Teil 1 der UEFA Champions League-Viertelfinal-Hinspiele am Dienstag bot jede Menge Spektakel und Tore, zum Teil mit dem Prädikat "sehr sehenswert". Am Ende stehen zehn Treffer zu Buche bei zwei Remis. Real Madrid und CL-Titelverteidiger Manchester City trennten sich 3:3 (2:1), der FC Arsenal und FC Bayern München 2:2 (1:2). Beim deutschen Rekordmeister erhitzte eine Szene die Gemüter, die viele Zuschauer womöglich gar nicht wahrgenommen hatten. FCB-Trainer Thomas Tuchel & Co. sahen sich klar um einen Elfmeter gebracht und ärgerten sich über den schwedischen Schiedsrichter Glenn Nyberg...siehe STATEMENTS

FC Bayern-Trainer Thomas Tuchel echauffierte sich mächtig über den nicht gegebenen Elfmeter, nachdem ein Arsenal-Akteur nach Torabstoss den Ball im Sechzehner klar ersichtlich in die Hand nahm. Es hätte den Münchenern die Chance auf einen möglichen 3:1-Vorsprung eröffnet. 

"Schiedsrichter sagt zu unseren Spielern, dass er für einen Kinderfehler keinen Elfmeter geben möchte"

Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern München):

…nach dem Spiel: „Es war ein harter Fight in einem richtig emotionalen Stadion gegen einen sehr starken Gegner. Das Ergebnis geht okay. Wir haben uns gut gewehrt, haben uns nach einem frühen Rückstand gut reingebissen in das Spiel. Das ist nicht einfach, nicht selbstverständlich. Wir haben es geschafft, das Tempo rauszunehmen aus den Angriffen von Arsenal, mit viel Disziplin und Laufarbeit. Wir waren dann in Führung und haben noch einmal eine große Chance zugelassen, die Arsenal genutzt hat. Selber hatten wir noch eine riesige Chance mit dem Pfostenschuss. Die Ausgangslage ist jetzt klar. Es ist Halbzeit, 2:2. Der Gewinner in der Allianz Arena geht durch. Wir werden alles dafür geben, dass wir das sind.“

…über seine Tage zurück auf der Insel: „Meine Tage hier in England waren geprägt von Wertschätzung und Respekt. Deshalb habe ich mich auch auf den Pressekonferenzen sehr wohl gefühlt. So war das gestern auch.“

„Das finde ich schon krass"

…über nicht gegebene Elfmeter: „Der Aufreger war auf der anderen Seite, beim Handspiel von Arsenal. Das ist ein glasklarer Handelfmeter. Das Spiel war angepfiffen. Es ist ziemlich dreist, weil der Schiedsrichter auf dem Feld zu unseren Spielern sagt, dass er für einen Kinderfehler keinen Elfmeter geben möchte, in einem Viertelfinale der Champions League. Das ist sein O-Ton.

Das finde ich schon krass. Er gibt damit zu, dass er es weiß, dass es ein Handspiel war und es ihm im Viertelfinale nicht wert sei, diesen Kinderfehler zu pfeifen. Das ist schon eine neue Regelauslegung. Am Ende ist es kein Elfmeter, weil der Ball ewig weit weg ist und Saka in Neuer reinläuft. Ich hätte mich aber nicht gewundert, wenn er die Kirsche noch oben drauf gelegt hätte und gegen uns gepfiffen hätte.“

„Der Torwart spielt zum Innenverteidiger und der Innenverteidiger nimmt den Ball in die Hand"

Joshua Kimmich (Spieler FC Bayern München):

…nach dem Spiel: „Wir haben eine sehr gute Reaktion gesehen nach dem frühen Rückstand, insofern war es eine reife Leistung. Das war sehr wichtig, dass wir vor der Pause noch zurückgekommen sind und das Spiel gedreht haben. Hinten raus ist es schade, dass wir das nicht gewinnen konnten. Wir wussten, dass es heute ein sehr entscheidendes Spiel ist, auch ein anderes Spiel als in den letzten Wochen.

Man hat gesehen, dass Arsenal mehr Ballbesitz hatte als wir. Trotzdem haben wir es immer wieder geschafft, im Konter Nadelstiche zu setzen. Die haben wir teilweise ganz ordentlich ausgespielt. Wir haben gezeigt, dass wir gut verteidigen können, aber dass wir trotzdem nicht vergessen haben, immer wieder Akzente nach vorne zu setzen.“

…über einen etwaigen Foulelfmeter in der Schlussminute: „Ich habe es auf dem Platz natürlich gesehen, hatte aber nicht die beste Perspektive. Für mich war es klar, dass Manu keine aktive Bewegung in den Gegenspieler rein macht, kein aktives Foul macht. Ich habe eher bei uns einen Elfmeter wahrgenommen.

