Interessante, ungeschminkte Statements zu den Viertelfinal-Rückspielen am Mittwochabend in der UEFA Champions League mit FC Bayern München gegen Manchester City (1:1, Gesamtscore: 1:4) und Inter Mailand gegen Benfica Lissabon (3:3, Gesamtscore: 5:3) nachfolgend. Inkl. von Tennis-As Dominic Thiem sowie den Sky-Experten und ehemaligen FC Bayern-Profis Dietmar Hamann & Andreas Herzog.

Enttäuschung bei Trainer Thomas Tuchel, der mit dem FC Bayern in seiner bisher kurzen Amtszeit das zweite Pokal-Aus erlebt, mit Champions League und zuvor national im DFB-Pokal. Für den 49-Jährigen und seine Mannschaft ist auch der Meister-Titel in der Bundesliga in Gefahr, am Samstag geht es zu Tuchels Ex-Klub FSV Mainz 05 - ab 15:30 Uhr im Ligaportal-LIVETICKER

Tuchel: "Wir haben nichts bekommen, hatten kein Spielglück."

 Thomas Tuchel (Cheftrainer FC Bayern): "Wir hatten sie wieder am Haken, noch mehr als in Manchester. Aber wir haben nichts bekommen, hatten kein Spielglück." 

Pep Guardiola (Trainer Manchester City): „Wir haben es zum 3. Mal in Serie geschafft, unter die letzten vier der Königsklasse zu kommen. Respekt an meine Mannschaft! Die Bayern waren der erwartet starke Gegner. Kingsley Coman hat uns große Probleme bereitet, wir mussten fokussiert bleiben. Die Bayern hatten gute Chancen auf den Führungstreffer. Wir wussten, dass alles passieren kann. In der 2. Hälfte hatten wir dann bessere Momente, da war ich schon zufrieden.“

"Gehen deutlich raus, weil wir im Hinspiel diese 25 Minuten absolut verbockt haben"

Joshua Kimmich (FC Bayern): „Wenn man beide Spiele betrachtet, lag es nicht am Willen. Wir haben 30 Minuten nicht gut gespielt, wo Manchester City 2 Tore macht, die am Ende den Unterschied gemacht haben. Sowohl heute, als auch im Hinspiel, waren wir sicher nicht die schlechtere Mannschaft. Wir gehen trotzdem deutlich raus, weil wir eben im Hinspiel diese 25 Minuten absolut verbockt haben. Denen sind wir heute hinterhergelaufen. Ich würde nicht einmal sagen, dass es ein Wunder gebraucht hätte. Es ist schon realistisch gewesen, dass wir drei Tore schießen. Die Chancen dazu hatten wir, die muss man aber eben auch machen.

Wir waren sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft. Es ist realistisch gewesen, dass wir 3 Tore schießen, wenn man die Chancen sieht, aber dann muss man die Tore auch machen.

Oliver Kahn (Vorstandsvorsitzender FC Bayern): „Es war insgesamt eine starke Leistung von der Mannschaft, insbesondere in der ersten Halbzeit. Wenn wir da in Führung gehen, wird es ganz eng für Manchester City, das hat man schon gespürt bis hoch auf die Tribüne. Wie so häufig in dieser Saison erarbeiten wir uns gute Chancen, machen sie aber nicht rein. Da fehlt ein bisschen das Quäntchen Glück. Wenn du hier mit 1:0 in Führung gehst, steigt das Selbstvertrauen und die Überzeugung und dann wird das eine enge Kiste. Man kann der Mannschaft heute bestimmt alles machen, aber keinen Vorwurf. Die Jungs haben alles reingeworfen und jetzt hat es halt nicht gereicht. Man City ist sicherlich kein Selbstläufer. Das ist die im Moment beste Mannschaft, die es in Europa gibt. 

Man hat in den letzten Spielen gesehen, dass es Stellschrauben gibt. Wir sind total davon überzeugt, dass wir mit Thomas Tuchel früher oder später wieder dort sind, wo wir hinwollen – nämlich ganz oben, auch in Europa.“

"Würde gerne wissen, wie es ausgegangen wäre, wenn ich getroffen hätte."

Leroy Sané (FC Bayern): "Es war ein gutes Spiel von uns, ein wirklich starkes Spiel. Ich hätte treffen müssen [in der 1. Halbzeit. Es ist schwer. Denn wir haben das Hinspiel mit 0:3 verloren, was so nicht hätte passieren dürfen. Wir hatten sie im Griff, haben richtig Druck gemacht und im Mittelfeld viele Bälle erobert. Ich würde gerne wissen, wie es ausgegangen wäre, wenn ich getroffen hätte."

