

das Spiel: „Wir haben ein hochintensives Spiel gesehen. Ich bin überhaupt nicht enttäuscht heute, wir waren über weite Strecken das bessere Team. Wir haben Salzburg bis zum Schluss gefordert, leider aber ein Gegentor bekommen, das eines der billigeren Sorte war. Das ist halt bitter. Insgesamt war es ein sehr, sehr guter Auftritt. Schade, dass wir uns nicht mit etwas Besserem als einer 1:0 Niederlage belohnt haben.

Es war auf jeden Fall eine tolle Leistung von uns, ein enorm intensives Spiel. Am Ende war halt Salzburg das effizientere Team, aber wir haben einen tollen Fight und ein tolles Spiel geliefert. Es ist bitter, dass wir verloren haben und zwei Rote Karten mitnehmen.“

die hitzige Schlussphase und die Ausschlüsse: „Das ist ein Resultat daraus, dass die Partie eine extreme Brisanz, Intensität und ein extremes Tempo drinnen hatte. Wir sind am Schluss leider auf eine Situation, die Gourna anzettelt, eingestiegen und gehen da mit zwei Roten Karten raus. Das ist sehr, sehr bitter.

Ich denke, die Rote gegen Gorenc Stankovic können wir vertreten, die gegen Lavalée war zu hart. Das Spiel hat enorme Emotionen, enorme Brisanz gehabt, zum Schluss sind die Wogen hochgegangen. Das Bittere ist, dass eine Rudelbildung, die von einem Salzburger angezettelt wird, dazu führt, dass wir zwei Spieler verlieren. Wie man da besonnener reagieren kann, da habe ich auch noch ein Fragezeichen in meinem Kopf.“

„Das ist kein Würgen, das ist ein Wegdrücken"

die Platzierung der Hand von Lavalée gegen Gourna-Douath: „Das ist kein Würgen, das ist ein Wegdrücken. Gourna war einfach nicht zu beruhigen, hat da drinnen gewirbelt. Wie kann er denn anders reagieren, die Spieler wollten einfach den Ball haben. Für mich ist es eine sehr, sehr harte rote, es waren weder beide Hände auf seinem Hals, er legt die eine Hand auf seine Schulter und will ihn wegdrücken. Dass man das als Würgen beurteilt finde ich eine sehr harte Beurteilung.

Ob du in der Hitze des Gefechtes einen Spieler auf der Brust wegdrückst oder fünf Zentimeter weiter oben am Schlüsselbein wegdrückst ist nach 90 intensiven Minuten sehr hart zu beurteilen. Für mich war die Rote Karte sehr, sehr hart.“

die Bedeutung der Niederlage für den Meisterkampf: „Natürlich war das richtungsweisend. Fünf Punkte Vorsprung ist jetzt keine Vorentscheidung, aber wir wollten einfach dranbleiben. Das wäre mit einem Punkt gelungen, mit einem Sieg hätten wir sie überholt. Wir hatten große Vorsätze, aber es ist natürlich ein Spitzenteam gegen das man spielt und das man hinten sehr, sehr schwer knackt. Da hat uns die letzte Durchschlagskraft gefehlt.

Mika Biereth hat das aber schon sehr, sehr gut gemacht, war oft nur durch Fouls zu stoppen. Es gab auch immer wieder Rangeleien, die nicht geahndet wurden, das muss ich auch sagen. Der Schiedsrichter hat eine sehr harte Linie spielen lassen, die er dann zum Schluss aber nicht durchziehen konnte.“

„Wir hatten eine fantastische Stimmung, die Fans haben uns getragen"

das Spiel am Donnerstag im Cup-Halbfinale in Salzburg: „Wir brauchen keinen Fluch und keinen Segen heraufbeschwören, wir müssen uns nur wieder top auf dieses Spiel vorbereiten. Es gibt schon Mut, dass wir heute gesehen haben, dass wir dieses Spitzenteam auch maximal fordern können. Normal hatte Salzburg im April immer 15 Punkte Vorsprung vor der Punkteteilung.