Das haben, glaube ich, wenige vor dem Fernseher und im Stadion wahrgenommen. Der Schiedsrichter hat einen Abstoß angepfiffen. Der Torwart spielt zum Innenverteidiger und der Innenverteidiger nimmt den Ball in die Hand. Das ist für mich ein klarer Strafstoß.“

„Das Stadion wird brennen, es wird eine super Atmosphäre sein"

Christoph Freund (Sportdirektor FC Bayern München):

…nach dem Spiel: „Natürlich wollten wir gewinnen. Das ist aber eine gute Ausgangssituation und das nehmen wir so mit. Das wird eine richtig enge Partie werden. Ich sehe die Chancen 50:50. Wir haben natürlich Heimvorteil. Das Stadion wird brennen, es wird eine super Atmosphäre sein. Arsenal ist extrem konstant in dieser Saison. Auch wenn sie einmal ein Tor kassieren, bringt sie das nicht aus der Ruhe. Ich freue mich auf das Spiel. Das wird ein absolutes Highlight werden.“

…ob die Bayern, nach Arsenal-Vorbild, länger an Thomas Tuchel festhalten hätten sollen: „Da kann man viel reininterpretieren. Arsenal hat das so gemacht, sie sind jetzt sehr erfolgreich. Die ersten ein, zwei Jahre haben sie damit zu kämpfen gehabt und haben das dann durchgezogen. Es ist jetzt so aufgegangen. Jeder Verein muss seinen Weg finden. Arsenal hat das sehr gut gemacht.“

„Die Bayern sind natürlich immer sehr gefährlich"

Mikel Arteta (Trainer FC Arsenal): „Das Spiel hatte verschiedene Phasen. Wir haben sehr gut begonnen. Wir waren dominant und haben ein sehr schönes Tor erzielt. Dann hatten wir noch einmal die Möglichkeit. Wenn White das Tor macht, alleine vor Neuer, dann schaut es normal anders aus. Dann gaben wir den Bayern die Möglichkeit und haben Fehler gemacht.

Der zweite Gegentreffer war untypisch für uns. Wir haben so einfache Dinge, speziell mit dem Ball, heute schlecht gemacht. Auch die Standards waren nicht so gut, wie sie normalerweise sind. Die Bayern sind natürlich immer sehr gefährlich. Wir haben versucht, den Rhythmus zu finden, dann immerhin noch das zweite Tor erzielt.“

Leandro Trossard (Spieler FC Arsenal): „Sehr zufrieden sind wir mit dem 2:2 nicht. Auf der anderen Seite muss man zufrieden sein, wenn man zur Halbzeit 1:2 zurück liegt und dann noch den Ausgleich erzielt. Wir waren in den ersten 25 Minuten die bessere Mannschaft, aber dann sind die Bayern schon gut. Man kann sehen, welche Qualität da auf dem Platz steht. Am Ende muss man mit dem Unentschieden zufrieden sein. Wir nehmen es einfach.“

„...und dann schießt dir City zwei Traumtore"

Toni Kroos (Spieler Real Madrid): „Wenn du am Ende noch den Ausgleich machst, musst du mit einem ganz guten Gefühl aus der Partie gehen, auch wenn wir beim Stand von 2:1 noch die Gelegenheit hatten, das 3:1 zu machen.

Das haben wir liegen lassen und dann schießt dir City zwei Traumtore. Das tut dir dann weh. Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden.“

„Wenn ich in London fahre, dann eigentlich immer mit den Öffis"

Oliver Glasner (Trainer Crystal Palace):

…über den Londoner Verkehr: „An den Verkehr kann man sich nicht gewöhnen. Wenn ich in London fahre, dann eigentlich immer mit den Öffis oder dem Taxi. Nur zum Trainingsgelände fahre ich selber mit dem Auto. Das ist sonst zu anstrengend.“

…über den Abstiegskampf mit Crystal Palace: „Der Abstiegskampf ist überall herausfordernd. Im ersten Jahr in Frankfurt wurde ich bei der Eröffnungs-Pressekonferenz schon gefragt, ob wir Abstiegskandidaten sind, weil viele Spieler den Klub verlassen haben. Von dem her bin ich sehr ruhig, weil ich die Mannschaft und die Qualität kenne. Wir haben leider wahnsinnig viele Verletzte.  

Ich denke, dass wir die Punkte holen werden, die benötigt sind. Die Premier League ist herausfordernd. Wir haben letztes Wochenende gegen City gespielt und spielen am Sonntag bei Liverpool. Du misst dich quasi immer mit den besten Teams. Das ist toll, da können wir viel mitnehmen. Wir werden trotzdem versuchen, Liverpool noch einmal ein kleines Bein zu stellen.

