Pavao Pervan...Initialen P.P. = Profi-Protoyp. Der am 13.11.1987 im ehemaligen Jugoslawien geborene Goalie steht für Professionalität, Bodenständigkeit, Loyalität und...Vereins-Treue! In seiner Profi-Karriere hat der 35-jährige, 7-fache ÖFB-Teamtorhüter zwei größere Klub-Stationen: LASK (2010-2018) und VfL Wolfsburg (seit 2018), wo der 1,94 Meter-Mann bis Juni 2024 unter Vertrag steht. Seit Montag hält sich der Sympathieträger mit dem Wölfe-Rudel im Trainingscamp in Seefeld auf. Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann sprach mit Pavao Pervan per "Give-me-five"-Interview (5 Fragen = 5 Antworten).

Blick voraus bei Pavao Pervan. Was wird die neue Saison für den 35-jährigen Torhüter bringen? Gibt es eine Rückkehr ins ÖFB-Team? Für das der VfL Wolfsburg-Routinier im Zeitraum Nov. 2019-2020 gesamt 7 Länderspiele absolvierte, dabei 5 Siege feierte, 3x ohne Gegentor blieb und überhaupt nur 4 Mal hinter sich griff.

"Wir haben hier in Seefeld überragende Bedingungen"

Ligaportal: Hallo Pavao. Beginnen wir zunächst per Österreich-Bezug. Du weilst diese Woche mit dem VfL Wolfsburg in Seefeld im Tiroler Trainingslager und hast auch Deinen Sommer-Urlaub in Österreich verbracht. Wo und wie?

Pavao Pervan: Wir sind jetzt zum 2. Mal mit dem VfL Wolfsburg hier in Seefeld im Hotel Nidum im Trainingscamp. Für mich ist es schon das 3. Mal, weil ich auch mit dem ÖFB bei der Vorbereitung auf die EM 2021 hier war. Von dem her weiß ich, welche überragenden Bedingungen wir hier haben. Wir genießen hier wirklich jeden Tag, weil alles vom Trainingsplatz, vom Essen, bis zu den Zimmern sensationell ist und wir alle sehr gerne hierher kommen. 

Meinen Sommerurlaub habe ich zunächst bei meiner Familie in Kroatien verbracht. Da kamen auch meine Schwiegereltern nach und wir haben gemeinsam noch einen kleinen Roadtrip durch Kroatien gemacht. Anschließend waren wir dann in Österreich. Zunächst bei der Familie meiner Frau und dann in Wien bei meinen Eltern und bei meiner Schwester. Da haben wir es uns gut gehen lassen.

"Ich persönlich bin riesig stolz, dass ich Teil des LASK sein durfte"

Ligaportal: Du warst 8 Jahre ein "Gesicht des LASK". Bist mit den Linzern von der Regionalliga bis in die Bundesliga aufgestiegen, warst Leistungsträger, Kapitän und hast jede Menge Verdienste bei den Athletikern. Wie weit sind Deine Kontakte noch zum LASK, hast Du Dir einen Eindruck vom neuen Stadion auf der Linzer Gugl verschafft, wo Du ja beim Spatenstich 2021 dabei warst? Und was sagst Du zu Deinem Nachfolger beim LASK, Alexander Schlager, der nach 6 Jahren bei den Athletikern nun beim FC Red Bull Salzburg eine neue Herausforderung sucht und zuletzt ja auch im ÖFB-Team vs. Belgien (1:1) und Schweden (2:0) spielte?

Pavao Pervan: Kontakt zum LASK habe ich selbstverständlich noch. Mit Radovan Vujanovic ist ja ein ehemaliger Mitspieler inzwischen dort Funktionär (Anm.: Geschäftsführer Sport). Thomas Sageder (Anm.: Cheftrainer) ist mein ehemaliger Co-Trainer hier beim VfL Wolfsburg gewesen. Da gibt es einige Leute rund um die Mannschaft herum, die ich beim LASK noch kenne. Wie das Betreuerteam. Da gibt es immer mal wieder einen Austausch.

Es freut mich natürlich, dass der LASK jetzt so gut dasteht. Maßgeblich am Erfolg beteiligt waren die Spieler, aber auch die Fertigstellung des Stadions. Da muss man dem ganzen Verein gratulieren. Das ist schon sensationell. Wenn man bedenkt, was seit der Übernahme vor 7-8 Jahren alles entstanden ist. Was der LASK in dieser kurzen Zeit geschaffen hat. Auf das kann man wirklich stolz sein. 

Ich persönlich bin auch riesig stolz, dass ich Teil dieses Vereins sein durfte und im Herzen immer noch eine große Verbundenheit spüre. Weil wir da alle gemeinsam so viel erlebt haben. Ich bin dankbar dafür. Ich hoffe, dass ich eines Tages mal im neuen Stadion vorbeischauen kann. Beim Spatenstich sah es ja noch anders aus. Ich kann es kaum erwarten, wenn ich dann mal bei einem Spiel vorbeischauen kann. Wenn es sich zeitlich mal ausgeht, denn die Distanz von Wolfsburg ist ja nicht ganz so gering. Ich bin gespannt, wie sich das dann live anfühlt. 

