Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, sieht in der Vergabe der Fußball-EM 2024 ein politisches Duell zwischen den Bewerbern Deutschland und Türkei. "Wenn ich den medialen Diskurs richtig verstanden habe, bekomme ich durchaus den Eindruck, dass da geradezu ein Stellvertreterkrieg herrscht", sagte der 49-Jährige dem SID: "Ich finde es schade. Man sollte das alles sportlich nehmen." Jetzt Fußballreise buchen!

Für die EM-Vergabe am 27. September appelliert Mazyek mit Blick auf den Fall Mesut Özil an das zuständige Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA). "Ich hoffe, dass die Jury nicht nur diese eine Diskussion in Deutschland - die noch nicht zu Ende ist - als Kriterium für die Vergabe einsetzt", sagte Mazyek, der offen für Deutschland ist: "Sondern ich hoffe, dass die lange Fußball-Tradition in Deutschland, die Stadien, die Infrastruktur und auch die Erfahrung im Fußball-Geschäft zählen."

Seit Längerem sind die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei auf politischer Ebene angespannt. Der Rücktritt von Özil aus der Nationalmannschaft hatte die Stimmung weiter angeheizt, nachdem Özil dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Zuge der Erdogan-Affäre einen rassistischen Umgang mit ihm vorgeworfen hatte. Türkische Politiker hatten in der Folge Özils Entscheidung gefeiert.

In Deutschland habe die Causa Özil laut Mazyek eine nachhaltige Wirkung auf die politische Landschaft. "Im Nachgang der Weltmeisterschaft und im Zuge dieser #metoo-Debatte ist ja eines herausgekommen: Dass wir Probleme haben mit Rassismus in unserem Land", sagte Mazyek. Die Bedeutung der Debatte für die Integration von Migranten sieht der frühere FDP-Politiker gespalten: "Es hat uns ein Stück weit zurückgeworfen, uns aber auch vielleicht ein Stück weit ehrlicher gemacht in unserem Land."

 

SID