Mit dem Tabellenvierten der französischen Ligue 1, dem OSC Lille, kam im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Europa Conference League ein wahres "Kapazunder" nach Graz-Liebenau angereist, welches sich als Gegner einer "anderen Kragenweite" für den SK Sturm entpuppen und für die "Blackies" in einer 0:3-Heimniederlage münden sollte. Obendrein garniert eine schwerwiegende Verletzung des vor der Pause ausgewechselten Manprit Sarkaria den gebrauchten Donnerstagabend. Nachfolgend Wortspenden. Siehe auch: Spielbericht!

Sarkaria LOSC 07 03 2024 Ripu

Die schlimmsten Vermutungen haben sich bewahrheitet: Vor der entscheidenden Phase der Meisterschaft muss sich Manprit Sarkaria "unters Messer" legen.

Saison-Aus für Offensivkraft, EM-Teilnahme wohl aussichtslos

Manprit Sarkaria hat sich in einem Zweikampf im Strafraum einen Knöchelbruch zugezogen, welchen Cheftrainer Christian Ilzer bereits mit dem Saisonende für den ÖFB-Teamspieler kommentierte. Damit wird der 27-Jährige wohl auch die im Sommer anstehende Europameisterschaft in Deutschland verpassen.

"...werden sicher nicht aufgeben"

David Affengruber (Spieler SK Sturm Graz):

…nach dem Spiel: „Wir haben uns in der ersten Halbzeit ab und zu ein bisschen zu wenig zugetraut. Sie haben aber auch super den Ball laufen lassen, haben uns einfach bewegt. Das ist schon intensiv. Es war am Anfang schwierig, ins Spiel reinzukommen. Die Ballsicherheit war sicher ihr Trumpf heute.

Da müssen wir aber schärfer dagegen sein, den Auslöser für unser Pressing finden und sie dann einfach nicht mehr rauslassen. Sie haben es aber leider immer wieder geschafft, die Seiten zu verlagern. Das ist dann für uns schmerzlich.“

…über die Chancen im Rückspiel: „Natürlich ist es jetzt schwieriger. Wir werden da aber hinfahren, werden wieder alles geben. Das sind besondere Spiele für uns. Das ist international, Flutlichtspiele. Wir werden sicher nicht aufgeben. Wir werden dort hinfahren und alles probieren. Drei Tore und dann sind wir einmal in der Verlängerung. Schauen wir einmal.“

Juzuf Gazibegovic (Spieler SK Sturm Graz):

…nach dem Spiel: „Das ist eine Top-Mannschaft. Gegen eine Top-Mannschaft musst du halt von der ersten Minute an da sein. Das waren wir einfach nicht. Lille hat uns am Ball laufen lassen und wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen.

Im Nachhinein ist es sehr blöd, dass man das so analysieren muss. Ich glaube, dass wir in der zweiten Halbzeit trotzdem die Chancen gehabt haben, trotz eines nicht so guten Spiels von uns. Da muss man die guten Sachen rausziehen, auch wenn es vielleicht nicht so viele waren.“

…über die vergebene Chance und Verletzung von Manprit Sarkaria: „Wenn der reingeht, dann ist wieder das Momentum da. Dann kommst du auch in einen besseren Flow, hast mehr Selbstbewusstsein. Darüber brauchen wir aber nicht reden, wir haben das Tor nicht gemacht. Wir haben nicht das gespielt, was wir normal können. Das wissen wir alle. Jetzt heißt es, daraus zu lernen. Nächste Woche ist ein neues Spiel. Auch wenn es vielleicht unwahrscheinlich ist, werden wir alles reinhauen. Zu verlieren haben wir nicht viel.“

biereth slovan ripu

"...habe Dinge gesehen, die nicht die schönsten sind"

Mika Biereth (Spieler SK Sturm Graz):

…über seine Kindheit im Süden Londons: „Es war nicht der schlimmste Ort der Welt, um dort aufzuwachsen, aber auch ganz bestimmt nicht der sicherste. Ich war ein sehr braves Kind, war viel zuhause. Fußball war die Möglichkeit, meinen Platz in der Welt zu finden. Auf dem Weg zur Schule durch Croydon habe ich Dinge gesehen, die nicht die schönsten sind. Natürlich war es eine Extra-Motivation, dort rauszukommen.“

…über seinen Spielstil: „Viele Leute sagen mir, dass ich sehr reif wirke. Ich versuche auch so zu spielen, nicht mit einem Trick hier und einer Finte da, wie andere Junge. Ich bin anders, fokussiert. Ich weiß, dass ich dem Team am meisten mit Toren helfen kann. Das funktioniert bisher ganz gut.“

Ilzer LOSC 07 03 2024 Ripu

"...natürlich auch in dieser Höhe in Ordnung"

Christian Ilzer (Trainer SK Sturm Graz):

