Fußball-Bundesligist Hertha BSC kommt einfach nicht zur Ruhe, das Stühlerücken geht weiter: Bei der Mitgliederversammlung am Sonntag ist Interims-Präsident Thorsten Manske mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Er reagierte damit auf die Abstimmung über einen Abwahlantrag. Jener verfehlte die nötige Dreiviertelmehrheit, da aber 64,2 Prozent der 2467 Stimmen gegen ihn ausfielen, zog Manske Konsequenzen.

Auch der Interims-Präsident Thorsten Manske tritt zurück (Foto: AFP/SID/JOHN MACDOUGALL)
Auch der Interims-Präsident Thorsten Manske tritt zurück
Foto: AFP/SID/JOHN MACDOUGALL

"Für mich endet ein langer Weg. Ohne Ihr Vertrauen stehe ich nicht mehr zur Verfügung", sagte Manske. Zuvor hatte es Abwahlanträge gegen das gesamte Präsidium gegeben, die Manskes Kollegen Fabian Drescher, Anne Jüngermann, Peer Mock-Stürmer, Ingmar Pering und Norbert Sauer aber überstanden.

Bei der Veranstaltung in der Berliner Messe wurde von den Mitgliedern einzeln über alle Präsidiumsvertreter abgestimmt. Auch gegen Ex-Präsident Werner Gegenbauer hatte es Abwahlanträge gegeben, der 72-Jährige war einem Misstrauensvotum jedoch mit seinem Rücktritt am vergangenen Dienstag zuvorgekommen.

Manske, zuvor Gegenbauers Stellvertreter, hatte dessen Amt kommissarisch ausgeübt. Am 26. Juni steht bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Wahl des Gegenbauer-Nachfolgers an.

Manske gab derweil in seiner ersten Ansprache zu, der in der Relegation gerade so geschaffte Klassenerhalt dürfe über den "in einigen Bereichen desolaten Zustand nicht hinwegtäuschen". Hertha habe es "nicht verstanden, die Spirale aus Fehlern und Rückschlägen aufzuhalten". Folglich wolle die Führung, "die Ausrichtung des Klubs auf eine neue Basis stellen" und "eine neue alte Dame schaffen".

Investor Lars Windhorst wurde derweil mit einer Mischung aus Applaus, Buhrufen und Pfiffen begrüßt. Vor der Messehalle hing zudem ein großes Plakat mit der Aufschrift "Windhorst raus!". Der Unternehmer, der mit seiner Tennor-Gruppe seit 2019 insgesamt 375 Millionen Euro in den Klub investiert und zuletzt mit Attacken auf Gegenbauer für Aufsehen gesorgt hatte, wird im weiteren Verlauf der Versammlung das Wort ergreifen.

Manske richtete indessen persönlich das Wort an Windhorst: "Ich reiche Ihnen die Hand und bitte sie im Sinne einer erfolgreichen Zukunft inständig: Lassen sie uns in Zukunft mit-, aber nicht mehr übereinander reden." Gegenbauer habe mit seinem Rücktritt derweil "großen Mut bewiesen" und jene Entscheidung getroffen, "um den Weg für einen Neustart bei Hertha freizumachen", so Manske.

 

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