Das Thema Nachhaltigkeit wird auch in der Bundesliga immer präsenter. Die Klubs treiben ihre Bemühungen für den Klimaschutz voran, doch das Tempo ist noch ausbaufähig.
Wolfsburg ist Tabellenführer in der Nachhaltigkeit

Wolfsburg ist Tabellenführer in der Nachhaltigkeit

Köln (SID) Max Kruse düste nach seinem umjubelten Siegtor am letzten Spieltag im Privatjet zur Formel 1 nach Monaco. Dabei ist der Torjäger von Union Berlin Teil-Gesellschafter einer eBike-Firma. Auch Dortmunds Superstar Erling Haaland flog im Privatjet ins Fürstentum, um sich dort von einer Yacht aus das Vollgasspektakel anzuschauen. Dabei hat der BVB unter anderem mit E-Auto-Ladesäulen vor dem Stadion eine Nachhaltigkeits-Offensive gestartet.

Die beiden Beispiele zeigen: Die Fußball-Bundesliga ist sich ihrer Verantwortung beim Umweltschutz durchaus bewusst, doch bei der Umsetzung gibt es noch Luft nach oben. Nicht nur bei den Profis. Die Klimaschutzberatung CO2OL hatte 2019 ausgerechnet, dass ein Bundesliga-Spieltag rund 120 Tonnen C02 produziert - so viel wie zehn Bundesbürger in einem ganzen Jahr.

Die Branche müsse sich noch viel stärker mit dem Thema befassen, fordert Dietmar Hopp. Nach Meinung des Mäzens der TSG Hoffenheim sollte die Bundesliga schon in wenigen Jahren "klimaneutral oder sogar klimapositiv agieren".

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) versperrt sich dem Thema nicht. Die eigens gegründete "Task Force Zukunft Profifußball" gab in ihren Handlungsempfehlungen ein "grundsätzliches Bekenntnis zu Nachhaltigkeit im deutschen Profifußball" ab. Doch wie sieht die konkrete Umsetzung aus?

Die Organisation "Sport Positive" hat alle 18 Erstligisten der vergangenen Saison in einem Nachhaltigkeits-Ranking eingestuft. In Bezug auf Kategorien wie erneuerbare Energien, Wasser- und Energie-Effizienz oder Abfallwirtschaft stellt sich der VfL Wolfsburg demnach als "grünster" Bundesligist heraus. Die Niedersachsen sparen durch effizientere Wasserhähne jährlich 800 Kubikmeter Trinkwasser. Zudem gibt es eine vegane Currywurst im Stadion.

Bei Rekordmeister Bayern München werden 90 Prozent der Abfälle recycelt und wiederverwendbare Trinkbecher angeboten. In Frankfurt bringt eine klimaneutrale Straßenbahn mit Ökostrom die Fans zum Stadion. Hoffenheim unterstützt Nachhaltigkeits-Initiativen wie "Sports for Future" und darf sich seit 2019 in zentralen Handlungsfeldern als "klimaneutral" bezeichnen.

Beim SC Freiburg spielt die Umwelt in der eigens gegründeten Abteilung "gesellschaftliches Engagement" eine zentrale Rolle. "Das Klima ist das wichtigste gesellschaftspolitische Thema, da muss die Bundesliga mit ihrer großen Strahlkraft ein wichtiger Akteur sein", sagte Abteilungsleiter Hanno Franke dem SID.

Der SC bezieht Fernwärme aus der Umgebung und versorgt damit das gesamte Stadion. Darüber hinaus pflegt der Verein eine Partnerschaft mit dem WWF und pflanzt pro Punktspieltor einen Baum in der Region.

Vieles geht in die richtige Richtung - aber das Tempo ist noch ausbaufähig. "Der DFB und die Bundesliga sollten daher vorangehen und sich ein komplett neues Image geben und in den nächsten Jahren klimaneutral werden und auf Nachhaltigkeit setzen", sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller dem SID: "Das wäre ein starkes Signal in Deutschland und der Welt."

Rechnerisch sei Klimaneutralität durch Kompensationszahlungen "schon morgen möglich", erklärt Stefan Wagner. Der "Sports for Future"-Vorsitzende weiß, dass Kritiker dann gerne von "Greenwashing" sprechen, weil die Sache an sich umweltschädlich bleibt. Aber solche Ausgleichszahlungen seien zumindest eine pragmatische Lösung und ein Ansatz für "einen kritischen Diskurs, um das Problem künftig besser an der Wurzel packen zu können".

Dazu gehört auch das Verhalten der Profis, das für die Klubs aber am schwierigsten zu beeinflussen ist. Der Nachhaltigkeits-Beauftragte, der von der "Task Force Zukunft Profifußball" für jeden Verein empfohlen wird, wird Haaland, Kruse und Co. auch nicht einfangen können.

 

SID