Erfolgsautor Wladimir Kaminer geht nicht davon aus, dass die Fußball-WM eine nachhaltige Wirkung auf den Gastgeber haben wird. "Ich glaube nicht, dass die WM Russland verändern wird. Nachher fahren die Menschen wieder nach Hause, das Turnier ist in drei Monaten vergessen", sagte der Bestsellerautor ("Russendisko") im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Jetzt Fußballreise buchen!

Deutschlands berühmtester Russe wirft seinem Heimatland vor, zur WM ein falsches Spiel zu treiben. Man dürfe sich nicht blenden lassen. Russland zeige sich nur für die Zeit der Endrunde von seiner freundlichen Seite, im Anschluss werde wieder mit eiserner Hand regiert, warnte der Schriftsteller.

"Sicherlich wird Russland zur WM gute Miene zum bösen Spiel machen", sagte Kaminer. Präsident Wladimir Putin nutze das Großevent für seine politischen Interessen: "Die Führung will das angekratzte Image des Landes aufpolieren."

Auch innenpolitisch verfolge Putin mit der WM klare Ziele. Er wolle bei seinem Volk Sympathien sammeln und die Stimmung im Lande verbessern. "Es gibt eine alte Weisheit in Russland, die besagt: Fußball für die Männer, Blumen für die Frauen und Eis für die Kinder. Und so macht er das", sagte der 50-Jährige.

Nach Einschätzung des Schriftstellers erhalte auch die liberale Opposition zur WM eine Verschnaufpause und werde von Putins Männern nicht mehr gejagt. Auch werde es zur Endrunde keine politischen Prozesse geben, vielleicht kommen sogar politische Gefangene aus dem Knast. "Dann hätte die WM schon was bewirkt", sagte Kaminer.

 

SID