Teil zwei binnen drei Tagen auf europäischer Bühne im Duell "Österreich vs. Italien". Dienstag Serienmeister FC Salzburg in der Champions League bei Serie A-Spitzenreiter Inter Mailand, dem die Roten Bullen Paroli boten und dem Favoriten unglücklich mit 1:2 unterlagen, Donnerstag in der Europa League der SK Sturm Graz vs. Atalanta Bergamo (18:45 Uhr, Ligaportal-Liveticker). "La Gea" - nach der griechischen Jagdgöttin Atalante benannt! Leader der Gruppe D! Jener Klub, der noch vor 3 Jahren in der Champions League für Furore sorgte und zu dem vor einem Jahr von den Steirern Toptorjäger Rasmus Højlund (inzwischen Manchester United) für kolportierte 20 Mio. wechselte.

Lebt es seinen Schützlingen stets vor: Cheftrainer Christian Ilzer strotzt vor Selbstvertrauen wie seine Mannschaft, die neben kompakter Stärke vor allem eine großartige Mentalität hat. Ilzer: "Brauchen morgen einen Hochleistungsauftritt" - siehe auch am Beitragende weitere Zitate!

SK Sturm & Atalanta formstark, doch "Göttin" auswärts verwundbar

Die heurige Saison läuft für den SK Sturm Graz bisher unglaublich gut. In der Bundesliga ist das Team von Cheftrainer Christian Ilzer nach der Hinrunde des Grunddurchgangs mit vier Punkten Vorsprung auf Serienmeister FC Red Bull Salzburg Tabellenführer, im ÖFB-Cup drang man souverän ins Achtelfinale vor, wo in gut einer Woche der Stadtrivale GAK 1902 wartet (Donnerstag, 2. November, 20:30 Uhr) und in der UEFA Europa League verschaffte man sich mit dem verdienten 1:0-Auswärtserfolg in Polen gegen Raków Częstochowa eine gute Ausgangsposition, um in den verbleibenden vier Gruppenspielen das Ziel – Überwintern im Europacup – zu realisieren.

Um in dieser Hammer-Gruppe D noch besser dazustehen, wird es wichtig sein, im Heimspiel gegen das italienische Top-Team Atalanta Bergamo, bei dem von 2008 bis 2010 mit dem gebürtigen ungarischen Abwehrspieler György Garics auch ein ehemaliger ÖFB-Teamakteur spielte (65 Einsätze für Atalanta, 41 für ÖFB-Team), Zählbares in Graz-Liebenau zu behalten. Mit den "Bergamaschi" kommt der aktuell Tabellensechste der Serie A in die Steiermark. Fünf der letzten sieben Pflichtpartien gewann das Team vom erfahrenen Trainer Gian Piero Gasperini, darunter daheim gegen Raków (2:0) und auswärts bei Sporting Lissabon (2:1). Die einzige Niederlage in dieser Phase kassierten die Norditaliener in der Serie A auswärts bei Lazio Rom (8. Oktober, 2:3).

Höjlund-Abgang im Angriff noch nicht kompensiert

Neben dem Punkte-Maximum in den beiden Europa League-Spielen erledigten die Lombarden am Wochenende - wie die Grazer (2:1 vs. TSV Hartberg) - im Liga-Alltag ihre Pflichtaufgabe und siegten am Sonntag mit 2:0 auswärts beim FC Genoa. Ansonsten fühlt sich die "Göttin" allerdings in fremden Gefilden noch nicht wirklich wohl. In fünf Partien auf des Gegners Platz gab es in der Serie A drei Niederlagen. Und 15 Treffer in neun Runden täuschen darüber hinweg, dass in der Offensive noch kein wirkungsvoller Nachfolger für Rasmus Höjlund gefunden wurde.

Für den ehemaligen SK Sturm-Torjäger kassierte Atalanta in diesem August für den Wechsel zu Manchester United 75 Millionen Euro und holte für den 20-jährigen Dänen mit dem italienischen Stürmer der "Squadra Azzurra" Gianluca Scamacca (für 25 Mio. Euro von West Ham United) und El Bilal Touré (für 30 Mio. Euro von Almeria) gleich zwei neue Angreifer.

Seit Sommer 2016 schwingt Gian Piero Gasperini das Zepter bei Atalanta

Der 22-jährige Nationalspieler von Mali (15 Einsätze, 5 Tore) wird allerdings beim Graz-Gastspiel nicht mitwirken, da Touré in der Vorbereitung eine Oberschenkelverletzung erlitt und länger ausfallen wird. Der 24-jährige Scamacca, der bei der 1:3-Niederlage in der EM-Quali in England das Ehrentor erzielte, hatte sich Ende September ebenfalls verletzt und war bisher noch nicht die erhoffte Verstärkung. Doch Gian Piero Gasperini, seit sieben Jahren Cheftrainer von Bergamo, vertraut auf seinen 1,95-Meter-Mittelstürmer: "Er hat gut begonnen, aber ein paar kleinere Verletzungen haben ihm zu schaffen gemacht. Wir arbeiten daran, dass er sein volles Potenzial ausschöpfen kann."

