Die Ausgangssituation für den SK Rapid Wien beim Spiel in Ungarn war sonnenklar. Im Hinspiel vor einer Woche in Hütteldorf erreichte man nur ein torloses Remis. Nur ein Auswärtsieg gegen den VSC Debrecen würde den Aufstieg in die Playoff-Phase der Europa Conference League ermöglichen. In Wien kamen die Grünen über neunzig Minuten nie richtig ins Spiel und hatten mit zwei Aluminiumtreffern der Gäste sogar noch Glück gegen den vermeintlichen Außenseiter. In der letzten Saison war man am FC Vaduz aus Liechtenstein gescheitert. Ein mögliches Duell mit AC Fiorentina war wohl Motivation genug für eine starke Leistung in Ostungarn. Das Wort "Debrecen" leitet sich übrigens von einem türkischen Personennamen ab und bedeutet: "Er soll leben und sich bewegen" - Motto genug für die Rapidler am Donnerstagabend. Nicolas Kühn und Patrick Greil fehlten wegen einer Grippe bei den Wienern, dafür konnte man auf den genesenen Marco Grüll zurückgreifen. 

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Rapid legte offensiv los, führte zur Pause 2:0 und erhielt vier gelbe Karten

Rapid begann das Spiel offensiv und hatte durch Guido Burgstaller bereits nach drei Minuten die erste Chance per Kopfball. Die Wiener pressten ab der ersten Minute an und waren in der Anfangsphase so die spielbestimmende Mannschaft. Immer wieder suchte man den Kapitän in der Offensive mit langen Pässen. 

In der 15.Minute zahlte sich die Mühe aus: Matthias Seidl knöpfte den Ungarn den Ball ab, marschierte durch die Viererkette, lief in den Strafraum und platzierte seinen Flachschuss in die Ecke zur Führung der Wiener. Der 22-jährige Mittelfeldspieler zeigte in dieser Situation warum die Hütteldorfer ihn im Sommer von BW Linz geholt hatten. Dieser Transfer kann jetzt schon als geglückt gelten. Das war somit das so ersehnte 1:0 für die Rapidler.

Debrecen zeigte sich merklich beeindruckt von der Spielweise der Grünen in den ersten zwanzig Minuten. Nach 23 Minuten schossen die Gastgeber erstmals in Richtung Tor, Niclas Hedl konnten sie damit aber nicht wirklich erschrecken, der Ball pfiff an der linken Stange vorbei.

Nun stabilsierte das Team von Zoki Barisic die Defensive, presste nicht mehr so hoch und versuchte über ruhiges und konzentriertes Spiel das Match zu beherrschen. Das gelang nicht unbedingt, die Gastgeber wurden stärker. Der Spielfluss war nun dahin - es folgten reichlich Fouls auf Seiten der Rapidler. Schiedsrichter  Aleksandar Stavrev verwarnte Querfeld, Seidl,  Sattlberger und Auer bereits in der ersten Hälfte. 

Nach einer guten halben Stunde hatten die Fouls fast Folgen: Balazs Dzsudzsak brachte einen Freistoss wunderbar in den Strafraum, dort stieg Babunski hoch und traf per Kopf aus kurzer Distanz. Allerdings stand er dabei im Abseits und die Fahne des Assistenten ging sofort hoch. Die Gastgeber hatten nun wesentlich mehr Spielanteile, taten sich jedoch im Spielaufbau schwer. 

Plötzlich tauchte Guido Burgstaller über links auf, tänzelte mit dem Ball an der Torout-Linie an zwei Verteidigern vorbei, spielte einen perfekten Querpass auf Grüll, dieser kam jedoch nicht an den Ball. Oleksandr Romanchuk versuchte zu retten und bugsierte die Kugel ins eigene Tor zum 0:2 (43.). Als Schiedsrichter Stavrev zur Pause pfiff, führte man verdient, hatte lediglich zwischen der 25. und 40. Minute eine schwächere Phase. Insgesamt war das aber eine sehr couragierte erste Hälfte des Rekordmeisters, auch wenn die großen spielerischen Momente fehlten.