Christoph Freund (Sportdirektor Red Bull Salzburg) über...

Inter Mailand vs. Benfica Lissabon: „Das ist eine richtig coole Geschichte, ein Mailänder Derby im Halbfinale der Champions League. Da wird richtig die Post abgehen. Es ist etwas ganz Besonderes für den italienischen Fußball, dass sicher eine Mannschaft im Finale steht.“

Dayot Upamecano: „Er spielt oft 87, 88 Minuten richtig gut, hat super Aktionen. Er hat so eine Power, so ein Tempo, ist fast nicht zu überspielen mit seiner Zweikampfstärke. Er hat aber immer wieder diese Patzer drinnen, auf dem Niveau ist das einfach extrem bitter. Auch heute hat er ein gutes Spiel gemacht bis zu diesem Patzer, aber so etwas entscheidet Spiele. Es tut mir leid für ihn, weil er ein super Junge ist und ein super Profi. Er muss diese Fehler abstellen, das muss schleunigst passieren auf diesem Niveau.“

erneute Verletzung von Noah Okafor: „Es ist natürlich nicht optimal, vor allem für Noah. Er war immer wieder mit kleineren Verletzungen gehandicapped, ist jetzt nicht so richtig in Form gekommen. Er hat sich noch viel vorgenommen für das Finale der Meisterschaft, das ist jetzt bitter. Es sind einige Vereine trotzdem interessiert, weil sie ihn länger verfolgt haben. Er ist heute operiert wurden und es ist alles gut gegangen. Wir hoffen, dass er in zwei, drei Monaten wieder zurück sein wird.“

"Er hat mir gesagt, dass da nichts dran ist"

Spekulationen eines Jaissle-Transfers zu Frankfurt: „Er ist auf mich zugekommen, gleich nachdem das Gerücht aufgekommen ist und hat mir gesagt, dass da nichts dran ist. Er hat mich angerufen und gesagt, dass es auch für ihn überraschend gekommen ist."

Zukunft von Matthias Jaissle über den Sommer hinaus: „Wir haben uns damit noch nicht auseinandergesetzt. Matthias ist ein Trainer, der sehr ehrgeizig ist, der große Ziele hat. Er fühlt sich aber sehr wohl in Salzburg. Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen. Er hat einen Vertrag bis 2025 bei uns. Jetzt haben wir einmal ein großes Ziel vor Augen, da werden wir unsere ganze Kraft daran setzen, das zu erreichen und den Teller wieder nach Salzburg zu holen.“

Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt (Benfica): „Roger ist ein sehr ehrgeiziger Trainer, hat eine unglaubliche Persönlichkeit. Er war immer da für die Jungs, war extrem beliebt bei den Jungs. Er hat eine klare Philosophie, wie er Fußball spielen lässt. Der Beginn war sehr schwierig, wir sind gleich gegen Düdelingen in der Champions-League-Qualifikation ausgeschieden. Alles was danach passiert ist, war aber sehr beeindruckend, wie wir die Liga teilweise zerschossen haben. Roger war ein unglaublich guter Trainer – einer der besten, die ich je kennenlernen durfte. Mich wundert es nicht, dass sein Weg so erfolgreich weitergegangen ist.“

Kaderplanung des FC Bayern: „Das war natürlich schon mutig, ohne richtige Nummer Neun reinzugehen, ohne den Torgaranten. Da haben sie auf viele ähnliche Spielertypen gesetzt – wendige, schnelle Spieler, aber keine echten Stürmer. Die Topchance in der 57. Minute machen sie nicht und kassieren das Gegentor. Eine absolute Nummer 9, ein Topscorer, macht dieses Tor.“

„Trainereffekt geht manchmal und manchmal nicht“

Dominic Thiem (Tennisspieler) über...

seinen Stadionbesuch bei FC Bayern vs. Manchester City: „Es ist sensationell. Im Frühjahr in Europa bei den Sandturnieren ist immer irgendwo ein Champions-League-Match. Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Morgen spiele ich auch erst spät, also hat er super gepasst.“

Trainerwechsel bei Chelsea, Bayern und ihm selbst: „Manchmal braucht man das. Der Trainereffekt geht manchmal und manchmal nicht.“

Neo-Coach Benjamin Ebrahimzadeh: „Er bringt viele Dinge. Vier Jahre mit Nico waren eine lange Zeit. Jetzt habe ich seit langem wieder einen Trainer, der meine Muttersprache spricht. Das ist etwas ganz anderes wieder, vor allem die kleinen Details. Es ist ein bisschen zurück zu den Basics. Es sind viele Dinge, die ich brauche, die in letzter Zeit verloren gegangen sind, die sehr gut mit meinem neuen Trainer funktionieren.“

""Sehr ernüchternd und nicht eines FC Bayern würdig"

Dietmar Hamann (Sky Experte und Ex-Bayern-Profi) über...