Der 65-jährige Italiener selbst ist aktuell der längstdienende Coach in der Serie A und präferiert die offensive Spielweise. Seine These: "Verteidigen macht dich unbesiegbar, aber wenn du gewinnen willst, musst du angreifen." 

Quasi im Sturm fanden die Schwarz-Blauen auch in der Ära Gasperini (wurde 2019, 2020 zu Italiens Trainer des Jahres gewählt) zu einem wahren Erfolgslauf. Stolze 98 (!) Tore wurden im sonst für "Catenaccio" bekannten Tifosi-Land allein in der Saison 2019/20 erzielt. Die 100-Tore-Marke hatten bisher nur Torino, Juventus, der AC Milan und Inter zwischen 1947 und 1951 geknackt. Mit einem ausgeklügelten Scoutingsystem gelang es dem 1907 gegründeten Klub (der SK Sturm ja 1909 gegründet) zum einen aufstrebende Talente und Akteure, die woanders nicht zurecht kamen, zu holen.

So wurde Atalanta zwischen 2019 und 2021 dreimal Dritter der Serie A. Dazu gab es in der mittlerweile 116-jährigen Klub-Historie Champions League-Referenzen in jüngerer Vergangenheit. So schied man 2020 in der Königsklasse gegen den späteren Finalisten Paris SG erst im Viertelfinale aus. 

"Er wollte nicht, dass Höjlund und ich zusammen zum Training fahren"

Doch diese Glanzzeiten sind etwas verblasst. In der vergangenen Saison wurde Atalanta Tabellenfünfter und verpasste die CL-Teilnahme. Unmut & Kritik wurden laut am erfahrenen Trainer Gian Piero Gasperini. Auch von Spielern, wie Joakim Maehle, der 39 Länderspiele für Dänemark absolvierte und diesen Sommer zum deutschen Bundesligisten VfL Wolfsburg wechselte.

So bezeichnete der 26-jährige Außenverteidiger laut APA den Stil von Gasperini als diktatorisch. "Man fühlt sich nicht als Mensch, sondern als Nummer. Höjlund und ich sind zum Beispiel immer zusammen zum Training gefahren. Aber er wollte nicht, dass wir zusammen fahren. Denn dann konnten wir auf dem Weg zum Training zusammensitzen und uns unterhalten, Spaß haben." Dem Vernehmen nach stellte der Däne allerdings hernach klar, dass dies keine Kritik am "großartigen Trainer" Gasperini sei.

"Festung" Merkur Arena in Graz-Liebenau bereit für "Brocken Bergamo"

Fakt ist: Mit Atalanta (Gesamtmarktwert rd. 325 Mio. Euro, zum Vergleich: SK Sturm = rd. 52 Mio.) kommt auf das Team von Cheftrainer Christian Ilzer ein richtiger "Brocken" zu - scheint ein Spitzenspiel vorprogrammiert. Ein Faktor könnte am Donnerstag entscheidend werden: Die Fans der "Schwoazn"! Der SK Sturm wurde wettbewerbsübergreifend in den letzten 26 (!) Heimspielen nur vier Mal besiegt und feierte gleichzeitig 18 Siege – daheim sind die "Schwoazn" eine Macht.

Auf den "12. Mann" wird es auch gegen die starken Italiener am Donnerstag vor ausverkaufter Kulisse ankommen. Ein Top-Mann könnte den Grazern allerdings womöglich fehlen: Mr. Europacup - William Bøving, der in der Europa League saisonübergreifend in acht Einsätzen schon vier Mal scorte und beide Treffer der bisherigen EL-Saison für die Steirer erzielte. Der 20-jährige Däne fehlte zuletzt gegen den TSV Hartberg wegen einer Schambeinentzündung.

Hoffen auf "Mr. Europacup" William Bøving

SK Sturm-Cheftrainer Christian IlzerBøvings Ausfall ist entgegen anderslautenden Meldungen nicht fix. Er hat die beiden letzten Trainingseinheiten voll mitgemacht, wir dürfen aber nichts riskieren." Bei allen anderen angeschlagenen Spielern sieht es laut dem Coach für einen Einsatz gut aus.

Der seit Samstag 46-jährige Erfolgstrainer weiter zum Match: „Uns erwartet ein großes Spiel. Wir haben Selbstvertrauen und werden unsere Chancen gegen dieses Topteam suchen. Wir trauen uns etwas zu."

Nachsatz: „Um morgen reüssieren zu können, brauchen wir einen Hochleistungsauftritt."

"Gespür für viele junge Spieler und gute Mischung mit erfahrenen Spielern"

Neo-ÖFB-Teamspieler und SK Sturm-Linksverteidiger sowie Ex-Italien-Legionär David Schnegg (Venezia, Crotone) meint im Vorfeld der Partie: „Die Serie A ist eine Topliga und Atalanta gehört seit Jahren zu den Topteams dieser Liga. Sie haben ein sehr gutes Scouting, ein Gespür für viele junge Spieler und eine gute Mischung mit den erfahrenen Spielern."

Fotocredit: RiPu-Sportfotos, GEPA-ADMIRAL und IMAGO Sebastian Frej