Ein starker Herbst der Aufsteiger ist mittlerweile in der tipico Bundesliga zur guten Tradition geworden. Auch der SC Rheindorf Altach führte diese Tradition im Herbst fort und überwinterte sensationell auf Platz drei, nur einen Punkt hinter einem Platz in der Champions-League-Qualifikation. In der Winterpause haben die Vorarlberger unterstrichen, dass sie weiter angreifen wollen. Mit Martí Riverola und Darko Bodul holten sie zwei Top-Spieler und wollen bis zum Saisonende um die Europacup-Plätze mitspielen.

Dass sich diese Tradition in den Köpfen festgesetzt hat, findet Altach-Trainer Damir Canadi nicht unbedingt fair. "Mittlerweile wird es in Österreich für selbstverständlich gehalten, dass der Aufsteiger vorne mitspielt. Ich denke, das ist nicht so", sagte er im Ligaportal-Interview. Tatsächlich haben sich die Altacher ihre gute Position hart erarbeitet, wenngleich sie dabei vom Schwächeln der Großklubs aus Ostösterreich profitierten. Die Fakten sprechen aber eine eindeutige Sprache: In der zweiten Herbsthälfte war nur Red Bull Salzburg besser als die Canadi-Elf, nach der siebenten Runde gab es nur mehr zwei Niederlagen, von Runde 7 bis Runde 15 blieben die Altacher überhaupt ungeschlagen. Nach dem Wolfsberger AC hat Altach die wenigsten Tore kassiert.

SC Wiener Neustadt vs. SCR Altach 20141206 028

Kapitän Philipp Netzer ist für Altach ein wichtiger Baustein.

Foto: Steindy/Wikipedia

Die Abwehr ist der Altacher Trumpf

An der starken Altacher Defensive lässt sich auch das Erfolgsrezept des Aufsteigers ablesen: Die zweitbeste Abwehr der Liga besteht aus No-Names und Spielern, die anderswo gescheitert sind. Diese Mischung konnte Trainer Canadi zu einer schlagkräftigen Einheit formen. Tormann Martin Kobras kam bei Sturm Graz nicht an Christian Gratzei vorbei. In seiner Vorarlberger Heimat entwickelte er sich in fünf Jahren in der Ersten Liga zum Stammspieler und war im Herbst mit 78 Prozent Fangquote bester Bundesliga-Tormann. Auch die Abwehrspieler Andreas Lienhart und Jan Zwischenbrugger sorgten vor dieser Saison lediglich in der Ersten Liga für Aufsehen. Emanuel Schreiner und Alexander Pöllhuber hatten zwar schon Bundesliga-Spiele in ihren Beinen, mussten aber auch den Rückschritt in die Erste Liga zu Altach in Kauf nehmen. Davor sorgt Kapitän Philipp Netzer, der in jungen Jahren ein glückloses Gastspiel bei Austria Wien absolvierte, für Stabilität.

So gesehen haben sich Sportdirektor Georg Zellhofer und Canadi in dieser Transferzeit erstmals etwas getraut. Denn die beiden Neuzugänge im Winter bringen Vorschusslorbeeren mit. Darko Bodul hat für Sturm schon 39 Bundesliga-Spiele absolviert und dabei 12 Tore erzielt. Bei seiner letzten Station, Odense in Dänemark, war lediglich das letzte halbe Jahr durchwachsen. Er könnte in den nächsten Jahren der Nachfolger von Hannes Aigner im Altacher Sturmzentrum werden. Martí Riverola hat in den letzten Jahren zwar nicht viel gespielt, hat bei Barcelona aber schon Champions-League-Luft geschnuppert und kommt aus der weltberühmten Fußballschule La Masia des FC Barcelona.

Altach

Altach will auch im Frühjahr mit den besten mithalten.

Foto: GEPA Pictures/Red Bull

Beide werden die Qualität des Altacher Kaders heben. Ein wichtiger Vorteil im Kampf um die Europacup-Plätze kann die Unbekümmertheit sein. Von den Altachern ist anders als bei den Konkurrenten Rapid Wien, Austria Wien und Sturm Graz niemand enttäuscht, wenn sie es nicht in den Europacup schaffen. Diesen Vorteil machten sich in den vergangenen Jahren auch schon die Senkrechtstarter Grödig und Admira zu Nutze, als sie als Aufsteiger direkt in die Europa-League-Qualifikation kamen. Es wäre keine Riesensensation, würde das auch den Altachern gelingen.

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