FC Bayern vs. ManCity: „Es wird mit Sicherheit sehr unruhig. Man hat gesagt, dass sie die Saisonziele als gefährdet angesehen haben, deswegen hat man sich vom Trainer getrennt. Jetzt hast du von 6 Pflichtspielen nur zwei gewonnen. Heute waren sie dem Ergebnis nach chancenlos. Das ist schon sehr ernüchternd und nicht eines FC Bayern würdig. Natürlich kann man gegen City ausscheiden, aber so wie man dann die Chancen vergeben hat, das war zum Teil kläglich. Jetzt müssen sie schauen, dass sie Meister werden. Das ist ja gar nicht auszudenken, sollten sie die Meisterschaft an Dortmund verlieren diese Saison. Dann weiß man auch nicht, was das im Sommer schon für den neuen Trainer heißen würde.“

die beiden Handelfmeter: „Für mich sind es beide keine Elfmeter. Die einzige Möglichkeit im Monent zu verteidigen, ist mit den Armen hinten, denn wenn sie dich irgendwo treffen, dann pfeifen sie. Upamecano hat im Sinn gehabt, die Arme hinter dem Körper zu lassen. Erst als er den Körper gedreht hat, ist ihm der Arm weggeflogen, weil das die natürliche Bewegung ist, damit sie ihm nicht in den Unterleib schießen. Es hat einen Grund, warum die Italiener schon seit fünf Jahren mit den Armen hinter dem Rücken verteidigen, weil wenn man dann so einen Elfmeter kriegt, was soll man seinen Spielern dann sagen? Dass mit der Handregel was passieren muss, da sind wir uns wohl alle einig.“

„Bei Bayern kann sich der eine oder andere Spieler mehr erlauben“

Andreas Herzog (Sky Experte und Ex-Bayern-Profi) über...

FC Bayern vs. Manchester City: „Es hätte spannender werden können. Die Bayern haben ein gutes Spiel gemacht, aber es war nicht gut genug, dass sie das Wunder schaffen hätten können. Sie haben in der ersten Halbzeit zwei, drei Riesenmöglichkeiten gehabt. Auf dem Niveau, wenn du einem Rückstand hinterherläufst, musst du ganz eine hohe Effizienz haben. Das ist ihnen nicht gelungen. Im Endeffekt sind sie verdient ausgeschieden.“

Situation der Bayern: „Man hat geglaubt man holt einen neuen Trainer, hat gesagt der Kader ist der Beste aller Zeiten, und jetzt stehst du da und musst schauen, dass du zumindest Meister wirst. Bayern München ist der Verein mit den höchsten Ansprüchen in Deutschland und auch im internationalen Fußball. Wenn du da nicht erfolgreich bist, musst du mit allem rechnen. Wer hinter Manuel Neuer kommt, hat ein Problem, weil der war Weltklasse. Noch ärger ist es aber für den, der Uli Hoeneß nachfolgt. Da können ihm Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić noch nicht die Hand reichen. Darum glaube ich, dass er sich in den nächsten Wochen noch einmal gehörig einmischen wird.“

Eigenheiten beim FC Bayern: „Es ist bei den Bayern schon so, dass sich der eine oder andere Spieler mehr erlauben kann, oder immer wieder ein Thema wird, so wie jetzt Thomas Müller. Man hat vor der Partie gefragt, warum der nicht spielt. Der ist reingekommen und hat in den letzten 25 Minuten vielleicht einen Ball gestreift. Bei Mané hätte man wieder gesagt, na der ist auch nicht aufgefallen. Es ist bei Bayern schon so, dass der eine oder andere mehr Hausmacht hat, auch mit den Medien im Rücken. Darum hätte ich Mane von Anfang an gebracht, der hätte sich heute zerrissen. Statt Choupo-Moting, der heute auch ein Lüftchen war.“

Upamecano „ist für die größte Baustelle"

Marko Stankovic (Sky Analyse Experte) über Upamecano: „Das ist eigentlich für mich die größte Baustelle. Wie oft er in einem Spiel ausrutscht, wie oft es zu Unstimmigkeiten mit Mitspielern kommt. Das haut dir alles zusammen.“

 

Statement-Quelle: Sky Sport Austria, DAZN und BT Sport

Fotocredit: IMAGO/Revierfoto