"Ich freue mich, dass Alex so tolle Entwicklung genommen hat"

Bzgl. Alexander Schlager freue ich mich sehr für ihn, dass er so eine tolle Entwicklung genommen hat. Er wird auch in Salzburg seine Chance bekommen und sie dann auch nützen. Dann hoffe ich für ihn, dass er sich auch längerfristig durchsetzen kann.

Alex kommt ja aus Salzburg. Von demher wird er schon seine Gründe gehabt haben, warum er sich für diesen Schritt entschieden hat. Es ist für viele vielleicht nicht ganz nachvollziehbar gewesen, aber man muss bedenken, dass er aus Salzburg stammt. Man sollte seine Entscheidung respektieren und ihn in Ruhe arbeiten lassen.

Prägende Persönlichkeit Pavao Pervan beim LASK, hier als Zweiter von links bei der Spatenstichfeier der neuen Raiffeisen Arena am 9. Oktober 2021. 

"Ich habe das ÖFB-Team nicht abgeschrieben und mache mir Hoffnungen"

Ligaportal: Alexander Schlager war in der Saison 2017/18 nach der Rückkehr des LASK in die Bundesliga die Nr. 2 hinter Dir, heuer im Juni in der EM-Quali gegen Belgien & Schweden war er die Nr. 1. Du warst nicht im Kader, hast jedoch unter dem ehemaligen Teamchef Franco Foda von Nov. 2019 - 2020 gesamt 7 Länderspiele absolviert. Die Bilanz von 5 Siegen, 1 Remis und nur 1 Niederlage - bei Deiner Premiere - kann sich sehen lassen. Du warst auch im Kader der EM 2021. Die nächste ist 2024 in Deutschland, wo Du beim VfL bist. Wie siehst Du Deine Ambitionen für eine Rückkehr ins ÖFB-Team und wie ist Dein bisheriger Austausch mit dem neuen Teamchef Ralf Rangnick?

Pavao Pervan: Ich persönlich habe das ÖFB-Team nicht abgeschrieben und mache mir Hoffnungen, dass die Tür für mich nicht zu ist. Ich glaube an mich. Ich weiß, was ich kann. Ich bin mir natürlich schon dessen bewusst, dass der neue Teamchef Torhüter haben möchte, die regelmäßig spielen. Das ist mir auch so weitergegeben worden vom ehemaligen Tormann-Trainer Robert Almer. Das ist auch eine Entscheidung, die ich respektiere.

Nichtsdestotrotz darf ich mir Hoffnungen machen, dass ich da wieder reinkommen kann. Das ist auch mein absolutes Ziel. Ich weiß, dass ich zu Einsatzzeiten kommen muss. Ob das der Fall sein wird, werden wir sehen. Da braucht man auch eine gewisse Portion Glück, weil ich in Wolfsburg nicht die Nr. 1 und von anderen Dingen abhängig bin. Wenn es so kommt, freue ich mich ungemein, weil es ein riesengroßes Ziel von mir ist, wieder bei so einem Turnier dabei sein zu dürfen.

Noch dazu in Deutschland. In dem Land, in dem ich in meine 6. Saison gehen darf. Aber ich weiß, dass ich das auch nur durch gute Leistungen erreichen kann und nicht durch große Reden. Von dem her will ich mich auf das fokussieren, was ich beeinflussen kann. Der Rest kommt dann hoffentlich von allein.

Pavao Pervan geht auch in seine 6. Saison beim VfL Wolfsburg als Nr. 2 hinter Koen Casteels. Hier aktuell im Trainingslager in Seefeld. Ironie des Schicksals: Koen Casteels (der 31-Jährige ist seit 2015 bei den Wölfen) ist im Nationalteam von Belgien die Nr. 2 hinter Welt-Torhüter Thibaut Courtois (Real Madrid). 

"VfL Wolfsburg gehört zu besten 6-8 Mannschaften in Deutschland"

Ligaportal: Ein Profi-Torhüter sagte mal, bevor er sich in der Bundesliga auf die Bank setzt, sei er lieber Stamm-Keeper in der 2. Liga. Du gehst jetzt in Deine 6. Saison in Wolfsburg als "Backup" hinter Einser-Goalie Koen Casteels. Macht Dir das nichts aus, Dir fehlt dadurch auch Spielpraxis und es beeinträchtigt Deine Chancen auf weitere Einsätze im ÖFB-Team und die EM? Hast Du ev. mal an eine Leihe zu einem anderen Klub gedacht bzw. wie denkst Du generell darüber?

Pavao Pervan: Man kann nie eine Situation eines Torhüters mit einer anderen vergleichen. Ich hatte mit 30 Jahren in Österreich das Angebot, in die deutsche Bundesliga zu wechseln. Als Nr. 2, mit der Möglichkeit, die Nr. 1 zu verdrängen, wenn ich das sportlich hinbekomme. Diese Herausforderung wollte ich unbedingt annehmen. Es ist auch etwas anderes, ob du jetzt mit 20 Jahren in die deutsche Bundesliga wechselst und dann sagst, ich bleibe jetzt wer weiß wie lang die Nr. 2. Das kann man mit meiner Situation nicht vergleichen. 

