Die australische Whistleblowerin Bonita Mersiades hält eine saubere WM-Bewerbung angesichts der aktuellen FIFA-Gegebenheiten für kaum denkbar. "Wenn ich auf mein eigenes Land Australien blicke, denke ich: Es ist ein gutes Land. Wir haben eine Demokratie und Transparenz. In der FIFA-Welt ist es anders. Dort suggeriert dir das System, dass du nur gewinnen kannst, wenn du nach den Regeln der FIFA spielst", sagt Mersiades im WM-Sonderheft des Magazins 11Freunde.

Mersiades kritisiert die FIFA und die WM-Vergabe (Foto: AFP/SID/CHRISTOF STACHE)
Mersiades kritisiert die FIFA und die WM-Vergabe
Foto: AFP/SID/CHRISTOF STACHE

Mersiades war Kommunikationschefin der australischen Bewerbungen um die gescheiterten Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Nach eigener Aussage war sie angewidert von den dubiosen Machenschaften in den Hinterzimmern und versteckten Zahlungen, später packte sie auch vor der FIFA-Ethikkommission aus.

Die FIFA benötige ihrer Ansicht nach einen vollständigen Neuanfang, um das bestehende System zu ändern. "Der Verband bräuchte einen kompletten Wechsel, einen Wandel von außen. Im Grunde eine Rakete, die alles zerstört, und dann kann man alles neu aufbauen", sagte sie.

Derzeit sei ein solcher "kultureller Wandel" aber nicht abzusehen. "Sobald nur ein Einzelner kommt, meinetwegen ein Reformer, der das System ändern will, wird er schnell feststellen, dass das System ihn ändert. Es scheint manchmal so, als müssten diese Leute nur den blauen Anzug anziehen und sich in eine VIP-Loge setzen und schon verlieren sie ihre Moral und Werte", sagte Mersiades.

Mersiades hatte für die australische WM-Bewerbung 2022 gearbeitet, die bei der Abstimmung mit einer Stimme im ersten Wahlgang chancenlos war. Im Verlauf der Ermittlungen rund um die Vergabe hatte sie gesagt, dass auch die Australier mindestens indirekt Geld für Stimmen gezahlt hätten.

 

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