Babett Lobinger vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln hält die vielen verschossenen Elfmeter bei dieser WM für keinen Zufall: "Die Torhüter haben vielleicht eher ihre Hausaufgaben erledigt als die Schützen", sagte die Sportpsychologin im SID-Gespräch. Die "Ausrede" der Drucksituation sei der "falsche Ansatz". Die entscheidende Frage müsse sein: "Werden die Schützen noch bestmöglich auf diese Situationen vorbereitet?"

Harry Kane (r.) vergab gegen Frankreich einen Elfmeter (Foto: AFP/SID/PAUL ELLIS)
Harry Kane (r.) vergab gegen Frankreich einen Elfmeter
Foto: AFP/SID/PAUL ELLIS

Damit stützt Lobinger Spaniens Trainer Luis Enrique, der im Vorfeld des Turniers von seinen Spielern gefordert hatte, "mindestens 1000 Elfmeter" zu üben. "Dass man den Druck eines Elfmeterschießens in der K.o.-Phase einer WM nicht simulieren kann, das ist klar", sagte Lobinger.

Es gehe vielmehr darum, "dass sich die Spieler in diesen Situationen sicher fühlen. Das gelingt, indem man Elfmeter häufig trainiert".

Für Spanien reichte es trotz des vermeintlichen Übungsvorteils nicht, keiner der drei Schützen konnte im Achtelfinale gegen Marokko seinen Strafstoß verwandeln. Doch nicht nur im Elfmeterschießen scheitern die Schützen bei dieser WM reihenweise, laut den Experten der Technical Study Group (TSG) liegt die Zahl der gehaltenen Strafstöße im Spiel bei 36 Prozent, vor vier Jahren in Russland waren es 17 Prozent.

Mit Dominik Livakovic (Kroatien), Emiliano Martinez (Argentinien) und Bono (Marokko) stehen gleich drei Elfmeterkiller der K.o.-Phase im Halbfinale. "Es ist eine Situation für den Torhüter, in der er sich eigentlich nur auszeichnen kann", so Lobinger.

 

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