Kein Fußball-Wunder, kein Henkelpott: Der FC Bayern München ist an seiner "Mission Impossible" gegen Manchester City mit dem unersättlichen "Tormonster" Erling Haaland gescheitert und hat unter Hoffnungsträger Thomas Tuchel auch den zweiten möglichen Pokal verspielt. Das bittere 1:1 (0:0) im Viertelfinal-Rückspiel nach lange guter Leistung bedeutete gegen die Elf von Rückkehrer Pep Guardiola das Aus für die Münchner Chancen-Wucherer. Gesamtscore: 1:4.

Erling Haaland jubelt nach Einzug ins Halbfinale (Foto: AFP/SID/CHRISTOF STACHE)

Erling Haaland jubelt nach Einzug ins Halbfinale

Foto: AFP/SID/CHRISTOF STACHE

Im Halbfinale Haaland kontra Alaba

Haaland drosch zwar einen Handelfmeter übers Tor (37.), beraubte die Bayern aber mit seinem 41. Tor im 48. Spiel für Manchester (57.) der letzten Hoffnung. Der Ausgleich durch einen von Joshua Kimmich verwandelten Handelfmeter (83.) kam angesichts des klaren 0:3 im Hinspiel zu spät. Das Halbfinale der Champions League findet damit zum dritten Mal nacheinander ohne den deutschen Rekordmeister statt. Favorit City trifft dort wie im Vorjahr auf Titelverteidiger Real Madrid mit David Alaba.

Den Münchnern, bei denen kurz vor Schluss der vom Schiedsrichter sichtlich genervte FCB-Trainer Tuchel (86.) wegen wiederholten Reklamierens mit Gelb-Rot auf die Tribüne musste, bleibt nur mehr die Aussicht auf die elfte deutsche Meisterschaft in Serie. Doch auch in der Bundesliga droht dem inkonstanten Tabellenführer bei nur zwei Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund ein böses Erwachen und damit die erste Saison ohne Trophäe seit 2012.

Vorstandschef Oliver Kahn sprach bei DAZN von einer "Wahnsinns-, einer Monster-Aufgabe gegen die im Moment wohl beste Mannschaft". Liverpool, Rom, Barcelona und La Coruna hatten es vorgemacht: Der FC Bayern wollte der fünfte Klub in der Historie des Wettbewerbs werden, der drei oder mehr Tore aufholt. "Mit breiter Brust kämpfen bis zum Schluss!", lautete die Ansage der treuesten Fans aus der Südkurve an die "Kings of the Cup".

Tore mussten her - dennoch verzichtete Tuchel zunächst auf Thomas Müller, den er am Vortag noch als besten Münchner "Box"-Spieler gelobt hatte. Der Grund? "Weil ich das gleiche Spiel erwarte" wie in Manchester, sagte der Trainer, "Geschwindigkeit und Tempodribblings" seien gefragt, nicht Müllers Stärken.

Der schnelle Serge Gnabry musste dennoch für den genesenen Neuner Eric Maxim Choupo-Moting weichen. Für den in Manchester überforderten Alphonso Davies verteidigte City-Leihgabe Joao Cancelo. Die Bayern setzten auf robuste Zweikampfführung und erwischten die Gäste immer wieder in der Vorwärtsbewegung.

So öffneten sich Räume, in die Tuchels Tempodribbler stießen - und reihenweise Gelegenheiten vergeigten. Das ganze Spiel war ein einziges Plädoyer für eine Shoppingtour im Sommer mit dem Hauptziel, einen Neuner zu verpflichten.

Leroy Sane (17.) vergab bei einem Konter über Jamal Musiala die erste dicke Chance. Tuchel verdrehte die Augen, Guardiola pustete erleichtert die Backen auf. Sekunden später stockte den Bayern-Fans erstmals der Atem: Hinspiel-Pechvogel Dayot Upamecano sah Rot nach einer Notbremse am durchgebrochenen Haaland - doch der Norweger stand im Abseits, der Platzverweis wurde zurückgenommen.

Nach weiteren Gelegenheiten durch Sane (21.) und Leon Goretzka (24.) stand Upamecano erneut im Fokus: Der Franzose blockte einen Schuss von City-Kapitän Ilkay Gündogan mit dem Ellbogen, doch Haaland scheiterte im achten Anlauf erstmals für City vom Punkt. Auf der anderen Seite trafen auch Kingsley Coman (42.) und Choupo-Moting (45.+1) nicht ins Tor.

Tuchels Etappenziel, die erste Halbzeit zu "gewinnen", war damit verfehlt. In der zweiten rannten die Bayern weiter an, Coman scheiterte an Torhüter Ederson (57.) - und Haaland traf München im Gegenzug ins Herz. Das vermeintliche 1:1 des eingewechselten Mathys Tel (75.) zählte wegen einer Abseitsposition nicht, Kimmichs Ausgleich war nur noch Ergebniskosmetik.

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