DFB-Präsident Reinhard Grindel hat nach dem WM-Debakel von Titelverteidiger Deutschland in Russland ein Umdenken auf allen Ebenen gefordert und dabei auch nicht mit Kritik an Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff gespart. Er wolle "wieder eine größere Nähe zu den Fans bekommen", sagte der 56-Jährige im Interview mit der Bild am Sonntag. Jetzt Fußballreise buchen!

Er denke dabei konkret "an mehr öffentliche Trainingseinheiten, niedrigere Ticketpreise". Auch eine Kursänderung bei der Vermarktungsstrategie der Nationalelf ist für Grindel ein Thema: "Ich nehme auch wahr, dass an der Basis der Begriff 'Die Mannschaft' als sehr künstlich empfunden wird. Auch das sollten wir auf den Prüfstand stellen."

Weiter kritisierte Grindel eine gewisse Distanz während des Turniers zwischen der Teamleitung und dem DFB-Präsidium. So sei er "während der WM nicht nah genug an der Mannschaft gewesen, um sagen zu können, ob das Teamquartier nicht ausreichend war, ob es in den Abläufen Dinge gab, die nicht gut waren. Da erwarte ich auch von Teammanager Oliver Bierhoff, dass das Präsidium Einblicke in die Abläufe erhält. Wir als DFB-Delegation haben manches, was jetzt im Nachhinein aus Watutinki berichtet worden ist, während des Turniers nicht vermittelt bekommen."

Konkret auf den Vorfall angesprochen, dass den Spielern im Teamquartier in Watutinki nachts das WLAN ausgeschaltet wurde, damit sie nicht mehr Playstation spielen konnten, erklärte der DFB-Boss. "Dass dort jemand Anlass gesehen hat einzugreifen, hätten wir schon gern gewusst", sagte Grindel und forderte: "Wir müssen wieder intensiver miteinander reden."

An Bierhoff, dessen Vertrag erst im Mai bis 2024 verlängert wurde, will Grindel dennoch festhalten. Allerdings halte er eine Entlastung des Europameisters von 1996 für notwendig. "Es wird eine Entlastung geben, weil wir einen Leiter der neuen DFB-Akademie bekommen. Es wird auch einen Nachfolger von Horst Hrubesch als Sportdirektor geben, der Bierhoff ebenfalls entlasten wird. Ansonsten muss er in den nächsten Monaten selbst überprüfen, ob er das alles leisten kann, das haben wir so auch verabredet", so Grindel, den "die gesamten Vorgänge dieses Sommers natürlich auch persönlich sehr berührt" hätten.

 

SID