Das war im Vorjahr nicht so, das ist heuer nicht so. Das hat schon etwas mit unserer Leistung zu tun. Am Ende werden wir versuchen, alles aus uns herauszuholen. Wenn es am Ende zum zweiten Platz reicht, können wir auch Stolz sein. Wir hatten eine fantastische Stimmung, die Fans haben uns getragen. Wir haben das Momentum mit diesen Spielen nicht erwischt, jetzt werden wir uns so vorbereiten, dass wir es vielleicht am Donnerstag erwischen.“

„Ich glaube, es ist wichtig, dass beide Mannschaften den Respekt voreinander behalten“

Alexander Prass (Mittelfeldpieler SK Puntigamer Sturm Graz) über...

das Spiel: „Wir haben in der ersten Halbzeit richtig stark begonnen, die ganze erste Halbzeit auch gut die Kontrolle gehabt über das Spiel. Salzburg war immer gefährlich mit ihren Angriffen, aber wir haben irgendwo die Überhand gehabt und auch gute Druckphasen gehabt. Wir haben es aber dann versäumt, dass wir uns die großen Möglichkeiten herausspielen. In einigen Situationen hatten wir auch ein bisschen Pech.

In der zweiten Halbzeit waren sie etwas besser. Sie kommen gut aus der Kabine, schießen ein Tor mit etwas Glück und dann ist es schwierig. Trotzdem denke ich, dass wir uns heute mehr verdient hätten, als keine Punkte. Aber aufgrund der Chancen denke ich, dass der Sieg für sie etwas verdienter ist.“

wie viel vorentschieden ist nach dem Spiel: „Es sind jetzt statt zwei Punkten fünf. Das ist ein Sieg von uns, eine Niederlage von ihnen und es ist dieselbe Ausgangsposition wie vor dem heutigen Spiel. Wir haben noch ein direktes Duell, es ist noch nichts entschieden. Natürlich macht es das nicht leichter, dass es jetzt fünf Punkte sind, aber es sind immer noch einige Spiele zu spielen.“

die Szenen in der Schlussphase: „Es ist absolut unnötig. Ich glaube, es ist wichtig, dass beide Mannschaften den Respekt voreinander behalten. Auch dann, wenn es ein enges Titelrennen ist und die eine Mannschaft die Nase vorne hat und das Spiel zu gewinnen scheint. Es ist einfach wichtig, dass man sich gegenseitig weiterhin respektiert und, dass solche Situationen nicht passieren. Wenn so eine Rauferei herauskommt, ist klar, dass irgendwo der Respekt nicht gegeben war und das muss einfach nicht sein.“

„In den meisten Fällen kannst du bei solchen Rudelbildungen sogar drei oder vier Mal hineingreifen und Karten vergeben“

Peter Stöger (Sky Experte) über...

das Spiel: „Das Ergebnis war sehr knapp, ich finde, der knappe Sieg geht auch in Ordnung. Das Spiel war schon sehr intensiv, da waren nicht wahnsinnig viele Ballstafetten. Es waren wahnsinnig viele Kämpfe um erste, zweite und dritte Bälle, Konterversuche die abgefangen wurden und Gegenkonter. Dass durch einen Standard das Tor fällt, war auch irgendwie klar.

Dass es zum Schluss noch einmal hitzig wird, ist bitter, vielleicht auch nicht nötig, aber ich verstehe, dass die Nerven blank liegen. Wenn es 3:0 gestanden wäre, wäre das am Ende nicht mehr passiert. Da kommt dann nochmal alles an Adrenalin raus, was du in der Phase dieses Spiels unter Kontrolle gehabt hast.“

die Ausschlüsse bei Sturm: „Die Rot-Sperren gelten bewerbübergreifend, also für Cup und Meisterschaft, die Gelb-Rote ist ja nur für die Meisterschaft. Da hat man sich noch einmal einen Bärendienst getan. Aber noch einmal, ich sitze jetzt hier und sage, dass das nicht passieren sollte, auf der anderen Seite kann ich es aber verstehen, dass so etwas in der Art und Weise passiert.