Die Vorentscheidung kurz nach der Pause, Grüll schiebt zum 3:0 ein

Die zweite Häfte begann gleich mit der nächsten gelben Karte. Nach wenigen Sekunden säbelte Nenad Cvetkovic seinen Gegenspieler an der Strafraumgrenze um - der folgende Freistoß für die Gäste brachte nichts ein, der Ball ging in die Mauer - wenn der Schiedsrichter ein Handspiel und einen Elfer aus dieser Abwehrsituation gegeben hätte, es wäre nachzuvollziehen gewesen. 

In der 51.Minute bediente Torsten Schick mit einem Einwurf Matthias Seidl. Der spielte einen Steilpass auf den wiedergenesenen Grüll. Dieser zog über links, umspielte Gästekeeper Megyeri und schob aus spitzem Winkel zum 3:0 ein. (51.) Das war die Vorentscheidung an diesem Europacupabend vor 17.000 Zuschauern. Nun hörte man nur noch die Gesänge der über tausend mitgereisten Auswärtsfans. Mittlerweile war auch der erste Debrecen Spieler verwarnt, der Schiedsrichter hatte Freude am Karten verteilen.

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 Der junge Matthias Seidl zeigte neben Guido Burgstaller eine überzeugende Leistung gegen die Ungarn

Rapid hatte nun das Spiel fest im Griff und überzeugte im Gegensatz zum Hinspiel auf ganzer Linie. Man setzte nun wieder auf die Defensive und wartete auf Kontermöglichkeiten. Immer wieder gelang es dem Team von Trainer Barisic den Ungarn den Ball dreißig Meter vor dem Tor abzunehmen. 

So kam es dann auch in der 72.Minute: Moritz Oswald zog einfach einmal ab, der Ball flog an die Stange, von dort über den Rücken des Keepers zu Burgstaller. Der Torjäger war dort, wo ein Topscorer sein soll und schob lässig zum 4:0 ein.

Pünktlich zur Rapidviertelstunde wurde der über zehn Monate verletzte Hofmann eingewechselt. Es war alles entschieden, die Gastgeber versuchten kein weiteres Tor zu bekommen, hatten praktisch keine offensiven Aktionen. 

Zu stark war Rapid an diesem Abend - es resultierte daraus das 5:0 in der 90.Minute. Wieder war der überragende Seidl an diesem Treffer beteiligt. Seinen Pass verwertete Ante Bajic lässig zum Endstand. 

Rapid zieht mit dieser souveränen Leistung in die Playoffs der Conference League. Dort erwartet man den AC Florenz. Der Finalist der letzten Saison wird natürlich ein anderer Prüfstein als Debrecen, jedoch darf man sich sicherlich auf ein ausverkauftes Stadion freuen und eine fette Einnahme. 

Stimme zum Spiel:

Guido Burgstaller - Kapitän Rapid Wien

" Es ist uns alles gelungen, was uns in Wien nicht gelungen ist. Wir freuen uns, aber ich sehe das realistisch. In wenigen Tagen geht es in der Liga schon wieder weiter."

Zoran Barisic - Trainer Rapid Wien

"Es war von vorne bis hinten eine perfekte Leistung. Wir haben nichts zugelassen und ich gratuliere meinen Jungs. Sie haben sich belohnt und das freut mich!"

Aufstellungen:
Debreceni VSC

Megyeri - Kusniyr (Barany 74.), O. Romanchuk, Dreskovic, Christian Manrique - Loncar, Lagator, Szesci (Domingues 46.), Dzudzak, J. Oliveira (Kyziridis 61.) - Babunski (Barany 74.)

Rapid Wien

Hedl- Schick, Querfeld (M.Hoffmann 75.), Cvetkovic (Sollbauer 83.), Auer (Moormann 75.) - Sattlberger, Kerschbaum, Oswald, Seidl, Grüll (Bajic 79.) - Burgstaller (Mayulu 79.)

Debrecen - Rapid 0:5 (0:2)

0:1 Seidl (15.), 0:2 Eigentor (43.), 0:3 Grüll (51.) 0:4 Burgstaller (72.) 0:5 Bajic (90.)

Stadion Debrecen, 17.000, Schiedsrichter Stavrev (MKD)

Bericht Florian Kober , Fotos GEPA ADMIRAL, Josef Parak

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