Stefan Leitl, Trainer des Fußball-Zweitligisten Hannover 96, hat sich in deutlichen Worten von den geschmacklosen Protesten einiger eigener Anhänger distanziert. "Man hört immer: Fußball gehört den Fans, aber Fußball gehört auch den Fußballern", sagte Leitl nach dem 4:3 (3:1) im Nordduell beim Hamburger SV: "Was heute passiert ist, hat in einem Stadion nichts verloren. Das nervt einfach."

Hannover-Fans halten das geschmacklose Banner hoch (Foto: IMAGO/Daniel Haase/IMAGO/Daniel Haase/SID/IMAGO/Daniel Haase)
Hannover-Fans halten das geschmacklose Banner hoch
Foto: IMAGO/Daniel Haase/IMAGO/Daniel Haase/SID/IMAGO/Daniel Haase

Im Fanblock der Gäste waren drei Plakate mit Porträts in Fadenkreuzen hochgehalten worden, darunter der Kopf von Hannovers Geschäftsführer Martin Kind. Das Spiel stand kurz vor dem Abbruch, nach knapp einer halben Stunde Unterbrechung setzte Schiedsrichter Sören Storks die Begegnung fort. Hannover gewann durch ein Tor in der Nachspielzeit.

"Super happy" war Leitl aber nur mit dem Ergebnis. Die Form der Fanproteste gegen den geplanten Einstieg eines Investors in der Deutschen Fußball Liga (DFL) ärgerte ihn massiv. "Die Stimme zu erheben und zu protestieren, in dem Maß, in dem es erlaubt ist, da gehe ich mit", sagte Leitl, "von dem, was heute passiert ist, davon distanziere ich mich, davon distanzieren wir uns."

Zuvor hatte 96-Sportdirektor Marcus Mann bei Sky gemahnt: "So, wie es im Moment ist, kann und darf es natürlich nicht weitergehen. Im Stadion droht dann auch irgendwann die Stimmung zu kippen." Für die Mannschaften sei es "eine Katastrophe, sie werden kalt, müssen sich warmmachen und müssen wieder aufs Feld. Wir müssen da eine Lösung finden, das Thema muss man anpacken."

Die Fadenkreuz-Plakate im Hannover-Block seien "ein Unding", sagte Mann. Sie waren der vorläufige Gipfel der Proteste, HSV-Fans hatten zuvor das Spiel gestört, in dem sie Fahrradschlösser in die Tornetze hängten. Auch waren Gegenstände auf den Platz geflogen.

Kind spielt eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung zwischen einem Teil der organisierten Fans und der DFL. Der Geschäftsführer der Profiabteilung in Hannover soll entgegen der Anweisung seines Vereins bei der DFL-Mitgliederversammlung im Dezember für den Investorendeal gestimmt haben. Die Öffnung für externe Geldgeber war von den 36 Bundesligaklubs mit der exakten Zweidrittel-Mehrheit von 24 Stimmen durchgewunken worden. Ohne Kinds Stimme wäre das Ergebnis gekippt.

Kind, der am Freitagabend selbst im Stadion war, kündigte an: "Es wird Reaktionen geben. Ende."

 

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