Da sind die Roten Karten dann auch in Ordnung. Jetzt werden sie dasitzen und denken, wie schade es ist, dass sie am Donnerstag nicht dabei sein können. Das ist für die Spieler schade und für den Verein auch.“

die Aussage von Alexander Prass, dass in der Schlussphase Respekt gefehlt hätte: „Ich habe in den ganzen 90 Minuten nichts gesehen, wo ich eine Überheblichkeit im Handeln von einzelnen Spielern gesehen hätte, sodass ich sagen könnte, dass das nur eine Frage der Zeit war. Ich habe das nicht so wahrgenommen. Deswegen denke ich, dass das ganz am Ende dann so geht, dass du 1:0 hinten bist, einen Freistoß bekommst, der Spieler wird gehalten und will den Ball nicht hergeben und es kommt zu einer Rangelei.

Dann kommen die selbsternannten Helden, die sich vor alle hinstellen und regeln wollen. Das ist vollkommen unnötig. Aber ich glaube, dass das eher aus der Emotion heraus gekommen ist. Ich glaube auch, dass die Entscheidungen so richtig sind. In den meisten Fällen kannst du bei solchen Rudelbildungen sogar drei oder vier Mal hineingreifen und Karten vergeben. Das, was ganz klar war, haben sie auch geahndet.“

die Arbeit von Andreas Schicker bei Sturm Graz: „Er hat mit Christian Ilzer einen Trainer geholt, mit dem er offensichtlich gut zurechtkommt, auch in der gemeinsamen Arbeit. Ein Beispiel wäre die Kaderstrukturierung und die Umbrüche, die er da immer wieder vorgenommen hat. Er hat sich auch nicht davor gescheut, die großen Spieler wie Jantscher und Siebenhandl zu verabschieden, ohne einen großen Aufruhr zu machen und die Mannschaft weiterzuentwickeln.

Das macht er gut mit seiner Ruhe. Ich kenne ihn auch als Spieler, er war sozial ein guter Typ. Das brauchst du bei so einem Klub auch. Es hilft dir nichts, wenn du den Trainer hast, du brauchst auch die Mannschaft, das Umfeld, die Glaubwürdigkeit und das nimmt man ihm alles ab.“

„Ich habe die Schiedsrichterleistung eigentlich als sehr, sehr gut gesehen"

Oliver Drachta (Schiedsrichter-Experte) über...

worauf Schiedsrichter bei tumultartigen Szenen achten: „Grundsätzlich werden da die beiden Spieler beachtet, die das Ganze begonnen haben. Vor dem Spiel wird auch im Schiedsrichterteam ausgemacht, wer wohin schaut, wenn solche Vorfälle sind. Es hat also jeder seine Aufgaben und einen anderen Blickwinkel. Die Ergebnisse, die man dann beobachtet hat, trägt man zusammen und der Schiedsrichter muss entscheiden.“

die Leistung von Stefan Ebner in diesem Spiel: „Ich habe sie eigentlich als sehr, sehr gut gesehen. Das Entscheidende bei solchen Spitzenspielen ist einfach das, dass man nicht nach 96 Minuten seine Konzentration verliert, sondern wirklich bis zum Schlusspfiff aufmerksam ist. Es war in dem Spiel nicht sehr viel los und dann eskaliert die ganze Situation auf einmal. Die Konzentration war gut, die Leistung auch.“

was einen Schiedsrichter nach dem Spiel erwartet: „Zuerst bespricht man im Team die ganze Situation, ob eh alles so gelaufen ist, wie der Schiedsrichter es haben möchte. Dann schaut man, dass man selbst ein bisschen herunterkommt und ist dann offen für Gespräche. Das ist das Schöne am Fußball und der ganzen Fairness rundherum, dass man auch nach dem Spiel ganz normal über die Szenen sprechen kann.“

Siehe auch:

Mads macht´s! Bidstrup mit Goldtor für FC Red Bull Salzburg beim SK Sturm Graz

SPIELFILM im Ligaportal-LIVETICKER

Statement-Quelle: Sky Sport Austria

Fotocredit: Helmut Dietmaier und GEPA-ADMIRAL