Mauern ohne Mumm - zögerlich und zaghaft hat Borussia Dortmund zum Start einer ultraschwierigen Champions-League-Mission einen Bonuspunkt in Paris verpasst. Im Betonklotz Prinzenpark machte ein umstrittenes Elfmetertor des PSG-Superstars Kylian Mbappe (49.) beim 0:2 (0:0) den extrem defensiven Fünferketten-Ansatz des BVB zunichte. Im Angriff hatten die Dortmunder auch nach dem zweiten Gegentor durch Achraf Hakimi (58.) wenig zu bieten.

Kolo Muani und PSG gewinnen gegen den BVB (Foto: AFP/SID/FRANCK FIFE)
Kolo Muani und PSG gewinnen gegen den BVB
Foto: AFP/SID/FRANCK FIFE

"Wir können es nett formulieren und sagen: Der Respekt war zu groß. Oder wir sprechen es klar an und sagen: Wir waren nicht mutig genug. Heute war es eine verdiente Niederlage", sagte Trainer Edin Terzic bei Prime Video: "Es steckt in uns, aber wir haben es zu spät gezeigt."

Paris St. Germain ließ dagegen seinen 350-Millionen-Euro-Sturm von der Kette. Mbappe, der frühere Dortmunder Ousmane Dembele und Randal Kolo Muani kamen trotz Überlegenheit jedoch recht selten durch: Die Dortmunder warfen sich mit nur 20 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit energisch dazwischen oder hatten wie bei Vitinhas Schuss an den Innenpfosten Glück (20.). Vor dem Elfmeter sprang Niklas Süle der Ball im Strafraum an die Hand. Ex-BVB-Profi Hakimi setzte beim schönsten Angriff des Spiels danach Mats Hummels gekonnt aufs Hinterteil.

"Wir sind heute sehr viel dem Ball hinterher gelaufen. In der ersten Halbzeit haben wir gut verteidigt, haben aber zu schnell den Ball verloren", sagte Emre Can. Zum umstrittenen Elfmeter sagte der BVB-Kapitän: "Er fällt auf seine Hand, und er muss sich ja abstützen. Ich habe dem Schiedsrichter mehrfach gesagt, dass er sich das anschauen soll. Das hat er leider nicht getan."

Bei Twitter/X postete der BVB wenige Stunden vor dem Anpfiff eine Fotomontage - Sebastien Haller war im Schatten des Eiffelturms im angeregten Schachspiel mit Mbappe zu sehen. Haller saß dann aber wie Niclas Füllkrug, der nach einer Stunde sein Champions-League-Debüt gab, zunächst auf der Bank. Trainer Terzic setzte auf seine Fünferkette, forderte im Prime-Interview dennoch ein "mutiges" Auftreten und schickte statt klassischer Neuner seine Konterspezialisten los: Donyell Malen und Karim Adeyemi.

Mbappe gab gleich einen Vorgeschmack darauf, was die Dortmunder und besonders Marius Wolf auf der rechten Abwehrseite erwarten würde: Nach einem 50-Meter-Ball des früheren Bayern-Profis Lucas Hernandez tanzte er in den Strafraum (2.). Die erste gute Chance hatte Hernandez dann selbst (4.).

Unter den befürchteten Dauerdruck geriet der BVB allerdings zunächst nicht, beispielsweise hatte er früh selbst eine Serie dreier Eckbälle und eine ordentliche Schusschance durch Malen. Marcel Sabitzers Auswechslung wegen Leistenproblemen (14.) passte dafür überhaupt nicht in den Plan. Felix Nmecha übernahm im zentralen Mittelfeld, fand aber nie ins Spiel. Bevor der BVB sich wieder richtig sortiert hatte, schlenzte Vitinha den Ball an den Pfosten.

Weiterhin taten die Dortmunder alles dafür, den Gegner sehr kompakt zu empfangen, um nicht in tiefe Laufduelle zu müssen. Mbappe rochierte durch alle offensiven Positionen, blieb aber häufig hängen. Nach einer halben Stunde schüttelte der wahrscheinlich beste Stürmer der Welt wütend den Kopf.

Doch der Druck stieg. Und die Konter? "Da kannst du sie überraschen, da sind wir auch nicht die Langsamsten", hatte Hans-Joachim Watzke gehofft. Doch der BVB scheiterte meist schon beim Überspielen der ersten Reihe, wirkte hektisch und ungeschickt. Adeyemi und Malen fehlten abgestimmte Laufwege, einen Verbindungsspieler von Klasse gab es nicht, die Entlastung sank in dieser Phase auf null.

Nach der Pause war Süles Handspiel die Szene, die alles kippen ließ. Schiedsrichter Gil Manzano (Spanien) wollte trotz längerer Überprüfung nicht von seiner durchaus fragwürdigen Entscheidung abrücken. Der BVB versuchte, sich aus seiner Verpuppung zu schälen, kassierte aber umgehend das zweite Tor. Joker Jamie Bynoe-Gittens traf immerhin noch den Außenpfosten (79.).

 

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