Was ist passiert?

Wie geht es nach dem geplatzen Investoren-Deal weiter? (Foto: IMAGO/Frank Hörmann/Sven Simon/IMAGO/Frank Hörmann/Sven Simon/SID/IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)
Wie geht es nach dem geplatzen Investoren-Deal weiter?
Foto: IMAGO/Frank Hörmann/Sven Simon/IMAGO/Frank Hörmann/Sven Simon/SID/IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat nach den wochenlangen und massiven Fan-Protesten zuletzt die Reißleine gezogen - und den geplanten Investoren-Deal gestoppt. Bei einer Krisensitzung in Frankfurt stimmte das Präsidium um Sprecher Hans-Joachim Watzke "einstimmig" für den Abbruch der Gespräche mit CVC. Das Finanzunternehmen aus Luxemburg war der letzte noch verbliebene potenzielle Geldgeber für einen Einstieg. Damit ist auch der zweite Investoren-Anlauf der DFL gescheitert.

Was bedeutet das?

Den 36 Profi-Klubs der Bundesliga und 2. Liga um Bayern München und Borussia Dortmund entgeht damit eine Milliarde Euro. Für das Geld hätte ein Investor acht Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert worden wären, für 20 Jahre erhalten. Mit den Einnahmen hätte die DFL den Profifußball fit für die Zukunft machen wollen, um das Produkt aufzuwerten - Stichwörter Digitalisierung und Internationalisierung. Eine Streamingplattform sollte aufgebaut, die Auslandsvermarktung angeschoben werden. Damit bei der Wette auf die Zukunft langfristig mehr Geld reingekommen wäre als an den Investor hätte ausgezahlt werden müssen.

Wird es einen dritten Versuch geben?

Nein. Das Modell ist auf absehbare Zukunft vom Tisch. "Dieses Thema mit einem Partner, der sich an einer Tochtergesellschaft beteiligt oder so, das werden wir nicht weiter verfolgen", sagte Watzke.

Warum haben die Fans so massiv protestiert?

Viele Anhänger, vor allem die organisierten Ultras, lehnen eine immer weiter fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs ab. In dem möglichen Investoreneinstieg sahen sie einen Angriff auf den basisorientierten Volkssport Fußball, der Prozess war ihnen nicht demokratisch genug. Hinzu kam die undurchsichtige Rolle von Martin Kind, dem Klubchef von Hannover 96, bei der geheimen Investoren-Abstimmung der Vereine im Dezember. Es steht der Verdacht im Raum, dass es ein Verstoß gegen die 50+1-Regel gegeben haben könnte.

Wie reagieren die Klubs?

Klubs wie der VfB Stuttgart, der FC Augsburg oder Hertha BSC begrüßten die Entscheidung der DFL. "Nun gilt es, die Rückschlüsse aus den vergangenen Wochen zu ziehen und hieraus eine von möglichst allen mitgetragene Basis für eine Weiterentwicklung des deutschen Profifußballs zu schaffen. Das können Verbände, Vereine und Fans nur gemeinsam", teilte Stuttgart mit.

Wie geht es weiter?

Die DFL wird in den nächsten Wochen die Klubs zu Gesprächen einladen, um das Vorgehen zu erörtern. "Wir müssen jetzt einfach mal ganz neu anfangen", sagte Watzke: "Eins ist natürlich klar: Die allermeisten werden schon sehen, dass wir irgendwie was machen müssen, wenn wir uns im Ausland als Bundesliga auch ein bisschen besser präsentieren wollen oder besser vermarkten wollen". 600 bis 700 Millionen werden gebraucht.

Hat die Entscheidung Einfluss auf die anstehende TV-Rechte-Vergabe?

Unklar. Eigentlich hätte der Investoren-Deal abgeschlossen sein sollen, ehe ab April die TV-Rechte an der Bundesliga und der 2. Liga ab der Saison 2025/26 versteigert werden. Mit Blick auf die Erlöse muss die DFL nun aber immerhin keine Beschädigung ihres Produkts durch die Fan-Proteste mehr fürchten.

Gibt es weitere Auswirkungen?

Ja. Die DFL muss sich noch stärker für die Einführung einer Gehaltsobergrenze auf internationaler Ebene einsetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga halbwegs zu erhalten. Zudem wird es darum gehen, ob die Klubs selbst Investoren an Land ziehen können - wie es beispielsweise Werder Bremen zuletzt getan hat. Dabei spielt die 50+1-Regel, die aufgrund des "Falls Kind" letztlich Auslöser der Fanproteste war, eine große Rolle. Noch immer prüft das Bundeskartellamt die Regelung. Endgültige Rechtssicherheit bei der Investoren-Klausel, die den Muttervereinen die Mehrheit an den Profiabteilungen sichert, ist dringend nötig.

 

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