Eigentlich wollte Christian Heidel "überhaupt kein Fass aufmachen, gar keins" - und legte in den Stadionkatakomben dann doch los. "Ich bin natürlich absolut dafür, dass man anderer Meinung sein kann", sagte der Sportvorstand des abstiegsgefährdeten Bundesligisten Mainz 05 nach dem erlösenden 1:0-Heimsieg gegen den FC Augsburg: "Das Problem ist, und das finde ich sehr schade, dass man sich die andere Meinung und die anderen Argumente zu wenig anhört."

Christian Heidel stimmte für einen Investoren-Einstieg (Foto: AFP/SID/ROBERT MICHAEL)
Christian Heidel stimmte für einen Investoren-Einstieg
Foto: AFP/SID/ROBERT MICHAEL

Seit Wochen erhitzt der geplante Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) bundesweit die Gemüter vieler Fans, die diesen strikt ablehnen - und als Protest Schokotaler oder Tennisbälle auf die Spielfelder pfeffern. So auch am Samstag in Mainz, als kurz nach der Halbzeit gelbe Bälle aus dem Heim- und Gästeblock regneten und für eine fast schon vertraute Spielunterbrechung sorgten. Also war Heidel, der sich zunächst über das gelungene Trainer-Debüt von Bo Henriksen gefreut hatte, im Nachgang auch sportpolitisch gefragt.

Bei der Abstimmung im Dezember, bei der die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit exakt erreicht worden war, hatten die Rheinhessen für einen Investoren-Einstieg votiert. "Wir sind ein kleiner Verein, und wir müssen auf Mainz 05 achten", rechtfertigte Heidel die Entscheidung aus finanzieller Sicht erneut: "Mein Job und unser Job ist, das Beste für Mainz 05 zu machen. Irgendwann müssen wir alle die Köpfe einschalten, miteinander reden und das erklären."

Die derzeitige Gemengelage sei "ein bisschen eine Machtprobe, was ich brutal bedauere", führte Heidel aus. Er sei jemand, der sich gerne auch eine andere "tolle Idee" anhöre: "Und wenn sie gut ist, dann ändern wir es. Aber bis jetzt war niemand da, der mir eine einzige plausible Lösung erklären konnte. Und deswegen hat Mainz 05 dafür gestimmt."

Trotz der aufgehitzten Atmosphäre zwischen Fans und Funktionären hofft Heidel, dass "das Thema bald beendet ist. Weil: Wir machen den Fußball dadurch kaputt."

 

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