Wir haben gegen City auch vieles richtig gut gemacht. Am Ende hat aber ihre Qualität den Ausschlag gegeben und die haben 4:2 gewonnen. Das ist es, was mich auch reizt. Wir wollen diesen Abstand, der einfach gegeben ist, Schritt für Schritt verringern. Das ist eine tolle und spannende Aufgabe.“

„Wenn er angepfiffen hat und der Tormann spielt den Ball rüber, dann ist das Strafstoß"

Didi Hamann (Sky Experte):

…über die phasenweise unsicheren Auftritt Arsenals: „Das war über weite Strecken der Brillianz der Bayern geschuldet. Die ersten zehn Minuten war Arsenal besser, aber die weiteren 80 Minuten waren die Bayern spielbestimmend. Sie haben herausragend verteidigt. Ab und zu haben sie den Ball verloren, waren dann aber sofort mit sieben oder acht Mann wieder hinter dem Ball.

Arsenal hatte trotz dieser hohen Ballbesitzquote eigentlich kaum Torchancen. Der Ausgleich kam dann eigentlich aus dem Nichts. Vielleicht hätten die Bayern etwas energischer auf das dritte Tor spielen können. Ich glaube schon, dass das 2:2 schmeichelhaft für Arsenal ist. Das ist das Beste, was ich von den Bayern seit langem gesehen habe, ohne Ball und mit Ball. Ich denke, dass sie das Spiel aber sogar gewinnen hätten können oder müssen.“

…über einen etwaigen Handelfmeter für die Bayern: „Das passt zu den beiden Toren. Das ist ja amateurhaft, was der Raya da macht. Das ist einfach schwach. Die ersten zehn Minuten sind sie überlegen und dann denkt er, er muss 40 Meter vor dem Tor anfangen mitzuspielen. Auf diesem Niveau sind sie noch nicht erprobt. Das müssen sie noch zeigen. Da haben sie nächste Woche einen großen Test in München. Sie haben den Bayern heute das erste Tor geschenkt und hätten ihnen oben drauf noch einen Elfmeter dazu geschenkt.  Wenn er angepfiffen hat und der Tormann spielt den Ball rüber, dann ist das Strafstoß.“

…über Tuchels Äußerungen zu seiner Wertschätzung in England: „Die Frage ist, was sich die Verantwortlichen in München dabei denken. Er hat das ja schon einmal gesagt, da kam das nicht so gut an. Heute werden sie wahrscheinlich etwas milder sein. Wenn er das so sieht, dann ist das gut. Ob er das nach so einem Spiel sagen muss, ist ein anderes Thema.

Das muss er wissen. Die Frage ist, wie die Bayern das aufnehmen. Die Bayern müssen schon schauen, dass sie einen Trainer holen, der es zu schätzen weiß, was er an Bayern München hat. Das Gefühl hatte ich bei ihm nie. Bayern ist ein Weltverein, auch wenn sie sich derzeit nicht so verkaufen. Da sollte man schon wertschätzen, was man an den Bayern hat, weil es keine Selbstverständlichkeit ist, Bayern-Trainer zu sein.“

„Schlimm, wenn er da noch sagt: ‚Na, den geb ich dir aber nicht‘"

Julian Baumgartlinger (Sky Experte):

…nach dem Spiel über die Bayern: „Sie haben aus wenigen Situationen viel gemacht, haben aber trotzdem auch leidenschaftlich verteidigt und in der schwierigen Situation, in der sie nach London gereist sind, eine ordentliche Leistung gezeigt und ein gutes Ergebnis für das Rückspiel herausgeholt.“

…über die angebliche Aussage von Schiedsrichter Nyberg, dass er einen Kinderfehler nicht pfeifen wolle: „Das ist eigentlich noch viel schlimmer als die Tatsache, dass das ein Elfmeter war, wenn er da noch sagt: ‚Na, den geb ich dir aber nicht‘. Das ist wie wenn ich einen falschen Einwurf nicht mehr pfeife, weil ich sage, dass mich das nicht interessiert. Dann fangen wir an, dass wir das Regelwerk einfach nicht mehr ernst nehmen.“

„Das ist auch für Österreich wichtig, dass uns solche Persönlichkeiten international vertreten als Trainer"

…über die schwankenden Leistungen der Bayern in dieser Saison: „Das ist es, was die Fans, vielleicht auch die Verantwortlichen, narrisch macht. Sie können es zwar auf der einen Seite, aber es sind dann immer ein paar Prozente, die dann irgendwo fehlen. Wenn man immer wieder sieht, wie hoch eigentlich das Level sein kann, dann ist die Frage, wo man in der neuen Saison ansetzen soll.“

…über Oliver Glasner: „Er war überall sehr erfolgreich, die Europa League zu gewinnen spricht für sich. Jetzt hat er den nächsten Schritt in die Premier League gemacht. Toller Weg, toller Trainer. Das ist auch für Österreich wichtig, dass uns solche Persönlichkeiten international vertreten als Trainer.“

Statement-Quelle: Sky 

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