…nach dem Spiel: „So kurz nach dem Spiel ist es schwer, die Gründe für die Niederlage auszumachen. Am Ende muss man sagen, dass das Ergebnis so deutlich war, wie es auch im Spiel war. Von Anfang an haben wir enorme Dominanz erfahren von Lille, haben keinen Zugriff gehabt und auch nicht diese Intensität und Energie auf den Platz gebracht, die es wahrscheinlich braucht, um Lille etwas aus ihrem Rhythmus zu bringen und in unser Spiel zu kommen. Das ist uns nicht gelungen. Am Ende geht dieser Sieg natürlich auch in der Höhe in Ordnung.“

…über die taktische Herangehensweise: „International gibt es Teams, wo wir mit unserer Art und Weise richtig erfolgreich spielen können. Dann gibt es aber Teams, die noch einmal ein Level drüber stehen. Da ist dann immer das Thema, welche Struktur wir verwenden, wie viel Breite wir brauchen, ob wir dadurch an Tiefe verlieren.

Am Ende des Tages ist es entscheidend, dass du die Energie und die Intensität hinbringen musst. Die letzten zwei Meter im Pressing sind dann das entscheidende. Da sind wir nicht reingekommen. Sie haben es immer wieder geschafft, das Spiel rauszudrehen. Wir sind nur am Nachlaufen gewesen. Dadurch verlierst du natürlich Substanz, die du im Ballbesitz auch brauchen würdest, um gezielt nach vorne zu spielen. Wir waren sehr leicht ausrechenbar. Das erste Tor kannst du natürlich auch verteidigen, aber am Ende ist das Resultat eine Summe dieser Dominanz.“

…über die Verletzung von Manprit Sarkaria: „Wie die Chance rausgespielt war, war top. Das Tor muss er machen. Dann war es natürlich extrem unglücklich. Er bleibt mit dem Fuß hängen und fällt dann mit dem ganzen Körpergewicht rauf, verdreht sich noch den Knöchel dabei. Das Schlimme daran ist, dass die Saison für ihn vorbei ist, eine Operation ansteht und der Knöchel gebrochen ist.“

…über die Chancen im Rückspiel: „Unsere Chancen sind auf ein Minimum gesunken. Wir müssen auch aus dem Spiel wieder Lernpunkte rausziehen. Die Spieler müssen sich orientieren an diesen Spielern. Sie können, wenn sie solche Klassespieler am Feld erleben, auch für sich selbst ein super Feedback bekommen.

Wir haben viele junge Spieler, die das Ziel haben, so ein Level zu erreichen. Das erlebst du als Spieler am Platz und das muss dich inspirieren und motivieren, dort hinzukommen. Genauso müssen wir das Rückspiel angehen. Wir müssen die Rückschlüsse ziehen und dann mutiger und aggressiver am Feld agieren. Das ist die große Herausforderung."

Jubel Sturm LOSC 07 03 2024 Ripu

"...war ein großer Schritt heute"

Jonathan David (Spieler OSC Lille):

...nach dem Spiel: „Jeder hat sehr simpel gespielt. Wir haben gewusst, dass Sturm Graz ein kompaktes, sehr aggressives Team ist, das die Mitte sehr gut zumacht. Für uns ging es darum, simpel zu spielen, von Seite zu Seite zu spielen und Übergewicht auf den Flügeln zu kreieren, um dann durch Flanken zu Gelegenheiten zu kommen. Es war ein großer Schritt heute. Auswärts 3:0 zu gewinnen schafft uns eine perfekte Ausgangssituation, um im Rückspiel Geschichte für unseren Klub zu schreiben."

Alfred Tatar (Sky Experte):

…nach dem Spiel Sturm Graz – Lille: „Das 0:3 bedeutet im Prinzip, dass man ausgeschieden ist. Niemand kann erwarten, dass man in Lille so zurückschlagen kann, dass man diesen Rückstand aufholt. Conference-League-Achtelfinale Endstation. Warum das geschehen ist, haben wir schon in der ersten Hälfte gesehen.

Ich glaube, dass Sturm zu sehr auf den Gegner orientiert war, nicht auf die eigenen Stärken. Man hat versucht, das Spiel der Franzosen so zu kontrollieren, dass man gut verschiebt und kompakt steht, hat aber nie Zugriff bekommen auf die Zweikämpfe, was die Kernkompetenz von Sturm ist. Aggressives Pressing, Ballgewinne und dann der Konter, das haben wir nie gesehen. Am Ende des Spiels kann man sagen, es war eine Machtdemonstration von Lille. Man hat den Gegner zu groß gemacht uns sich selbst zu klein. Das muss man jetzt umkehren.“

…über die Verletzung Sarkarias: „Jeder Ausfall eines Kaderspielers hat eine Bedeutung. Er hatte eine wichtige Rolle im Spiel von Sturm. Die fällt jetzt mit ihm weg. Jetzt müssen andere diese Aufgabe für ihn übernehmen. Der Ausfall schmerzt sehr. Es tut mir auch sehr leid für den Manprit, er ist ein sehr feiner Fußballer.“

Fotocredit: RiPu-Sportfotos