Wenn man sich in den letzten 5 Saisonen meine Bilanz ansieht, habe ich knapp 40 Spiele für den VfL Wolfsburg bestritten. Davon deutsche Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League, Champions League. Und habe auch noch 7 Spiele im österreichischen Nationalteam machen dürfen, war bei der Euro dabei. Von dem her waren das schon sehr viele Highlights. Ich bin da jetzt aufgerundet auf 10 Spiele pro Saison gekommen. Auf diesem Niveau! Das darf man natürlich auch nicht vergessen. 

Der VfL Wolfsburg ist ein Verein, der zu den besten 6-8 Mannschaften in Deutschland gehört. Von dem her ist das auch nochmal eine ganz andere Hausnummer, als wenn ich zu einem Klub gehe, der mal auf und dann gleich wieder absteigt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich meine Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereue. Ich bin mit mir selbst im Reinen. Ich weiß, dass ich definitiv einige Schritte nach vorne gemacht habe. 

"Könnte ich Zeit zurückdrehen, würde ich genau wieder das Gleiche wie damals machen"

Ich mache es wie immer im Leben, höre auf mein Gefühl und mache das, was mir mein Herz sagt. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich genau wieder das Gleiche wie damals machen, als ich das Angebot vom VfL angenommen habe. In dem Moment hat es sich richtig angefühlt und ich stehe hinter meiner Entscheidung.

Ich kann mit einer Aussage, dass ich besser in der 2. Liga spielen würde als in Wolfsburg auf meine Chance zu warten, deshalb nicht viel anfangen. Weil ich eher glaube, dass das Personen sagen, die diese Möglichkeit gar nicht hatten und sich ihre eigene Situation vielleicht schön reden. Beziehungsweise es Torhüter sind, die in einem ganz anderen Alter wie ich sind. 

"Bin da aufgrund meiner Erfahrung relativ entspannt im Vergleich zu früher"

Ligaportal: Du wirst im November 36 Jahre, Dein Vertrag beim VfL Wolfsburg läuft mit Saisonende aus. Was sind Deine Ziele, Pläne, ev. auch eine Rückkehr nach Österreich?

Pavao Pervan: Mit dem Planen im Fußball ist wahnsinnig schwer. Ich hätte mit 30 Jahren auch nicht damit gerechnet, dass ich dann ausgerechnet in die Deutsche Bundesliga wechsle, wo generell auf junge Torhüter bzw. jüngere Spieler gesetzt wird. Von dem her hat man auch da schon gesehen, dass man im Leben und erst recht im Fußballgeschäft nichts planen kann. 

Mein Ziel ist es, topfit zu bleiben, mich weiter zu entwickeln und auch zu empfehlen. Dann wird man sehen, was kommt. Ich bin da auch aufgrund meiner Erfahrung relativ entspannt im Vergleich zu früher. Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben, den Moment zu genießen. Damit fahre ich persönlich für mich am besten und werde dann auch zu gegebener Zeit für mich die richtige Entscheidung treffen.

"...weil ich mich zu gut fühle und es mir zu viel Spass macht, um aufzuhören"

Für später habe ich schon den Plan, dass ich dem Fußball erhalten bleiben möchte. Mich interessieren natürlich am meisten die Torhüter, weil ich da das größte Wissen habe. Von dem her würde ich gerne im Torwarttrainer-Bereich eines Tages arbeiten. Aber auch da gilt, dass man nie wissen kann, was das Leben bringt. Von daher muss man bis zu einem gewissen Grad offen sein und die Augen offen halten. Das mache ich auch. Aber wenn man mich jetzt fragt, möchte ich ganz klar mal im Torwart-Bereich arbeiten und dem Fußballsport erhalten bleiben. Ich denke, dass ich da einiges weitergeben kann.

Auch aufgrund meiner Erfahrung als 1. Torhüter beim LASK und 2. Torhüter beim VfL Wolfsburg, wodurch ich verschiedene Perspektiven und Situationen kenne. Ich durfte die Höhen und Tiefen erleben. Meinen Beitrag dazu leisten, andere Torhüter weiterzuentwickeln wäre mein Wunsch.

Das ist mein Ziel, auf das ich hinarbeiten werde. Bis dahin möchte ich aber noch so lange wie möglich aktiv Fußball spielen, weil ich mich eigentlich zu gut fühle und es mir zu viel Spass macht, um aufzuhören.  

Ligaportal: Danke, Pavao, für das angenehme, offene und interessante Gespräch. Alles Gute. 

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Fußball-Stationen: Jugend = Favoritner AC, SC Team Wiener Linien; danach = TWL Elektra, SV Schwechat, FC Lustenau, FC Pasching, LASK, VfL Wolfsburg.

 
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